Alex Worms
· 14.04.2023
Papierseekarten sind die Basis für eine zuverlässige Navigation. Sie auf dem aktuellen Stand zu halten fällt unter die seemännische Sorgfaltspflicht. Die für die Kartensätze des Delius Klasing Verlags erforderlichen Berichtigungsbögen sind jetzt erhältlich. Wie Sie mit deren Hilfe selbst ältere Karten um die jüngsten Änderungen in den dargestellten Seegebieten ergänzen, zeigt die nachfolgende Anleitung
Allein aus rechtlichen Gründen muss auf Sportbooten eine Papierkarte zur Navigation verwendet werden, die dem neuesten Ausgabestand entspricht. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder ersetzt der Skipper regelmäßig alle alten Karten, sobald eine neue Ausgabe erscheint. Oder aber er berichtigt die bereits an Bord vorhandenen Kartensätze. Wie aber funktioniert das genau?
Zunächst ist zu unterscheiden zwischen beruflich und privat genutzten Orientierungshilfen. Auf einem Frachtschiff müssen stets alle Änderungen der nautischen Gegebenheiten in die zu verwendenden amtlichen Karten zeitnah eingepflegt werden. Zuständig sind dafür die Navigationsoffiziere. Die Aktualisierungen erhalten sie von den Hydrographischen Instituten der jeweiligen Länder zumeist wöchentlich in Form der sogenannten „Nachrichten für Seefahrer“ („NfS“; in englischsprachigen Ländern „Notices to Mariners“, kurz „NtM“).
Weil Sportboote zumeist weniger intensiv genutzt werden, gilt für sie eine jahresaktuelle Karte als seemännisch ausreichend. Darüber hinaus brauchen Segler keine amtlichen Karten zu verwenden.
Hier kommen die privaten Anbieter wie etwa der Delius Klasing Verlag ins Spiel, in dem auch die YACHT erscheint. Sie bieten basierend auf den hydrografischen Daten der jeweiligen Seegebiete auf die Bedürfnisse der Sportbootfahrer zugeschnittene Kartensätze an. Wobei „zugeschnitten“ wörtlich zu nehmen ist, da allein schon das Format einer Sportbootkarte sich von dem einer amtlichen unterscheidet. Sie ist schlicht kleiner, um den beengten Raumverhältnissen in der Naviecke gerecht zu werden. Abweichungen ergeben sich zudem bei der Art der Berichtigung resultierend aus den unterschiedlichen Aktualisierungsintervallen zwischen kommerzieller und privater Schifffahrt.
Hierauf haben sich die privaten Anbieter eingestellt. Sie veröffentlichen mindestens jährlich Updates für ihre Seekarten. Diese enthalten die für den Freizeitskipper sinnvolle Quintessenz der unterjährig aufgelaufenen Informationen über Veränderungen im Fahrgebiet.
Beispiel: Ein neues Wrack, das die Tiefe an einer bestimmten Stelle von 30 auf 15 Meter reduziert, wird die meisten Segler nicht interessieren, sofern es nicht in einer Ankerbucht liegt. Auf einem Containerschiff mit 16 Meter Tiefgang wird die gleiche Information jedoch sicher dankbar aufgenommen.
Schon die nagelneue Sportbootkarte ist „informationsbereinigt“, will heißen, sie enthält nur ausgesuchte Daten. Das im Beispiel erwähnte Wrack wird auch in der nächstjährigen Ausgabe womöglich gar nicht erst auftauchen. Diese Reduzierung trägt zur Übersichtlichkeit bei. Eine Aktualisierung in einer „Amtlichen Nachricht für Seefahrer“ kann also unter Umständen gar nicht in eine Sportbootkarte eingetragen werden, weil das zu ändernde Symbol darin schlichtweg von vornherein fehlt. Die „NfS“ eignen sich also nur bedingt zum Aktualisieren von Karten für Freizeitskipper.
Und das noch aus einem weiteren Grund. Die Datenflut, die in den „NfS“ enthalten ist, dürfte die meisten Freizeitskipper schlicht überrollen. Eine Wochenmeldung der britischen Admiralität etwa ist zwischen 30 und 60 Seiten stark. Da wird allein das Auffinden der relevanten Informationen zur langwierigen Suchaufgabe. Wer eine Karte um ein Jahr aktualisieren wollte, müsste nacheinander alle 52 Wochenausgaben durcharbeiten. Eine Sisyphusarbeit, die zudem ein hohes Fehlerrisiko birgt.
Das alles zeigt: Die besten Daten zur Berichtigung eines Kartensatzes kommen immer von der Stelle, die diese ursprünglich herausgegeben hat. Um nun herauszufinden, was zu ändern ist, wenden sich Hobbyskipper demnach einmal jährlich an den Kartenverlag. Zumeist vor Beginn der Saison, manchmal auch im Sommer, werden Berichtigungssätze publiziert.
Eine solche Übersicht der vorzunehmenden Änderungen besteht bei einigen Verlagen entweder aus einem im Internet verfügbaren kostenlosen PDF oder aus einer kostenpflichtigen Papierversion gleichen Inhalts, die der Kunde bestellen muss. Beide enthalten sowohl schriftliche Korrekturanweisungen als auch sogenannte Deckblätter zum Ausschneiden und Aufkleben auf die zu korrigierenden Stellen.
