CharterKaution versichern: verschiedene Modelle im Überblick

Andreas Fritsch

 · 09.11.2025

Schlimm genug, wenn der Urlaub so endet. Schlimmer, wenn man auf den Kosten sitzen bleibt.
Foto: Nadine Timm
​Die Kautionssummen steigen seit vielen Jahren, immer mehr Kunden versichern sie deshalb. Die Angebote haben Stärken, aber auch erstaunliche Schwächen. Manche sind keine gute Wahl. So finden sie die Richtige.

​Ein Trend vorweg, der Kautionsversicherungen immer beliebter macht: Seit Jahren steigen die Kautionssummen immer weiter. Die Gründe sind vielfältig: Die gecharterten Schiffe werden immer größer, sind mit immer mehr teurer Technik ausgerüstet und auch der Anteil von Kats im Markt wächst beständig. Die sind fast doppelt so teuer wie gleichgroße Monohulls.


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Immer höhere Kautionssummen

Für den Kunden hat das Folgen: Größere Schiffe sind in der Versicherung für die Flottenbetreiber teurer, Kats genauso und entsprechend steigt die Selbstbeteiligung der Kaskoversicherung. Da die Crews seit Jahren aber auch tendenziell weniger erfahren und versiert im Umgang mit Yachten sind, werden die Schäden häufiger – und teurer. Für ein Drei-Kabinen-Schiff können das im Mittelmeer schnell 3000 bis 3500 Euro sein, für große Yachten oder Kats auch 4000-5000 Euro. In der Karibik oder anderen Übersee-Revieren können es auch schnell 6000 bis 9000 Euro sein. Die Kautionen sind von Revier zu Revier, Bootstyp, Größe und Anbieter sehr unterschiedlich. Anspruchsvolle Reviere mit höherer Schadenswahrscheinlichkeit, wie Sardinien und Korsika, oder ein generell höheres Risiko wie die Hurrikan-Saison in der Karibik treiben die Preise. Das macht es dem Kunden schwer den Überblick zu behalten.

Vorsicht, Falle! Selbstbeteiligung höher als Kaution?

Die hinterlegte Kaution entspricht in der Regel dem Selbstbehalt der Kasko-Versicherung der Charteryacht. So sollte es wenigstens sein. Es gibt aber auch schwarze Schafe im Markt, in deren Charterverträgen ein Passus zu finden ist, der manchmal so oder ähnlich lautet: “Die hinterlegte Kaution kann von der Selbstbeteiligung der Kaskoversicherung abweichen“. Dann sollten Sie hellhörig werden, kann das doch nicht kalkulierbare finazielle Risiken im Schadensfall mit sich bringen.

Auf Nummer sicher: Kaution versichern

Aber zurück zum Standard-Bareboat-Kunden. „Von unseren Kunden schließen mittlerweile bestimmt 80 Prozent eine Kautionsversicherung ab, weil ihnen das Risiko zu hoch ist“, erzählt Max Barbera von der deutschen Charteragentur Barbera Yachting. Aber nicht nur deswegen. „Viele wollen auch den Check-In und Check-Out stressfrei, die Absicherung bewahrt sie bei der Rückgabe im Schadensfall vor langwierigen Diskussionen mit dem Basispersonal.“ Charteragenturen sind in Sachen Kautionshöhe und Kautionsabgeltungen übrigens ein guter Ansprechpartner. Sie wissen um den Durchschnitt in ganz bestimmten Revieren und kennen auch die Ausreißer nach oben.

Um das Risiko zu minimieren gibt es zwei Mittel der Wahl: Zum einen die Kautionsversicherung, die Versicherungsmakler wie Pantaenius, Yacht-Pool, Hamburger Yachtversicherung und weitere anbieten. Doch auch die Flottenbetreiber haben das Geschäft mit dem Risiko schon lange für sich entdeckt. Sie bieten alternativ meist sogenannte „Kautionsabgeltungen“. Die beiden Systeme haben allerdings grundlegende Unterschiede. Bei der Kautionsversicherung zahlt man die Gebühr, hinterlegt die Kaution des Flottenbetreibers an der Basis vor Ort dennoch in voller Höhe. Gibt es einen selbst verschuldeten Schaden, wendet man sich nach Abrechnung mit dem Vercharterer an den Versicherer und bekommt die Summe nach der Rückkehr vom Törn mehr oder weniger zeitnah ersetzt. Meist abzüglich einer Selbstbeteiligung von um die fünf Prozent der Kautionssumme. Aber natürlich geht das Geld bei einem Schaden erstmal vom Kreditkartenkonto ab. Nicht jeder Skipper will das - oder kann es sich leisten.

Kaution absichern: Versicherung versus Abgeltung

Die Kosten für die Versicherungs-Lösung richten sich nach der Kautionshöhe. Dabei lohnt es zu vergleichen. Bei manchen Versicherungen ist man mit 3500 Euro Kaution noch in der günstigeren Klasse, beim nächsten in der nächst teureren. Bei den meisten Versicherungen wird nur der eine Törn abgesichert, es gibt aber auch Policen, die ein Kalenderjahr lang gelten, egal wie viele Törns der Skipper segelt – wenn die Kaution nicht höher ausfällt.

