Ein Team um Lara Wallberg vom Max-Planck-Institut für Meteorologie hat einen vielversprechenden Ansatz zur langfristigen Vorhersage von Hitzesommern in Europa entwickelt. Die Forschenden konnten nachweisen, dass ein Wärmestau im Nordatlantik als zuverlässiger Indikator für extreme Hitzeperioden auf dem Kontinent dienen kann. Dieser Zusammenhang soll Prognosen bis zu drei Jahre im Voraus ermöglichen. Die Studie, die im Fachmagazin Geophysical Research Letters veröffentlicht wurde, könnte den Schutz vulnerabler Gruppen verbessern, für die Landwirtschaft relevant sein aber auch für Segler. Laut der Forschungsergebnisse steht Europa 2025 wieder ein Hitzesommer bevor.
Die verbesserten Prognosen basieren auf einem nun erkannten Zusammenhang zwischen der natürlichen Oszillation des Nordatlantiks und Hitzesommern in Europa. Lara Wallberg erklärt: "Drei Jahre vor extrem warmen europäischen Sommern beginnt der Wärmeinhalt des Ozeans anzusteigen und staut die Wärme entlang des Nordatlantikstroms um 40 Grad Nord." In den folgenden zwei Jahren verstärke sich diese Wärmeaufnahme weiter, und die nordatlantische Strömung verlagere sich nach Norden. Dies führe dazu, dass warmes subtropisches Wasser höhere Breitengrade erreiche und die Temperaturgradienten zwischen Ozean und Atmosphäre beeinflusse. Während extrem warmer europäischer Sommer würde diese akkumulierte Wärme dann hauptsächlich durch den Wärmetransport des subpolaren Wirbels in die Atmosphäre abgegeben und über den Jetstream Europa erreichen.
Um die Zuverlässigkeit ihrer Vorhersagemethode zu überprüfen, führten die Forschenden sogenannte Nachhersage-Experimente durch. Dabei verglichen sie Modellsimulationen, die den Zusammenhang zwischen Wärmestau im Nordatlantik und Hitzeextremen berücksichtigten, mit solchen, die diesen Mechanismus nicht einbezogen. Das Ergebnis: Die Simulationen mit dem neuen Ansatz bildeten vergangene Hitzesommer deutlich zuverlässiger ab. Von 18 überdurchschnittlich warmen Sommern zwischen 1964 und 2021 konnten zehn präzise vorhergesagt werden – einschließlich der Anzahl heißer Sommertage und des Ausmaßes der Hitze.
Laut Lara Wallberg prognostizieren diese neuen Modellrechnungen auch für 2025 einen Hitzesommer in Europa. Diese Vorhersage deckt sich mit Prognosen des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersagen.
Für Eigner und Charterer könnten diese Vorhersagen eine bessere langfristige Planung von Törns bedeuten. Vor allem in der Mittelmeerregion waren vergangene Sommer teilweise extrem heiß. Während des Tages war dann ein Aufenthalt an Deck ohne Sonnenschutz kaum möglich, Beschläge, wie Winschen, ohne Handschuhe kaum berührbar. Aufgeheizte Bootsrümpfe kühlten nachts kaum noch auf ein erträgliches Maß ab, die möglichen Schlafplätze im Cockpit und an Deck wurden im Wortsinne heiß begehrt.
Wer jedoch schon bei seiner Jahresplanung weiß, dass ein Extremsommer sehr wahrscheinlich ansteht, kann in die Vor- oder Nebensaison ausweichen oder auch ein nördlicher gelegenes Revier einplanen. Charterer können bei der Bootswahl auch auf zusätzliche Installationen wie eine Klimaanlage achten, die vor allem auf Katamaranen keine Seltenheit mehr ist. Eigner können in Erwägung ziehen, eine Klimaanlage selbst nachzurüsten. Auch kleine, mobile Klimaanlagen können schon Linderung verschaffen. Auch die Anschaffung geeigneter Sonnen- und Hitzeschutzeinrichtungen kann mit dem Wissen um anstehende Extremhitze sinnvoller erscheinen.
Weitere Tipps gegen Hitze an Bord finden Sie in diesem Artikel.