Lars Bolle
· 07.11.2024
Kevin Costner (69) wird heute mit einem Bambi geehrt. Costner? Da klingelt doch was! Genau, ältere Semester werden sich sofort an den Hollywood-Streifen „Waterworld“ erinnern, der Mitte der 90er in die Kinos kam. Wohl eher nicht wegen der Handlung oder der für die Zeit extrem aufwändigen Kulisse und der Stunts, sondern wegen eines Trimarans, der damals in Seglerkreisen für heiße Diskussionen sorgte. Wer den Streifen noch nicht gesehen hat, sollte das allein wegen des Bootes unbedingt nachholen!
Bambi-Preisträger Costner lebt in einer überfluteten Welt auf einem Trimaran. Dieser weist Features auf, die einfach als genial bezeichnet werden müssen.
Konnte das sein? Das wäre ja zu schön, dachten wohl viele Segler, vor allem Einhand-Enthusiasten. Oder war alles nur Hollywood-Fake? Sowohl, als auch.
Tatsächlich gab es zwei Versionen des Bootes. Eine war voll einsatzfähig und wurde für die Segelsequenzen auf See eingesetzt. Sie erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 30 Knoten. Die andere Version, die transformierbare, wurde für Filmaufnahmen über und unter Deck verwendet, insbesondere für Aufnahmen, die Spezialeffekte erforderten. Zu diesen Effekten gehörten der Windrotor sowie die Teleskopierbarkeit. Diese waren also nicht wirklich einsatzfähig. Aber auch diese Version war segelbar, allerdings nicht mit der Geschwindigkeit der Rennversion. Beide Version waren aus GfK, wurden aber aufwändig auf Stahl und einen hohen Verrottungsgrad per Farbdose getrimmt.
Ebenfalls Fake war die Kombination aus Grinder und Pinne. Costner spielte nur den Steuermann. Unter Deck saßen Trimmer sowie der tatsächliche Steuermann. Über Videoscreens sahen sie die Segel und das Boot und konnten so die entsprechenden Einstellungen vornehmen. Dass sich dieses genial anmutende Feature dennoch nicht im Einhandsegeln durchgesetzt hat, liegt offenbar einerseits am Aufkommen von Autopiloten. Auch hat sich mehr bewährt, getrennte Winschen oder Grinder in der Nähe von Pinne oder Steuerrad zu haben.
Nach dem Sieg der Französin Florence Arthaud bei der Route du Rhum 1994 auf dem Trimaran „Pierre 1er“ wurde das französische Konstrukteursbüro VPLP (Marc Van Peteghem und Vincent Lauriot-Prevost) von Universal Pictures beauftragt, das Boot für den Film “Waterworld” zu entwerfen und zu bauen.
Beide Versionen waren 60 Fuß lang und wurden in den Formen von “Pierre 1er“ bei Jeanneau unter der Leitung von Bruno Belmont gebaut, dem späteren Marketingdirektor der Jeanneau-Marke Lagoon. Die Boote wurden mit einem Frachtflugzeug nach Hawaii verschifft. Der funktionstüchtige Trimaran wurde anschließend an den amerikanischen Segler H. L. Enloe verkauft, der ihn später bei zahlreichen Regatten einsetzte. Im Mai dieses Jahres wurde das Boot komplett zerlegt in einer Anzeige für 26.000 Dollar angeboten. Die transformierende Version befindet sich in Privatbesitz.
Die post-apokalyptische Science-Fiction-Erzählung hat sich im Laufe der Jahre zu einem Kultklassiker entwickelt und ist besonders bekannt für ihre ambitionierte Darstellung einer Welt, die vollständig von Wasser bedeckt ist, da die Polkappen geschmolzen sind. Die wenigen Überlebenden sind gezwungen, auf improvisierten Siedlungen auf dem offenen Meer zu leben, und ihre Suche nach dem letzten Stück unberührten Landes treibt sie an. Kevin Costner spielt den Mariner, einen mutierten Einzelgänger mit Kiemen und Schwimmhäuten, der die Wasserwelt auf einem hoch entwickelten Trimaran durchquert.
Als der Mariner eine schwimmende Stadt besucht, wird er aufgrund seiner genetischen Mutationen gefangen genommen. Dort trifft er auf Helen und das Mädchen Enola, deren Tätowierung ein Rätsel birgt. Dieses Rätsel könnte der Schlüssel zum mysteriösen "Dryland" sein. Die Smokers, angeführt vom brutalen Deacon, sind ebenfalls hinter diesem Geheimnis her und treiben die Handlung voran. Kevin Costners Figur, der Mariner, entwickelt im Laufe des Films eine Beziehung zu Helen und Enola, was zur zentralen emotionalen Spannung der Geschichte beiträgt.
Die Dreharbeiten für "Waterworld“ fanden überwiegend auf Hawaii statt und begannen im Jahr 1994. Die Produktion war von zahlreichen Herausforderungen geprägt, darunter wetterbedingte Verzögerungen. So wurde die schwimmende Stadt in einem Hurrikan zerstört und musste neu aufgebaut werden, was die Dreharbeiten ein halbes Jahr verzögerte. Auch deshalb wurde das ursprünglich geplante Budget von rund 100 Millionen Dollar immens überschritten.
Mit einem Budget von rund 175 Millionen US-Dollar galt "Waterworld" letztlich als einer der teuersten Filme seiner Zeit. Diese finanziellen Investitionen spiegelten sich jedoch in den beeindruckenden Kulissen und Spezialeffekten wider, die in der gesamten Filmbranche Aufsehen erregten. Das Set-Design umfasste große schwimmende Plattformen und künstliche Inseln wie auch eine Nachbildung des havarierten Tankers „Exxon Valdez“. Die beeindruckenden Stunt-Arbeiten, einschließlich spektakulärer Verfolgungsjagden auf Jetskis, waren ein Markenzeichen des Films.
Einer der Gründe für die immensen Kosten war auch der Drehort Hawaii. Fast alle Kulissen und das gesamte Set-Equipment mussten per Flugzeug oder Schiff zur Inselgruppe transportiert werden. So auch die beiden Trimarane. Außerdem drehte man alle Szenen auf dem offenen Wasser. Obwohl Kevin Costner für seine Rolle damals keinen Bambi gewann, erhielt er Anerkennung für sein Engagement und seine schauspielerische Leistung.
Als "Waterworld" auf die Kinoleinwand kam, erhielt der Film gemischte Kritiken. Einige lobten die visuelle Darstellung und die kreative Weltentwicklung, während andere die Handlung als zu konstruiert empfanden. Finanziell spielte der Film weltweit über 264 Millionen US-Dollar ein, was letztendlich seine Produktionskosten deckte, auch wenn die Erwartungen höher waren. Der finanzielle Erfolg war auch auf eine starke internationale Performance und spätere Verkäufe im Heimvideomarkt zurückzuführen.