Kristina Müller
· 19.11.2019
Der norwegische Einhandskipper segelt am liebsten bei Kälte und Starkwind, im Winter zieht es ihn immer wieder allein auf die Nordsee. Was reizt ihn bloß daran?
Aanderaa hält wenig davon, im Winter eine Segelpause einzulegen. Im Gegenteil: Bei Kälte und Sturm zieht es den Norweger erst recht hinaus auf die Nordsee. Mit einer gewöhnlichen Contessa 35, Baujahr 1976, nimmt er regelmäßig Kurs auf die Inseln der nördlichen Nordsee: die Shetlands, Färöer, Orkneys. Allein.
Aanderaas Heimathafen ist Haugesund an der Westküste Norwegens nördlich von Stavanger. Von dort bricht er zu seinen winterlichen Abenteuern auf.
Profi im Überleben
Seine Törns bei meist haarsträubenden Bedingungen hält der 37-Jährige zudem mit der Kamera fest und stellt sie ins Internet. Die beeindruckenden Aufnahmen seiner Sturmfahrten werden mittlerweile hunderttausendfach geklickt.
Leichtsinnig oder gar verrückt ist Aanderaa aber keineswegs; er weiß genau, was er tut. In seinem Job bereitet er Leute, die auf Ölplattformen und Versorgungsschiffen arbeiten, auf den Notfall vor. Er ist Ausbilder für Überleben-auf-See-Trainings – also genau für jene Disziplin, die er während seiner außergewöhnlichen Törns ständig aufs Neue selbst zu perfektionieren scheint.
Außergewöhnliche Törns mit gewöhnlichem Boot
Erik Aanderaas "Tessie" ist eine Contessa 35, die 1976 in England gebaut wurde. Das 10,85 Meter lange und 3,48 Meter breite GFK-Schiff mit typischer IOR-Rumpfform verdrängt 6,4 Tonnen und wurde von Doug Peterson konstruiert. Der Schiffstyp gilt als seetüchtig und solide. Aanderaa hat sein Boot nach dem Kauf fürs Einhandsegeln bei rauen Bedingungen ausgerüstet.
Im Interview berichtet er über den Reiz und die Gefahren des Einhandsegelns bei Extrembedingungen, über angstvolle Momente und gute Seemannschaft – und über Pläne für sein kommendes, bisher größtes Abenteuer.