Fabian Boerger
· 26.08.2021
Vor wenigen Stunden hat der Österreicher den Abbruch seines derzeitigen Rekordversuchs verkündet. Seit elf Tagen war der Abenteuersegler unterwegs
Vier Stunden, nachdem wir heute nachmittag über das bisherige Vorankommen des österreichischen Abenteuersegler Norber Sedlacek berichtet hatten, wurde auf seiner Facebook-Seite das vorzeitige Ende seines Rekordversuchs verkündet. Dort heißt es:
"Aufgrund elektrischer Probleme muss Skipper Norbert Sedlacek Koch den Rekordversuch abbrechen und wird, wenn es die Bord- und Wetterverhältnisse zulassen, nach Les Sables d'Olonne zurückkehren. Trotz stundenlanger Bemühungen ist es ihm nicht gelungen, die Stromversorgung der notwendigen Systeme wie Autopilot und Navigationselektronik sicher zu stellen. Deshalb hat er schweren Herzens, vor allem aus sicherheitstechnischen Überlegungen, beschlossen, den bisher sehr erfolgreich verlaufenen Rekordversuch abzubrechen."
An den vorangegangenen Tagen hatte der Skipper selbst noch einen optimistischen Eindruck hinterlassen. Es ging immer weiter gen Norden: Sedlacek hatte die irischen Gewässer hinter sich gelassen und war vor der Ostküste Islands bis auf 63. Grad nördlicher Breite gelangt. Auf Facebook berichtete er darüber.
Neben Fotos von Delphinen und Möwen, die ihn gelegentlich besuchten, stimmte er zwar auch immer wieder einmal nachdenkliche Töne an. Die galten aber eher den Umweltproblemen, denn technischen Schwierigkeiten an Bord seiner Yacht.
Jüngst teilte er etwa eine Aufnahme aus dem Cockpit seines selbstgebauten Open 60. Das Foto zeigt einen Teil des Achterdecks und die umliegende Szenerie. Es ist grau in grau: Nieselregen, bewölkt, diesig. „Es ist abwechselnd warm, kalt und dann wieder warm. Zeitweise glaube ich, es dreht jemand den Föhn an“, schreibt er.
Der Einfluss des Golfstroms ist für Sedlacek spürbar. Das habe den Vorteil, dass er auf dem 63. Breitengrad noch in einer dünnen Jacke an Bord arbeiten könne. Aber zugleich sei es auch erschreckend: Der Klimawandel melde sich sehr stark zu Wort. Mit einem Appell richtet er sich an seine Community: „Nehmen wir es nicht auf die leichte Schulter, lasst uns jetzt handeln.“
Mit dem Projekt „Ant Arctic Lab“ wollte der Segler, der bereits an der Vendée Globe teilnahm und mehrfach die Ozeane überquerte, selbst einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Eigenen Angaben zufolge sei sein erklärtes Ziel, ein revolutionäres Yachtbaukonzept zu entwickeln, das entgegen herkömmlicher Fertigung nachhaltig, recycelbar und umweltverträglich sei. Aus diesem Grund ist das 18,28 Meter lange Boot aus einem Vulkanfaser-Balsaholz-Sandwich hergestellt, das besonders umweltverträglich sein soll.
Sedlaceks geplanter Kurs hätte ihn in den nächsten Tagen an Island vorbei nach Spitzbergen und dann südwärts gen Antarktis führen sollen. Seine aktuelle Position kann über einen Livetracker online nachverfolgt werden.
Bereits 2019 hatte Sedlacek, damals nach sieben Tagen auf See, wegen irreparabler Schäden am Boot in de Starthafen zurückkehren müssen. Im vergangenen Jahr verhinderte dann die Corona-Pandemie seinen geplanten Start. Und nun also das neuerliche schnelle Ende seiner beabsichtigten Weltumsegelung. Ob er einen neuen Versuch wagen will, ist bislang nicht bekannt.