Kristina Müller
· 19.11.2019
2018 hat die YACHT mit Elayna Carausu und Riley Whitelum gesprochen: über ihre Weltumsegelung als Youtube-Stars, goldene Momente und schwierige Situationen
Bekannt war die australische Crew der "La Vagabonde" schon, bevor sie Greta Thunberg zum Transatlantiktörn nach Madrid an Bord nahm: Sie betreibt mit "Sailing La Vagabonde" den zurzeit erfolgreichsten Segel-Videoblog auf Youtube.
Seit 2014 segeln Elayna Carausu, 26, und Riley Whitelum, 34, um die Welt – anfangs auf einer Beneteau Cyclades 43, mittlerweile mit ihrem kleinen Sohn auf einem Fahrtenkat vom Typ Outremer 45.
Ihr populärer Youtube-Kanal über das Blauwasserleben des Paares hat sich aus einem spontanen Experiment mit der Kamera zu Beginn der Reise entwickelt: Knapp 1,2 Millionen Abonnenten und über 200 Videos sprechen heute für sich.
Im Frühjahr 2018 hat die YACHT über die Crews der bekanntesten Segel-Vlogs berichtet und mit den Australiern über ihre Weltumsegelung als Youtube-Stars gesprochen. Auszüge aus dem Gespräch:
YACHT: Die Videos auf Ihrem Youtube-Kanal "Sailing La Vagabonde" haben Millionen von Klicks. Wissen Sie, woher Ihre Fans kommen?
Elayna Carausu: Ja, das verrät die Youtube-Statistik. Unsere Zuschauer kommen größtenteils aus den USA, Australien und Neuseeland – aber auch rund elf Prozent aus Deutschland.
YACHT: Sie stellen wöchentlich ein neues Video ins Internet. Wie viel Zeit beansprucht das Filmen und Schneiden?
Elayna Carausu: Das, was wir machen, Segeln und Videos erstellen, kommt zwei Vollzeit-Jobs gleich: einer fürs Segeln, einer fürs Filmen.
Riley Whitelum: Wenn man also an einem der beiden keinen Spaß hat, macht ein Segel-Vlog wenig Sinn.
Elayna Carausu: Riley kümmert sich ums Boot, ich mich um die Filme. Beides ist zeitintensiv: Zwei Tage pro Woche gehen allein für das Schneiden drauf, ein Tag für weitere Details wie Musikauswahl und für das Intro, und dann kommt oft das Schwierigste: die Videos in Netz zu stellen. Wir haben schon alles Mögliche gemacht, um sie an abgelegenen Orten der Welt ins Netz zu bekommen. Vom Bestechen von Lehrern, dass wir das Schulnetz nutzen dürfen (lacht) bis hin zu drei Tage gegen den Wind segeln – von den Tuamotus nach Tahiti –, nur um ein Video hochzuladen.
YACHT: Macht Ihnen dieser Lebensstil immer Spaß oder gibt es auch Momente des Zweifelns?
Riley Whitelum: Mittlerweile haben wir beide viel Spaß an den Videos und ziehen eine Menge Motivation für unsere Reise daraus. Wir wissen aber, wir müssen etwas unternehmen, damit in den Filmen auch etwas passiert, zum Beispiel an Land einen Berg erklimmen. Wahrscheinlich wären wir manchmal fauler, wenn wir den wöchentlichen Video-Blog nicht hätten.
"Ich hatte keine Ahnung vom Segeln, aber ich war sicher, dass ich es lieben würde" – Riley und Elayna über die Anfänge ihrer Reise in der australische Nachrichtensendung "Today Tonight"
YACHT: Reichen die Einnahmen, die Ihre Videos generieren, um das Leben unter Segeln zu finanzieren?
Elayna Carausu: Ja, Stand heute kommen 90 Prozent unserer Einnahmen über die Crowdfunding-Plattform Patreon, das ist ein relativ verlässlicher Einkommenszweig.
YACHT: Gibt es ein Drehbuch oder einen Plan für jeden neuen Film?
Elayna Carausu: Ein Drehbuch habe ich nie geschrieben, ich suche nachher immer die Szenen aus dem Material raus, die sich eignen.
Riley Whitelum: Gerade die kitzeligen Situationen, in denen etwas schiefgehen kann, sind ja die goldenen Momente, die lassen sich kaum planen. Wir haben aber die Vereinbarung getroffen, dass wir die Kamera nur draufhalten, wenn das in der jeweiligen Situation für beide hundertprozentig okay ist. Wann das der Fall ist, wissen wir mittlerweile aus Erfahrung.
Elayna Carausu: Tatsächlich werden die schrecklichen Momente sogar viel erträglicher, wenn man sie teilen kann, wie wir mit unseren Zuschauern. Dann ist das Filmen ein wenig wie eine Therapie.
YACHT: Welchen Tipp geben Sie anderen, die mit einem Segel-Videoblog Erfolg haben wollen?
Riley Whitelum: Einfach machen. Jeder an Bord hat eine Geschichte zu erzählen. Es wäre schade, sie für sich zu behalten.
Elayna Carausu: Wichtig ist aber, dass die Geschichte, die man erzählen will, leicht zu verstehen sein muss. Ich schnappe mir morgens die Kamera, und die Story entwickelt sich im Laufe des Tages in meinem Kopf. Man darf sich auch nicht verstellen. Wir glauben, dass Authentizität eines der Erfolgsgeheimnisse unseres Vlogs ist. Sich dauerhaft zu verstellen würde ohnehin niemand lange durchhalten.
"Reality-Check" – Die La-Vagabonde-Crew über ihren Alltag bestehend aus Segeln und Videoproduktion