53. La Solitaire du FigaroFrom Zero to Hero – der Riechers-Konter

Tatjana Pokorny

 · 25.08.2022

53. La Solitaire du Figaro: From Zero to Hero – der Riechers-KonterFoto: Vicent Olivaud/Solo MaîtreCoq
Vorwärts! Ein schönes Symbolbild für den Riechers-Coup auf Etappe eins im La Solitaire du Figaro

Wer hätte das gedacht? Dem Hamburger Segelprofi Jörg Riechers ist auf der ersten Etappe des französischen Solo-Klassikers La Solitaire du Figaro eine Meisterleistung gelungen. Riechers war befriedigend ins Rennen gestartet, aber zwischenzeitlich auf die hintersten Plätze zurückgefallen. Im Endspurt holte er mit einem gelungenen Ausbruchversuch Platz vier.

Vorwärts! Ein schönes  Symbolbild für den Riechers-Coup auf Etappe eins im La  Solitaire du FigaroFoto: Vicent Olivaud/Solo MaîtreCoq
Vorwärts! Ein schönes Symbolbild für den Riechers-Coup auf Etappe eins im La Solitaire du Figaro

Jörg Riechers: “Es haben sich einige gewundert, dass ein Deutscher so weit vorne ist”

Der Startschuss zur ersten Etappe war am 21. August bei Nantes gefallen. Sieger Fred Duthill (”Le Journal Des Entreprises”) hat die 644 Seemeilen lange Etappe in 3 Tagen, 18 Stunden, 24 Minuten und 59 Sekunden absolviert. Tom-Favorit Tom Laperche, der die Flotte der 34 Beneteau-Figaro-3-Segler lange angeführt hatte, kam knapp zwei Stunden nach dem Etappensieger erst als Neunter ins Ziel. Dazwischen konnte sich konnte sich der 53-jährige Riechers bei seiner zweiten Figaro-Teilnahme auf Platz vier platzieren. Zum Spitzenreiter fehlt ihm nach der ersten von drei Etappen nur eine gute Stunde. Das Echo im Hafen? “Es haben sich so einige gewundert, dass ein Deutscher so weit vorne ist. Viele haben mich aber auch schon als Franzosen auf der Liste…”, sagte Jörg Riechers lächelnd im Zielhafen. Hier geht es zu den Zwischenständen nach Etappe eins.

Hier ist der erfolgreiche Ausbruch von Jörg Riechers (hellblaues Boot) schon gut zu erkennen. Die Entscheidung hat den Hamburger Solo-Skipper in die Top Fünf springen lassenFoto: Screenshot/La Solitaire du Figaro
Hier ist der erfolgreiche Ausbruch von Jörg Riechers (hellblaues Boot) schon gut zu erkennen. Die Entscheidung hat den Hamburger Solo-Skipper in die Top Fünf springen lassen

“Mein Rennen hatte gut begonnen”, erzählt Riechers kurz nach der Ankunft in Port-La-Forêt. Und weiter: “Bis Bshops Rock lief alles nach Plan. Dann hatte ich die geniale Idee einer Halse. Das war katastrophal, ein ganz großer Fehler.” Danach fiel Riechers im Mittelteil der Etappe sogar hinter Sanni Beucke zurück, die am Mittwochnachmittag als voraussichtlich 32. im Ziel erwartet wurde. “Ich habe mich über mich geärgert”, beschreibt Riechers seine Gefühlswelt der vergangenen Tage. Gleichzeitig wusste er in zweiten Etappen-Halbzeit, “dass irgendwann eine Front aus Westen kommen würde.” Sein Blatt wendete sich aber erst bei den Scilly-Inseln. “Da herrschte Totenflaute”, rekapituliert der “Alva Yachts”-Skipper. Ihm war klar, dass er dem Flautenloch entkommen muss. Das gelang in Kopplung mit dem gelungenen Ausbruchsversuch. “Philippe Hartz (Red.: Dritter im Ziel), mir und zwei weitere Seglern ist der Ausbruch dann gelungen. Und das war es.” Hier kann die Ankunft der Solisten auch in der Wiederholung geschaut werden.

Wenig  Wind bei den Scillys. Hier begann der gelungene Ausbruchsversuch Jörg Riechers und weiteren  SolistenFoto: Alexis Courcoux/La Solitaire du Figaro
Wenig Wind bei den Scillys. Hier begann der gelungene Ausbruchsversuch Jörg Riechers und weiteren Solisten

Von einem der hinteren Plätze am Vortag sprang Riechers buchstäblich über Nacht vor auf Platz vier, indem er viele der vor ihm liegenden Boote einfach umkurvte. Damit war er plötzlich bei der wartenden Fanmenge und den Journalisten Gesprächsthema Nummer eins. YACHT online erreichten erstaunte und beeindruckte Nachrichten aus Frankreich. Riechers selbst kommentierte seinen Coup müde, ehrlich und demütig: “Da war auch ein bisschen Glück dabei. Und es war richtig harte Arbeit, das Boot bei 25 Knoten unter Spi zu segeln. Wir haben eine Option gesehen und die hat funktioniert.” In Port-La-Forêt kam Riechers komplett ohne Schlaf in der letzten Nacht sehr müde, aber glücklich an. “Das Figaro fordert alles von Dir. Wir haben jetzt noch zwei volle Tage Ruhe. Am Sonntag geht es in die zweite Etappe.” Er wisse, dass er ein Top-Ergebnis erzielt habe, so Riechers. “Deswegen brauche ich jetzt aber nicht zu glauben, dass ich Top of the World bin und das Figaro rocken kann. Was ich weiß ist, dass ich schnell bin. Jetzt heißt es also: dranbleiben!”

So wird er vermutlich schauen, wenn er am Donnerstagabend vom verdienten Nachmittagsschlaf nach den Strapazen auf Etappe ein wieder erwacht. Jörg Riechers mit  dem Lächeln zum Überraschungserfolg im Figaro  | Foto: Tiphaine Riechers/Jörg Riechers Sailing
So wird er vermutlich schauen, wenn er am Donnerstagabend vom verdienten Nachmittagsschlaf nach den Strapazen auf Etappe ein wieder erwacht. Jörg Riechers mit dem Lächeln zum Überraschungserfolg im Figaro | 

Riechers Ausblick auf die zweite Etappe des La Solitaire du Figaro von Port-La-Forêt über 635 Seemeilen nach Royan fällt respektvoll aus: “Die wird schwer! Die Passage von Guernsey ist sehr strömungsreich und tricky. Dazu kommt die Ankunft: Wer da zur falschen Zeit kommt, kann sehr viele Stunden verlieren.”