Was früher als unpassierbar galt, ist wegen des Rückgangs der Eisflächen seit einiger Zeit möglich: Im arktischen Sommer ist der Seeweg nördlich des nordamerikanischen Kontinents, der den Atlantik mit dem Pazifik verbindet, immer wieder eisfrei und für Schiffe befahrbar.
Der norwegische Polarforscher Roald Amundsen war der Erste, der Anfang des 20. Jahrhunderts die schwierige Nordwestpassage auf dem Schiff “Gjøa” durchquerte. Auch Arved Fuchs segelte um die Jahrtausendwende diesen Seeweg – von Ost nach West und umgekehrt. Heutzutage wird die Route immer häufiger befahren, auch von Segelyachten. Allerdings bleibt die Anzahl der Durchfahrten begrenzt. Sie ist stark abhängig von den klimatischen Bedingungen und der Eissituation. In den letzten Jahren haben es im Durchschnitt weniger als zehn Yachten geschafft.
Diesen Sommer haben laut der Garcia-Werft drei Crews die Passage erfolgreich gemeistert. Sie segelten unter britischer, schweizerischer und polnischer Flagge auf drei identischen Schiffen des Typs Exploration 45. Dieses Modell wurde laut Garcia zusammen mit dem britischen Segler und Autor Jimmy Cornell speziell für die vorherrschenden Bedingungen entworfen.
Diese sind durch raue Witterung und möglichen Eiskontakt sowie die Notwendigkeit völliger Autarkie geprägt. Der Grund dafür ist, dass es entlang der Route außer einigen Inuitdörfern keine wirkliche Infrastruktur gibt.
Jérôme Guillou, ein Sprecher des Unternehmens, erklärte auf Anfrage von YACHT, dass man stolz auf die Ausdauer und Fähigkeiten der Crews sei, da sie die schwierigen Bedingungen - besonders zu Beginn des Sommers - gemeistert hätten. Technisch gesehen hätten die drei Boote die Reise problemlos absolviert, so Guillou. Verbesserungsvorschläge der Eigner würden für zukünftige Entwicklungen berücksichtigt. Jérôme Guillou:
„Diese Reise bestätigt das Konzept und die Designentscheidungen der Garcia 45 Exploration. Ein Boot, das gebaut wurde, um sicher, unabhängig und mit großem Komfort überall hinzufahren.“
Im Juli 2024 trafen sich die drei Crews an der Westküste Grönlands. Sie segelten zuerst durch den Lancaster Sound nach Westen und dann weiter nach Süden durch den Prince Regent Inlet. Danach passierten sie das enge Nadelöhr der Bellot Strait, die oft von Packeis blockiert ist und nur sehr schmal ist. Diese Passage gilt als besonders gefährlich. In der Vergangenheit sind dort bereits Boote überraschend in Treibeis geraten, wurden vom Eis zerquetscht und sind schließlich gesunken. Die YACHT berichtete.
Anschließend segelte die kleine Flotte südlich von Victoria Island weiter nach Westen. In Tuktoyaktuk, im äußersten Nordwesten Kanadas, machten sie einen Tankstopp und umrundeten danach Alaska. Laut der Online-Plattform Marine Traffic befinden sich die drei Garcia-Yachten inzwischen südlich von Alaska. Sie haben den Pazifik erreicht und damit die Nordwestpassage erfolgreich durchquert.