Kristina Müller
· 02.06.2022
Yann Quenet ist so sympathisch, wie sein Projekt verrückt anmutet: Im selbst gebauten Mini-Boot hat der Franzose die Welt umsegelt. Nun ist er auf dem Heimweg. Der Bericht im PDF-Download
Yann Quenet setzt neue Maßstäbe. Wenn der 53-jährige Franzose davon spricht, dass er bald zu Hause ist, liegen noch Tausende Meilen und der Atlantische Ozean vor ihm. Doch für Quenet ist das nicht mehr allzu viel, hat er doch in den vergangenen drei Jahren den Globus beinahe komplett umrundet. Und das auf einem Boot, auf dem sich die meisten noch nicht einmal ein Wochenende am See vorstellen könnten.
Nun aber ist die "Baluchon" mit ihrem Skipper wieder auf See. Der französische Bootsname bedeutet so viel wie "Bündel". Leichtes Gepäck also für einen reisenden Minimalisten wie Quenet. Seinen segelnden Untersatz hat der autodidaktische Bootsbauer selbst entworfen und gebaut, und zwar in seiner kleinen Werft in der heimatlichen Bretagne. Auf seiner französischsprachigen Webseite www.boat-et-koad.com gibt er Einblicke in seine bisherigen Kleinboot-Projekte, auf die er sich spezialisiert hat.
Schon immer habe er von einer großen Segelreise geträumt, erzählt der Bretone im Telefoninterview mit der YACHT. 2019 war es so weit, "Baluchon" war fertig – mit einem breiteren Prototypen hatte er zuvor Schiffbruch erlitten –, und Quenet stach in See. Über den Atlantik segelte er in die Karibik und brachte sein knallrotes Gefährt von dort auf dem Landweg durch Panama an den Pazifik. "Die Voraussetzungen für eine Panamakanal-Durchfahrt hat mein Boot nicht erfüllt", erzählt Quenet lachend. Es hat noch nicht einmal einen Außenborder. Zum Manövrieren bei Flaute nutzt der Abenteurer ein langes Paddel.
Weiter ging es in die Südsee, seinem Sehnsuchtsrevier, in dem er Monate verbrachte und schließlich von der Pandemie überrascht wurde. Wie es ihm bis dorthin ergangen ist, hat er bereits im großen Interview in YACHT 18/2020 erzählt.
Es folgten zahlreiche Härtetests: geschlossene Grenzen, Irrfahrt aufgrund der Pandemie und keine Möglichkeit, Australien wie geplant mit dem Boot am Haken auf der Straße zu durchqueren. Schließlich segelte Quenet notgedrungen einen 77 Tage(!) langen Einhand-Nonstop-Schlag über den Indischen Ozean von Neukaledonien bis nach La Réunion. Ein Husarenritt, den der Franzose jedoch so locker kommentiert wie alle anderen Herausforderungen seines Abenteuers. "Das Schwierigste war, ausreichend Proviant mitzunehmen auf dem kleinen Boot." Genug Wasser konnte er nicht stauen, musste schließlich Regen auffangen.
Weiter ging es auf dem Trailer durch Südafrika und via Sankt Helena im Südatlantik nach Brasilien. Von dort ist er nun zu einem seiner letzten großen Schläge auf dieser faszinierenden Weltreise aufgebrochen. Sein finales Ziel will er Ende Juli erreichen.
Wo das liegt und wie er die zweite Hälfte seiner Weltumsegelung in einem Boot, das kürzer ist als viele Jollen, trotz zahlloser Herausforderungen gemeistert hat, verrät er im Interview in der YACHT 11/2022. Das Heft ist im DK-Shop erhältlich, oder Sie laden das Interview über den Link unten herunter.
Yann Quenet und "Baluchon" können in ihrem Tracker verfolgt werden (klicken).