Das Sturmtief „Joshua“ erreicht in der Nacht zu Freitag Deutschland und entwickelt sich zum ersten stärkeren Herbststurm des Jahres. An der Nordseeküste werden Orkanböen bis 120 km/h erwartet, und auch an der Ostsee werden Sturmböen erwartet. Die Wasserstandsvorhersagen sehen Sturmfluten an der Nordsee und Niedrigwasser an der Ostsee. Wer kann, sollte sein Boot sichern.
Sturmtief „Joshua“, international auch als “Benjamin” bekannt, trifft am heutigen Donnerstag zunächst auf die Küsten Belgiens und der Niederlande. Insbesondere in der Provinz Zeeland sind dann Orkanböen möglich. Die Niederlande haben für die gesamte Küstenregion die zweithöchste Warnstufe „orange” ausgegeben.
In der Nacht zum Freitag wird das Tief dann die deutsche Nordseeküste erreichen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt vor orkanartigen Böen oder Orkanböen (11/12 Bft., 105 bis 120 km/h). Am Freitag soll es dann den gesamten Norden im Griff haben und bringt laut DWD „verbreitet stürmische Böen, vereinzelt auch Sturmböen (Bft 8/9). Im küstennahen Umfeld der Nordsee schwere Sturmböen (Bft 10). Direkt an der Nordsee orkanartige Böen (Bft 11), vor allem vormittags auflandig auch noch einzelne Orkanböen (Bft 12). Wind aus West-Südwest.“ Das Tief hat auch kräftige Schauer und sogar kurze Gewitter im Gepäck.
Besonders betroffen ist die Nordseeküste, vor allem das Gebiet von Ostfriesland über die Elbmündung, Dithmarschen bis nach Sankt Peter-Ording, wie DWD-Meteorologe Karsten Kürbis dem NDR mitteilte. Für die Westküste Schleswig-Holsteins prognostiziert der Kieler Meteorologe Sebastian Wache Orkanböen, an der Ostküste bis zu 110 Kilometer pro Stunde.
„Das Problem an diesem Tief ist, dass es dann am Freitag noch nicht durchgezogen sein wird, denn es wird weiterhin im Osten von einem Hochdruckgebiet blockiert“, erläutert Sebastian Wache, „somit werden wir auch am Sonnabend und am Sonntag sehr stürmische Tage erleben.“ Das wechselhafte und windige, vor allem im Norden teils auch stürmische Wetter bleibt folglich erhalten.
Die aktuelle Kurvenvorhersage sieht das Abendhochwasser am Freitag insbesondere in der Elbe und an der Westküste bis Büsum auf Sturmflutniveau mit bis zu 1.90 m über dem mittleren Hochwasser. Für die ostfriesische Küste, Dollart, Jade und Weser werden aktuell ebenfalls erhöhte Wasserstände vorausberechnet, aber keine Sturmflut. Auch in den Folgetagen ist mit erhöhten Wasserständen zu rechnen.
An der Ostsee hingegen erwarten Meteorologen einen niedrigeren Wasserstand, weil der Wind das Wasser in Richtung Osten wegdrückt. So können etwa in der Kieler Förde oder der Lübecker Bucht am Freitag ca. 70 cm Wasser fehlen.
Einige Boote sind noch oder überwintern gleich ganz im Wasser. Damit der Sturm weniger Angriffsfläche hat, sollten die Segel demontiert werden. Besonders eine Rollfock erhöht die Windlast enorm. Ein besonderes Augenmerk sollte auch den Festmachern gelten. Sind sie ausreichend dimensioniert und frei von Schäden?
Wer an der Ostsee mit niedrigerem Wasserstand rechnen muss, sollte die Festmacher verlängern. Zu empfehlen ist auch, seine Festmacher am Steg zu belegen und nicht an Bord, sodass sie von Land aus gefiert werden können, ohne dass jemand in das Boot hinabklettern muss.
Für Bootsbesitzer, deren Yachten bereits im Winterlager stehen, ist der Sturm eine besondere Herausforderung, insbesondere, wenn Boote mit stehendem Mast im Freien überwintern. Dann müssen spezielle Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden: "Vibrationen im Rigg sind, so gut es geht, zu vermeiden", erklärt etwa Sören Matthiessen von Gotthardt in Hamburg, Riggspezialist beim Seldén-Importeur für Deutschland. "Man kann zum Beispiel den Toppnanten vorn um die leere Rollfock führen und dann am Mastfuß belegen. Dann kann das Vorstag nicht mehr so stark schlagen. Denn Bewegung bedeutet immer Verschleiß."
Die Seldén Riggfibel hält einen weiteren Tipp parat: Bei stehendem Mast im Winterlager können auch die Wanten leicht gelöst werden, ohne jedoch lose zu sein. Die Stagen müssen aber fest bleiben. Weiterhin könne man noch Pilotleinen anstelle der Fallen einziehen, damit diese nicht verspaken oder durch zu viel Bewegung verschleißen. Übrigens ist es nicht ratsam, das Rigg mit einem Fall an einem Fixpunkt am Boden zu sichern. Um die durch den Winddruck ohnehin auftretenden Lasten auf das Rigg nicht noch zu erhöhen, müssen Rumpf und Mast sich miteinander bewegen können.
Ein besonderes Augenmerk gilt dem Bock, auf dem das Schiff steht. Er sollte groß genug sein und das Boot gut darauf aufliegen.