Johannes Erdmann
· 03.07.2012
André Kurreck und Tim Wolf starten heute von Lissabon aus zur Atlantiküberquerung – auf einem nur 7,31 Meter langen Kleinkreuzer
Zugegeben, es hat in den vergangenen 30 Jahren so viele Langfahrten auf dem Bootstyp Shark 24 gegeben, dass es kaum noch verwunderlich ist, wenn nun zwei 37-jährige Schweriner von Lissabon aus zur Atlantiküberquerung aufbrechen. Doch das macht das Schiff nicht größer und die Herausforderung nicht kleiner. Das Boot scheint einfach eine gängige Wahl für Langfahrtsegler zu sein, die ihre Reise zum großen Abenteuer machen wollen.
"Ich habe Bücher und Berichte von Atlantiküberquerern mit kleinen Booten gelesen und wollte das einfach auch mal machen", sagt André Kurreck, Wasserbautechniker und Initiator des "Lebe Meer"-Projekts. "Dann habe ich davon gelesen, dass im Jahr 2003 schon einmal zwei Deutsche mit der Shark 24 über den Atlantik sind – und wollte auch solch ein Boot. Man kann es trailern, das war wichtig für die Probetörns im Mittelmeer und auf der Ostsee, ich kann es vor der Tür auf dem Schweriner See liegen haben – und es ist einfach seetüchtig und erprobt."
Tatsächlich ist die Liste der Langfahrten auf der Shark 24 lang. Bereits im Herbst 1971 segelte der Kanadier Clive O'Connor mit seiner Frau und kleinen Tochter auf "Chi Squared's" von Kanada aus in Richtung Neuseeland. Den großen Stauraum im Heck hatte der Skipper zur Achterkabine für das Kind umgebaut. Nach 14 Monaten und 12.000 Seemeilen erreichten Schiff und Crew Neuseeland im November 1972. Etwa zur gleichen Zeit, als sich Randal Peart, ebenfalls Kanadier, zur doppelten Atlantiküberquerung vorbereitete. Im Januar 1973 startete er von der Chesapeake Bay aus über die Bermudas und Azoren nach England. Auf der letzten Etappe brachen die Ruderbeschläge. Aus seinem Anker sägte und feilte er sich Ersatz, der ihn bis nach England brachte. Nicht jedoch ohne eine Kenterung, 350 Meilen vor Falmouth. Die Überfahrt konnte ihn jedoch nicht genug abschrecken – im folgenden Jahr segelte er über die Südroute zurück in die USA.
Die gleiche Route, die 30 Jahre später die deutschen Georg Pferdmenges und Irene van Adrichem mit ihrer Shark 24 nahmen. Die beiden Studenten hatten einen Termin in der Karibik, van Adrichem sollte ein Praktikum auf Curacao beginnen – und so kauften sie sich für 3.500 Euro eine alte Shark und segelten hin. Etwa 1.000 Seemeilen vor Barbados brach an Bord der "Futschi Kato" das Ruder, doch mit der alten Hilfsruder-Windsteueranlage und 100 Metern nachgeschleppter Leine gelang es, den Kurs des Schiffes zu stabilisieren, es zum Selbststeuern zu bringen und schließlich die Karibik zu erreichen.
"Wir haben aus den Problemen der anderen gelernt und uns ein verstärktes Ruderblatt bauen lassen", erklärt André Kurreck, "das sollte bis zum Ende der Reise halten." Geplant ist, das Schiff nun heute zunächst auf die Kanaren zu segeln, 750 Seemeilen von Lissabon entfernt. Dort bleibt es dann bis zum November, der idealen Zeit zur Start in die Karibik. Dort wird dann Freund und Mitsegler Tim Wolf zurück nach Hause fliegen, während sich Kurreck auf dem Weg zu den Bahamas macht. Der Rücktransport wird dann von den USA aus per Frachter erfolgen. Bis dahin liegen jedoch noch gut 5.500 Seemeilen vor dem Bug.
Die Reise kann auf www.lebemeer.de verfolgt werden.