Nils Günter
· 07.02.2011
84-jähriger Skipper leitet Floß-Expedition in die Karibik. Crew sammelt Geld für Trinkwasserprojekt. Durchschnittsalter 65 Jahre an Bord
Anthony Smith will Mut machen. Mit seinen 84 Jahren will er beweisen, dass man auch im hohen Alter noch Abenteuer erleben kann. Kurzerhand lässt er ein Floß aus Kunststoff-Wasserrohren bauen, sammelt eine Crew aus Männern jenseits der Fünfzig um sich und segelt los.
64 Jahre nach "Kon-Tiki" schaukelt nun "An-Tiki" über einen Ozean. Doch es ist nicht der Pazifik, sondern der Atlantik, und das ist nicht der einzige Unterschied zu Thor Heyerdahls Floßfahrt. Anders als ihre berühmte Vorgängerin besteht "An-Tiki" nämlich nicht aus Balsaholz, sondern aus elfeinhalb Meter langen Wasserrohren aus englischer Produktion.
Der Baustoff wurde mit Bedacht gewählt, denn die vierköpfige britische Crew möchte mit ihrer Atlantiküberquerung auf die Verknappung von Trinkwasser aufmerksam machen und sammelt Spenden für die gemeinnützige
Organisation Water Aid. 50.000 Pfund sollen so zusammenkommen.
Doch die etwa 70 Tage dauernde Reise von den Kanaren bis in die karibische Inselwelt soll auch noch etwas anderes zeigen: Mit der Erfahrung des Alters und entsprechend guter Vorbereitung können auch vermeintlich waghalsige Touren wie die Floßtour über den großen Teich gemeistert werden. Darüber hinaus ist "An-Tiki" mit modernen Kommunikationsmitteln und Solarmodulen ausgerüstet.
Die Lebensläufe der vier Besatzungsmitglieder — 84, 61, 57 und 56 Jahre alt — lesen sich allein schon spannend. Es sind Segler, Ballonfahrer, Weltenbummler und Abenteurer, die sich nicht zum alten Eisen zählen.
Skipper Anthony Smith hat in einem Ballon bereits die Alpen überquert und flog damit auch von Sansibar über den Ngorongoro-Krater nach Ostafrika. Über die Floß-Tour sagt der 84-Jährige: "Ein stabil und gut gebautes Floß wie die An-Tiki ist sicherer als eine Busfahrt nach Timbuktu." Die Bugsektionen der vier Längsrohre sind sogar mit einer Art Crashbox versehen, die im Falle einer Kollision kaputtgehen kann, ohne dass die eigentlichen Schwimmer dadurch zerstört werden.
Vor acht Tagen starteten die Briten von La Gomera aus, wo sie das Floß in zwei Monaten zusammengebaut hatten. Die Einzelteile waren aus England im Container angeliefert worden. Bisher segelt die elfeinhalb Meter lange und sechs Meter breite "An-Tiki" ohne besondere Vorkommnisse. Zwischenzeitlich jubelte die Crew schon über sechs Knoten Boatspeed, aktuell segeln sie mit zwei bis drei Knoten südwestlich von La Gomera gen Westen.