RevierwechselAb in den Süden – alles über den Transport der Segelyacht

Andreas Fritsch

 · 18.11.2024

Revierwechsel: Ab in den Süden – alles über den Transport der SegelyachtFoto: GLOGAU YACHTTRANSPORTE/DIMITAR LALOV
Revierwechsel per LKW
Mit der eigenen Yacht in unbekannte Gewässer? Wem die Zeit für die Überführung auf eigenem Kiel fehlt, der kann beim Revierwechsel auf Lkw oder Transportschiff ausweichen. Was dabei zu beachten ist

Nicht alle Eigner haben Zeit oder Lust, ihr Boot den langen Weg selbst zu fahren. Sie liebäugeln mit einem Lkw-Transport. Doch was kostet der und was muss man beachten? Eine, die das genau weiß, ist Saskia Neumann-Glogau von Yachttransporte Glogau. Das Unternehmen transportiert seit Jahrzehnten routiniert Boote durch ganz Europa.

„Tatsächlich ist der Revierwechsel in beide Richtungen ein Thema“, erzählt sie. „Wir haben Eigner, die für ein paar Jahre ins Warme wollen, oder wegen einer bestimmten Regatta. Daneben gibt es immer mehr Kunden, die im Mittelmeer ein Boot kaufen und es dann an die Ostsee transportieren lassen. Unterm Strich bringen wir aber mehr Boote gen Süden als nach Norden!“

Ein Thema sind auch reine Masttransporte. „Wer sein Boot selbst überführt, will den Mast meist separat schicken. Wir können den entweder bei einem anderen Transport mitgeben, oder wir bündeln mehrere Anfragen und fahren dann drei, vier Masten zusammen“, so die Expertin. Dann sei der zeitliche Vorlauf natürlich länger. Die Kosten sinken dafür aber deutlich: Für einen 15-Meter-Mast fallen beim Sammeltransport etwa 1.000 Euro an. Würde er solo verfrachtet, müsste man mit bis zu 4.000 Euro rechnen.

Bootsbreite für den Transport entscheidend

Beim Bootstransport sind Breite, Höhe sowie das Zielland ausschlaggebend für den Preis. „Italien ist wegen komplexer Genehmigungsauflagen teurer als Frankreich oder Slowenien. Und die Vorlaufzeit ist länger: Einen Transport nach Italien müssen wir mindestens drei Wochen im Voraus planen, bei Slowenien und Frankreich genügen ein bis zwei Wochen“, so Neumann-Glogau. Daher seien die beliebtesten Routen die nach Port Napoléon oder nach Koper und Portoroz in Slowenien. Kroatien sei ebenfalls etwas komplizierter, aber nicht so wie Italien.

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Wichtig ist auch die Breite des Bootes: „Ab drei bis dreieinhalb Meter brauchen wir ein Begleitfahrzeug für den Lkw, ab viereinhalb Meter in Frankreich schon zwei.“ Die Höhe des Schiffs ist ebenfalls relevant. Hat es einen tiefen Kiel und steht sehr hoch, sind oft Durchfahrtshöhen ein Problem. Werften verschicken Neuboote ab 50 Fuß deshalb oft ohne Kiel. Der wird dann erst am Zielort montiert – für private Eigner keine Option.

Kompliziert ist die Routenplanung. „In Deutschland und den europäischen Nachbarstaaten gibt es Unmengen von Baustellen, die Einschränkungen in Breite oder Höhe haben. Oder es werden zeitweise Abschnitte gesperrt.“ Das müsse für jede einzelne Fahrt geprüft und Umfahrungen erarbeitet werden. Große Speditionen halten für manche Länder Genehmigungen vor, kaufen sie sozusagen auf Halde, das verkürzt behördliche Wartezeiten.

Revierwechsel: So viel kostet der Transport ans Mittelmeer

Wegen der vielen Variablen legt sich die Spediteurin ungern preislich fest, aber einen Richtwert gibt sie trotzdem an: „Für ein Zehn- bis Zwölf-Meter-Boot, das um die dreieinhalb Meter breit ist, kostet ein Transport von der Ostsee nach Frankreich etwas unter 10.000 Euro. Nach Slowenien sind es ungefähr 8.500 Euro.

Für den Transport sollten Verdecke, Sprayhoods oder Planen abgebaut werden. Auch Anbauten wie Antennen am Heckkorb oder Flybridges sollten demontiert werden. Alles stehende Gut sollte vom Mast entfernt werden. Den in Folie zu verpacken macht ebenfalls Sinn. Unter und an Deck muss selbstverständlich alles Lose gut gesichert werden, wie für einen langen Seeschlag.

Und, wichtig: Die Eigner sollten mit ihrer Versicherung klären, ob die Police einen Landtransport abdeckt!

Statt Landtransport per LKW: Seetransport per Frachter bringt Yachten ins Mittelmeer

Entscheidend ist auch der Termin. Neumann-Glogau: „Im Frühjahr haben wir Hochsaison, da die Werften viele Neuboote ausliefern. Da kann es sein, dass wir auf acht Wochen ausgebucht sind.“ Besser also früh anfragen, am besten zwei bis drei Monate vor dem Start.

Eine andere Lösung sind Seetransporte, also Huckepack auf Frachtern. Darauf sind Anbieter wie etwa die niederländische Firma Sevenstar spezialisiert. Sie hat 140 Schiffe weltweit im Dienst.

Ein Frachter voller Segelyachten: Der Seetransport hat seinen PreisFoto: Sevenstar Yacht TransportEin Frachter voller Segelyachten: Der Seetransport hat seinen Preis

„Wir haben monatliche Abfahrten von nordeuropäischen Häfen ins Mittelmeer und umgekehrt“, erzählt Julia Sebastiani, die die Firma in Deutschland vertritt. Starthäfen sind zum Beispiel Kiel oder Ijmuiden, Ziele Palma, Genua oder Split. Der Transport dauert etwa zehn Tage. Die Schiffe werden mit stehendem Mast vom schiffseignen Kran an und von Bord gehoben. Segel, Bimini und Ähnliches müssen abgebaut werden. Preise gibt es zwar nur auf Anfrage. Klar ist aber, dass die Lkw-Alternative günstiger ist.

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