Für die Überholung der “Gorch Fock” waren ursprünglich vier Monate angesetzt, daraus wurden fünf Jahre. Aus 9,6 Millionen Euro wurden 135 Millionen. 2019 ging die Elsflether Werft AG, die mit der Restauration der “Gorch Fock” beauftragt war, insolvent. Daraufhin wurde sie von der Bremer Lürssen-Werft gekauft, welche die Generalüberholung des knapp 90 Meter langen Marineschulschiffs im Jahr 2021 fertigstellte. Gründe für die Kostenexplosion seien unter anderem Betrug und Korruption gewesen.
Der Prozess gegen sechs der Angeklagten im “Gorch Fock”-Skandal startete am heutigen Dienstag. Angeklagt sind zwei ehemalige Vorstandsmitglieder der Elsflether Werft AG, eine ehemalige Assistentin des Vorstands, ein Kostenprüfer der Marine, der ehemalige Chef eines Subunternehmens und eine frühere Angestellte oder ein früherer Angestellter des Subunternehmens. Das Verfahren gegen einen anderen Beschuldigten, einen 35 Jahre alten Mann, habe das Gericht abgetrennt, weil er erkrankt sei, sagte eine Sprecherin des Oldenburger Landgerichts.
Den zwei Ex-Vorstandsmitgliedern sowie den beiden Angestellten des Subunternehmens wird gemeinschaftlicher Betrug in einem besonders schweren Fall vorgeworfen. Sie sollen für falsche Abrechnungen verantwortlich gewesen sein, so die Ermittler in einer früheren Meldung. Deshalb sollen die Kosten für die Instandsetzung der “Gorch Fock” so exorbitant gestiegen sein. Außerdem sollen die vier sich der Vorteilsgewährung schuldig gemacht haben. Die frühere Assistentin des Vorstands wird ebenfalls der Untreue verdächtigt.
Dem 67-jährigen Kostenprüfer der Marine wird Vorteilsnahme vorgeworfen. Insgesamt soll der Kostenkontrolleur, der die Instandsetzung überwachen sollte, Kredite in Höhe von 800.000 Euro für einen Immobilienkauf von der Werftleitung bekommen haben, berichtete der NDR.
Von den Ermittlungen ist nicht nur das Projekt, die “Gorch Fock” zu sanieren, betroffen. Den Ermittlern geht es aber besonders um Aufträge der Elsflether Werft AG, die von der Marine vergeben wurden, so eine Sprecherin des Oldenburger Landgerichts.
Die “Gorch Fock” wurde 1958 auf der Werft Blohm+Voss in Hamburg gebaut und löste das zuvor verwendete Segelschulschiff “Pamir” ab. Sie ist bereits das zweite Schiff, das diesen Namen trägt, nachdem die ursprüngliche “Gorch Fock” im Zweiten Weltkrieg verloren ging. Sie hat eine Länge von 89,32 Metern, eine Breite von 12 Metern und einen Tiefgang von 5,50 Metern und verfügt über insgesamt 23 Segel mit einer Segelfläche von 2.037 Quadratmetern. An Bord ist Platz für eine Besatzung von maximal 218 Personen. Über die Jahre hinweg hat die “Gorch Fock” zahlreiche Werftaufenthalte durchlaufen, um sie dem aktuellen Stand der Technik anzupassen und zu modernisieren.