Tatjana Pokorny
· 02.09.2022
Wassereinbruch und ein „Blackout“ haben Solosegler Jörg Riechers um eine gute Platzierung in der zweiten Etappe im La Solitaire du Figaro gebracht. Der Hamburger Segelprofi hatte die erste Etappe des Dreiteilers als Vierter stark beendet, ist nun aber vor dem Finale bei seinem zweiten Einsatz im Figaro mit Platz 24 in Etappe zwei schmerzhaft zurückgefallen. Neueinsteigerin Sanni Beucke kam als 31. ins Ziel.
Der Hamburger Jörg Riechers war nach seinem Erfolg auf der ersten Etappe des französischen Klassikers selbstbewusst und hoffnungsfroh in die zweite Etappe von Port-La-Forêt über 630 Seemeilen nach Royon gestartet. Tatsächlich segelte der Steuermann vom Hamburger Segel-Club anfangs in der vorderen Gruppe mit. Dann aber fiel er stark zurück. Weil im Figaro wie bei den Minis keine Kommunikation mit der Außenwelt erlaubt ist, war die Ursache dafür nicht gleich klar. Riechers hat sie jetzt erklärt: Er hatte bei 30 Knoten Wind mit Wasser im Schiff zu kämpfen, das durch die Inspektionsklappe des Backbord-Foils eingedrungen war. Um seine Batterien zu retten, musste er das Tempo drosseln und seinen Segelstil anpassen. „Dadurch habe ich sechs, sieben Plätze verloren“, erzählt er.
Wie es zum dem Wassereinbruch kam, berichtet Riecher YACHT online im Detail: „Die Boote werden nach Losverfahren nachvermessen. Drei Boote werden pro Etappe gewogen. Da ist das Los auf mich gefallen. Diese Inspektionsklappen sind superfragil. Die Klappen müssen geöffnet werden, damit geprüft werden kann, ob hier nicht beispielsweise mit Wasserballast geschummelt wird. Beim Reinschrauben ist die eine Klappe offenbar beschädigt und schlecht wieder verschlossen worden. So kam Wasser ins Boot, wo sonst nie Wasser war. Es wurde immer schlimmer, am Ende ein Liter pro Minute. Ich habe das später mit Unmengen Sikaflex dicht gemacht. Eigentlich hätte ich zu dem Zeitpunkt noch eine Stunde weiter auf dem Bug segeln müssen. Das konnte ich aber nicht. Ich musste gegen den Dreher wenden. Dann kam eins zum anderen …“
Anschließend ging Jörg Riechers bei seiner Aufholjagd ins Risiko. Tatsächlich gelang es ihm, bis Penmarch wieder auf zwei Seemeilen an die Spitzengruppe heranzurücken. Dann aber verabschiedete sich der Bordcomputer plötzlich mit einem „Blackout“. „Ich musste auf die Navigation alter Schule zurückgreifen und habe die Rennleitung um Angabe der Sperrzonen gebeten, um nicht versehentlich dort hineinzugeraten. Doch wie organisiert man ohne Infos eine Rennstrategie gegen Gegner wie diese?“ Mit Platz 24 im Feld der 32 Teilnehmer ist Riechers nicht zufrieden: „Ich bin sehr enttäuscht, weil dieser Platz mein Navigations- und Geschwindigkeitspotenzial überhaupt nicht widerspiegelt. Ich bin auch enttäuscht für meine Partner, die mir vertrauen. Jetzt muss ich mich ausruhen und mich auf die letzte Etappe konzentrieren, die am Sonntag vor Royon beginnt.“
Sanni Beucke hat das Ziel der zweiten Etappe am späten Freitagabend kurz vor Mitternacht erreicht. Im Duell mit Piers Copham („Voiles Des Anges“) konnte die Steuerfrau aus Strande den Briten auf den letzten Platz im Figaro-Feld verweisen, erreichte die Ziellinie eine gute halbe Stunde vor Copham. Die olympische Silbermedaillen-Gewinnerin im 49erFX ist erst in diesem Jahr ins Seesegelfach umgestiegen und lernt in der fordernden Figaro-Klasse für ihren Aufstieg im Solosegeln mit Fernziel der Vendée-Globe-Teilnahme 2028.
Gewonnen hat die zweite Etappe im La Solitaire du Figaro der Franzose Guillaume Pirouelle auf „Region Normandie“ vor Achille Nebout auf „Amaris – Prime Energie“ und Topfavorit Tom Laperche auf „Region Bretagne – CMB Performance“. Damit hat Guillaume Pirouelle die Führung nach zwei von drei Etappen übernommen. Der Normanne sorgt weiter für Aufsehen, denn auch er bestreitet sein erstes La Soiltaire du Figaro, gehört zu den als „bizuth“ bezeichneten Neulingen. „Guillaume ist smart und strebsam, segelt seit zwei Jahren Figaro und hat sich mit seinem Coach offensichtlich sehr gut vorbereitet“, sagt Jörg Riechers. Weil im La Solitaire du Figaro nicht die Platzierungen, sondern nur die gesegelten Zeiten addiert werden, fiel Jörg Riechers selbst durch die verunglückte zweite Etappe von Platz vier brutal auf Platz 22 zurück. Susann Beucke liegt mit ihrer Kampagne „This race is female“ vor dem Finale auf Platz 31. Die dritte und letzte Etappe startet am 4. September. Hier geht es zu den Gesamtständen.