„Cuauhtémoc"Mexikanisches Segelschulschiff verlässt New York

Lars Bolle

 · 13.10.2025

Bild mit Symbolcharakter: Die "Cuauhtémoc" passiert Staten Island und die Freiheitsstatue.
Foto: dpa/pa

Das mexikanische Segelschulschiff „Cuauhtémoc" hat nach umfangreichen Reparaturen New York verlassen und ist auf dem Weg in seine Heimat. Bei einer Kollision mit der Brooklyn Bridge im Mai 2025 waren zwei Besatzungsmitglieder ums Leben gekommen und die Masten des Schiffes schwer beschädigt worden.

Das mexikanische Segelschulschiff „Cuauhtémoc" hat nach monatelangen Reparaturarbeiten den Hafen von New York verlassen und befindet sich auf dem Rückweg nach Mexiko. Das Schiff war am 17. Mai 2025 mit der Brooklyn Bridge kollidiert, wobei zwei Besatzungsmitglieder ums Leben kamen und 19 weitere verletzt wurden. Bei dem Unfall wurden die Masten des Großseglers schwer beschädigt, und es entstand ein Schaden von mehr als einer halben Million Dollar. Die „Cuauhtémoc" war während der Reparaturarbeiten in der Navy Shipyard in New York stationiert und konnte nun nach erfolgreichen Seetests ihre Heimreise antreten.

Umfangreiche Reparaturen

Vor der Abfahrt aus New York durchlief die „Cuauhtémoc" eine gründliche Reparaturphase auf Staten Island. Im Anschluss absolvierte das Schiff eine 72-stündige Seeerprobung, bei der alle für die Navigation und Sicherheit wesentlichen Systeme getestet wurden. Nach Angaben der mexikanischen Marine umfassten die Prüfungen die Steuerungssysteme sowohl im Normal- als auch im Notfallmodus, die Leistung des Hilfsantriebs bei verschiedenen Geschwindigkeiten sowie die Zuverlässigkeit der externen Kommunikationssysteme. Inspektoren überprüften zudem die Festigkeit der reparierten Masten und der Takelage, um die Seetüchtigkeit des Schiffes zu gewährleisten.

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Der Unfall ereignete sich am 17. Mai 2025 gegen 20:20 Uhr, als die „Cuauhtémoc" vom South Street Seaport in New York ablegte. Das 90 Meter lange Dreimastschiff war mit 277 Personen an Bord auf dem Weg nach Island, als es aus noch nicht vollständig geklärten Gründen rückwärts in die Brooklyn Bridge prallte. Laut des vorläufigen Berichts des National Transportation Safety Board (NTSB) begann das Unglück gegen 20:16 Uhr beim Ablegen von Pier 17 in Manhattan. An Bord befanden sich neben der Besatzung auch ein Seelotse und ein Hafenlotse.

Als die „Cuauhtémoc" die Brücke traf, bewegte sie sich mit 5,9 Knoten (etwa 11 km/h) rückwärts. Die oberen Abschnitte aller drei Masten kollidierten nacheinander mit der Unterseite der Brooklyn Bridge. Der Besanmast traf zuerst auf, gefolgt vom Hauptmast und schließlich dem Fockmast. Nach dem Zusammenstoß driftete das Schiff weiter rückwärts unter der Brücke hindurch. Das Heck prallte gegen eine Kaimauer auf der Brooklyn-Seite des East River. Gegen 20:27 Uhr kam das Schiff schließlich an der Kaimauer östlich der Brooklyn Bridge zum Stillstand.

Opfer und Schäden

Bei dem Unfall kamen zwei junge Besatzungsmitglieder ums Leben. Unter den Todesopfern befand sich die 20-jährige América Yamilet Sánchez aus Xalapa im mexikanischen Bundesstaat Veracruz, die Ingenieurwesen an der mexikanischen Marineakademie studierte. Das zweite Todesopfer wurde als Adal Jair Marcos identifiziert, ein 22-jähriger Kadett aus Puebla, der sich im dritten Jahr seiner Ausbildung an der Marineakademie befand.

Bei der Untersuchung des Schiffes stellten die Ermittler verschiedene Schäden fest, darunter abgeschabte Farbe an der Backbordseite und ein verbogenes Ruder. An der Brooklyn Bridge wurden laut einer vorläufigen Einschätzung des New York City Department of Transportation keine gravierenden strukturellen Schäden festgestellt. Es gab lediglich Beschädigungen an einer Wartungsplattform und kleinere Kratzer im Lack eines Brückenspannteils. Die Schäden am Schiff werden auf über 500.000 Dollar geschätzt.

Als wahrscheinliche Unfallursache gilt nach ersten Erkenntnissen des NTSB ein Maschinenschaden. Offenbar fiel der 1250 PS starke Motor des Segelschulschiffs infolge eines Stromverlusts aus. Zum Zeitpunkt des Unfalls herrschten im New Yorker Hafen herausfordernde Bedingungen. Die Flut hatte gerade eingesetzt und eine starke Strömung drückte den East River hinauf, während gleichzeitig ein Wind von etwa zehn Knoten aufkam. Beide Faktoren könnten das Schiff in Richtung Brooklyn Bridge gedrückt haben. Die Untersuchung aller Aspekte des Unfalls dauert noch an. Ein abschließender Bericht mit der Feststellung der Unfallursache könnte mehr als ein Jahr in Anspruch nehmen.

Zukunft des Schiffs

Nach offiziellen Angaben wird die „Cuauhtémoc" ihre Reisen als „Botschafter und Ritter der Meere" fortsetzen und die Seetradition und den guten Willen Mexikos weltweit repräsentieren. Das 1982 in Spanien gebaute Schiff dient der Ausbildung von Offizieren und Kadetten der mexikanischen Marine. Mit einer Stammbesatzung von 165 Seeleuten bildet es bis zu 90 Kadetten aus.

Regelmäßig unternimmt die Bark lange Ausbildungsfahrten und nimmt an internationalen maritimen Veranstaltungen teil. Die „Cuauhtémoc" war ein beliebter Gast bei internationalen Segelveranstaltungen und hatte für die Sail 2025 in Bremerhaven bereits zugesagt, konnte aber nicht kommen.


Das Unfallvideo


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