Haben sich für ein Seegebiet übermäßig viele Änderungen ergeben, so ist bei der kostenpflichtigen Papierversion das betreffende Kartenblatt als Ganzes im Berichtigungssatz neu enthalten. In der kostenlosen PDF-Version hingegen erhält man stattdessen sämtliche Änderungen in Form selbst vorzunehmender Textkorrekturen und aufzuklebender Deckblätter. Dann allerdings ist der Berichtigungsaufwand so immens, dass es sich anbietet, doch besser die Papiervariante beim Verlag zu ordern.
Liegen die zu berichtigenden Daten schließlich vor, ist akkurates Arbeiten gefragt. Da Seekarten bekanntlich nass werden können, ist die Verwendung wasserfester Stifte erforderlich. Profis benutzen spezielle Tuschestifte mit feiner Feder.
Auch beim Ausdruck von Deckblättern aus den PDF-Versionen muss auf die Wasserbeständigkeit geachtet werden. Tintenstrahler reichen nicht aus, ein Laserdruck in Farbe ist die sichere Lösung. Noch besser ist natürlich die vom Verlag gelieferte Papierversion. Nicht nur, weil die Deckblätter auf Kartenpapier gedruckt sind. Sie sind auf jeden Fall auch dauerhaft und farbecht.
Liegt der Ausdruck vor, sind wie gesagt zwei Vorgehensweisen zu unterscheiden: Korrektur mit und ohne Deckblatt. Letzteres bedeutet, dass etwa die Kennung eines Leuchtfeuers zu ändern oder ein Hindernis zu entfernen ist. Hat sich hingegen eine Tiefenlinie geändert oder ist etwa eine neue Hafenanlage entstanden, so kommen die Deckblätter zur Anwendung.
Diese werden aus dem Berichtigungssatz ausgeschnitten und auf die entsprechende Stelle des Kartenblatts aufgeklebt. Hierbei empfiehlt es sich, Blatt für Blatt vorzugehen, um unnötiges Suchen der zu beklebenden Stellen zu vermeiden. Erst wenn alle zu einem Kartenblatt gehörigen Änderungen und Deckblätter verarbeitet sind – auf der Vorlage abhaken! –, darf am Rand der Karte der Aktualisierungsstand eingetragen werden. Dieser besteht zumindest aus dem Datum der Aktualisierung und dem Namenskürzel desjenigen, der diese durchgeführt hat. Sind Tinte und Kleber trocken, hat man seine Karte selbst aktualisiert.
Natürlich könnte man Sportbootkarten auch jedes Jahr neu kaufen, doch das ginge ganz schön ins Geld. Die Berichtigung ist deutlich günstiger. Und nicht nur das. Die aktualisierten Informationen im Internet als PDF stehen nötigenfalls auch dort zur Verfügung, wo gerade kein Seekartengeschäft um die Ecke ist. Etwa während des Sommertörns in einer Ankerbucht.
Ein weiterer positiver Effekt ist, dass sich der Skipper während der Arbeit intensiv mit der Karte beschäftigt. So prägen sich Seegebiete und deren Veränderungen besser ins Gedächtnis ein.
Scharfe Schere, wasserfester Stift und wasserfester Klebestift: So berichtigen Sie richtig
1. Zunächst sollte man das kostenlose Aktualisierungs-PDF (links im Bild) des jeweiligen Kartenverlags herunterladen. Meist erübrigt sich damit der Kauf eines Papier-Berichtigungssatzes (rechts). Mitunter jedoch ändert ein Anbieter etwa den Maßstab oder den Ausschnitt einer Karte und legt sie als komplettes Ersatzblatt dem Berichtigungssatz bei. Ein Update per Online-PDF ist dann nicht möglich.
2. Zunächst sämtliche Anweisungen des Berichtigungssatzes genau studieren und die Hinweise den jeweiligen Blättern des betreffenden Kartensatzes zuordnen. Ist für eine Änderung kein Deckblatt zum Aufkleben vorhanden, die neuen Angaben mit wasserfestem Stift in die Karte übertragen. Zuvor die nicht länger aktuellen Informationen vorsichtig mit Rasierklinge oder scharfem Skalpell wegkratzen.
3. Ein Berichtigungssatz enthält meist mehrere kleine Deckblätter. Daher das PDF auf hochwertigem Papier farbig ausdrucken. Keinen Tintenstrahldrucker verwenden. Laserdrucke hingegen sind bei Nässe farbbeständig. In der Kaufversion sind die Deckblätter auf Seekartenpapier enthalten. Deckblätter exakt an den Rändern entlang nacheinander ausschneiden, um Verwechslungen zu vermeiden.
4. Sauber arbeiten und die Karte erst zusammenlegen, wenn der Kleber getrocknet ist. Beim Einpassen des Deckblatts helfen Küsten- oder Tiefenlinien bei der Orientierung. Bei den Papier-Updates ist jedes Deckblatt nur einmal vorhanden. Geht es kaputt, ist der Korrektursatz unvollständig. Zum Schluss auf jedem Blatt eines Kartensatzes am Rand den Stand der Aktualisierung vermerken.
Wer zusätzlich mit Plotter navigiert, sollte die verwendete Kartensoftware ebenfalls regelmäßig auf den neuesten Stand bringen. Berichtigungssätze wie für Papierkarten gibt es dafür noch nicht. Meist muss man einen neuen Kartenchip zum vollen Preis kaufen. Lediglich einige wenige Anbieter tauschen die alten Daten zum halben Neupreis gegen eine aktuelle Version ein. Immerhin: Navionics-Kunden erhalten ein Jahr lang ein kostenloses Online-Update für ihre Karten.