PersonalmangelCharterunternehmen hilft beim WSA mit Schleusenwärtern aus

Jill Grigoleit

 · 07.06.2024

Personalmangel: Charterunternehmen hilft beim WSA mit Schleusenwärtern ausFoto: Christian Tiedt
Eine der sechs betroffenen Schleusen, bei der ab dem 17. Juni Aushilfs-Schleusenwärter zum Einsatz kommen sollen.
Bis vor einer Woche schien es, als müssten Bootsfahrer an der Mecklenburgischen Kleinseenplatte und der Oberen Havel-Wasserstraße im Sommer lange Wartezeiten vor den Schleusen und viel Frust in Kauf nehmen. Dem zuständigen WSA fehlt das Schleusenpersonal

Jetzt steht einer entspannten Chartersaison nichts mehr im Weg. Kuhnle-Tours plant, kurzfristig 24 Aushilfs-Schleusenwärter einzustellen, um den Betrieb der sechs betroffenen Schleusen während der Hochsaison bis 21 Uhr sicherzustellen.

Die Nachricht, dass die Betriebszeiten einiger Schleusen an der Mecklenburgischen Seenplatte und der Oberen Havel-Wasserstraße ausgerechnet in der Hochsaison verkürzt werden sollten, hatte viele Bootsfahrer verunsichert und empört. Um lange Staus oder gar die Stilllegung der gesamten Müritz-Havel-Wasserstraße zwischen Berlin und der Müritz zu verhindern, hat das Charterunternehmen Kuhnle-Tours kurzerhand selbst gehandelt: Für den Betrieb der sechs Schleusen Mirow, Diemitz, Canow, Strasen, Wesenberg und Steinhavel wurden vergangene Woche Stellenangebote für Hilfskräfte ausgeschrieben. Und das mit Erfolg. Die neuen Aushilfs-Schleusenwärter sollen bereits ab Montag ausgebildet werden und ab dem 17. Juni die zweite Schicht im Schleusenbetrieb übernehmen, um längere Schleusungszeiten zu ermöglichen.

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Aushilfen sollen die Abendstunden abdecken

Die zuständige Behörde, das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt, hat nur Personal für einen Regelbetrieb von 9 bis 18 Uhr. „Macht die Schleuse schon um 18 Uhr dicht, kommen viele nicht mehr durch und müssen davor übernachten”, so Dagmar Rockel-Kuhnle von Kuhnle-Tours. Über die Zeit würde sich dann ein riesiger Pfropfen bilden, der nicht mehr aufgelöst werden kann, weil täglich mehr Boote hinzukommen. In der Stellenausschreibung für den Sommerjob Schleusenwärter vom Donnerstag letzter Woche (30. Mai) heißt es deshalb, dass die zweite Schicht von 15.30 Uhr bis 21 Uhr abgedeckt werden soll. “Von 7 bis 16.15 Uhr ist jeweils ein WSA-Schleusenmensch da. In der Überlappungszeit erfolgt dann die Übergabe. Wir unterstützen also das WSA”, erklärt Dagmar Rockel-Kuhnle. Ziel sei es, für jede der sechs Schleusen vier Aushilfsschleusenleute mit unterschiedlichem Stundenkontingent einzustellen; einen Schwerpunktschleusenwärter, der drei bis sechs Schichten die Woche übernimmt, und drei weitere Aushilfskräfte, die an ein, zwei oder drei Tagen eine Nachmittagsschicht besetzen.

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Genügend Bewerber, zu viel Bürokratie

Bis Montag, den 3. Juni, hatte das Charterunternehmen bereits über 20 Bewerbungen erhalten. Die Schichtbesetzung war zuvor zweimal vom WSA ausgeschrieben worden, jedoch gab es keine Stellenangebote für direkte Bewerbungen als Schleusenwärter. Nur Firmen, die Schleusenwärter bereitstellen sollten, wurden angesprochen, und keine Firma hatte sich beworben. Das WSA hatte zuvor erfolglos versucht, zusätzliche Stellen für die Schleusen zu bekommen; dies wurde von der übergeordneten Behörde nicht genehmigt. Laut Dagmar Rockel-Kuhnle ist dies unverständlich: „Wir beobachten hier seit über drei Jahren verkürzte Betriebszeiten wegen Personalmangels, und es wird jedes Jahr schlimmer. Dieses Problem liegt nicht an den örtlichen Ämtern, die in der Vergangenheit viel getan haben, um trotzdem für die Bootsfahrer da zu sein, sondern an der höheren Verwaltung.“

Plötzlich geht es schnell

Und plötzlich geht alles ganz schnell und unbürokratisch: In der kommenden Woche werden die Bewerber an den sechs Schleusen eingearbeitet. Die künftigen Schleusenleute bekommen einen Tag Theorieunterricht und werden dann zwei Tage an ihrer jeweiligen Einsatzschleuse durch das Schleusenpersonal des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Havel-Oder ausgebildet, bezahlt wird die Lehrzeit vom Charterunternehmen Kuhnle-Tours. Sofern das WSA mit dem Ausbildungsstand zufrieden ist, sollen die Schleusen dann ab dem 17. Juni in den regulären Hochsaisonbetrieb von 7 bis 21 Uhr gehen. Bis zum 31. August sollen die Teilzeit-Schleusenleute im Einsatz sein.

Die betroffenen Schleusen zählen zu den am häufigsten genutzten in Deutschland. Verkürzte Betriebszeiten und Einschränkungen im Wassertourismus hätten erhebliche wirtschaftliche Folgen. Doch es geht nicht nur um den Tourismus, erklärt Rockel-Kuhnle. “In Mecklenburg-Vorpommern und auch in Brandenburg ist es sehr ländlich. Das Einzige, was wir hier wirklich für die Freizeit haben, ist Bootfahren. Wir tun das auch für unsere Mitarbeiter und Nachbarn, um die Lebensqualität im ländlichen Raum zu erhalten. Das wird oft übersehen. Es geht auch um die Menschen, die hier leben und nach der Arbeit angeln oder sonntags Wasserski fahren möchten.”


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