Anders ist das Modell der Flottenbetreiber, manchmal auch Kautionsabgeltung genannt. Dort zahlt der Kunde je nach Kautionshöhe eine Gebühr, muss dafür aber an der Basis dann keine oder nur noch eine deutlich reduzierte Kaution hinterlegen. Die bewegt sich meist irgendwo um die 200 bis 500 Euro. Es gibt aber auch Anbieter die relativ viel, bis zu 1000 Euro Rest-Kaution fordern. Die Höhe der einmaligen Gebühr wird entweder pauschal nach Kautionshöhe oder nach Tagessätzen der Törndauer berechnet, meist ein Betrag zwischen 50 und 70 Euro. Das kann dazu führen, dass längere Törns überproportional teurer sind als einwöchige.

Bei langen Törns sind Tagessatz-Abgeltungen meist teurer als die Versicherung

Ein Beispiel: Wer in Italien eine Charteryacht von Sunsail mit vier Kabinen chartert, müsste ohne Versicherung eine Kaution von 4475 Euro hinterlegen. Dauert der geplante Törn 14 Tage, wären bei 70 Euro pro Tag 980 Euro zu zahlen. Zusätzlich sind doch noch 1000 Euro Restkaution zu hinterlegen. Im worst case, sind so fast 2000 Euro bei einem Schaden verloren. Versichert man dieselbe Kaution bei freien Anbietern, kostet sie meist knapp unter 300 Euro und deren Selbstbehalte liegen deutlich niedriger. Oft sind es etwa fünf bis sieben Prozent der Selbstbeteiligung, oder noch niedriger, wie Dirk Amann, Charter-Spezialist vom Versicherer Pantaenius erzählt. „Bei uns ist das Modell ganz einfach: Im Vertrag steht eine Selbstbeteiligung von 100 Euro. Liegt der Schaden darunter, trägt der Kunde ihn selbst, ab 101 Euro greift die Versicherung dann für die komplette Summe“. Ein wichtiges weiteres Detail: Es wird nicht unterschieden, ob die Kaution zu Recht oder Unrecht einbehalten wurde. Gerät der Kunde an ein schwarzes Schaf der Branche, das etwa Schäden aufgrund nachlässiger Wartung auf den Kunden abwälzen will, zahlt die Versicherung trotzdem. Das halten die meisten Versicherer so.

Fairerweise muss man natürlich sagen, dass es auch deutlich günstigere Lösungen von Flottenbetreibern gibt. So etwa bei Pitter Yachting. „Bei uns zahlt der Kunde eine Pauschale von 250 Euro, egal wie lange der Törn dauert. Er muss dann die Kaution nicht hinterlegen und sich im Schadensfall nicht mit der Meldung an die Versicherung mit Ablaufsprotokoll und Fotos rumschlagen“, so Klaus Pitter.

Achtung AGBs: Einige Schäden sind nicht abgedeckt!

Was etwas überrascht, ist, dass in manchen Revieren, wie Italien, sich in den AGB’s zur Kautionsversicherung der Hinweis findet, dass Grundberührungen aus der Kautionsabgeltung ausgenommen sind. Gibt es einen kapitalen Schaden, wird also doch der volle Selbstbehalt der Kasko-Versicherung fällig. Klaus Pitter erklärt die Gründe dafür so: „Unsere Kautionsabgeltung ist für die normalen Schäden des Charter-Alltags gedacht: Die Schramme oder geknickte Relingsstütze beim missglückten Anleger und ähnliches. Kapitale Schäden, wenn das Boot unter Autopilot mit vier, fünf Knoten auf einen Stein fährt, das ist etwas anderes. Dieses Jahr hatten wir zum Beispiel fünf kapitale Mast-Schäden, weil Crews trotz Warnhinweisen und Briefing der Basis die Zdralec-Passage in Kroatien durchfahren haben und mit dem Mast gegen die Brücke geknallt sind.“ Derzeit überlegen sie daher 2026 auch für Kroatien eine ähnliche Regelung wie mit den Grundberührungen in Sardinien einzuführen. Damit die Kautionsabgeltung für das Gros der Kunden günstig bleiben kann.

Das Beispiel ist nachvollziehbar, legt aber auch genau den Finger in die Wunde mancher Flottenbetreiber-Lösungen: Es gibt bei so manchem ähnliche Ausschlüsse, und wer sich nicht die Mühe macht, danach zu schauen, kann böse Überraschungen erleben. Der eine nimmt das Dinghi aus der Kautionsabgeltung, der nächste verstopfte Fäkalientanks. Der Kunde muss sich informieren, um sein Restrisiko einschätzen zu können. Wieder andere Flottenbetreiber, wie etwa Navigare Yachting, haben begonnen, Kautionsabgeltungen in ihre obligatorisch zu zahlenden Charternebenkosten zu integrieren, der Kunde kauft sie praktisch bei der Buchung mit. Aber auch hier gibt es Ausnahmen, etwa für verstopfte Fäkalientanks oder verlorene Ausrüstung.

Mittlerweile beginnen sogar Online-Charter-Agenturen, beispielsweise Click & Boat, ihre eigenen Kautionsversicherungen anzubieten, die sie mit Rückversicherern abgeschlossen haben. Bislang haben Charter-Agenturen tendenziell eher auf freie Versicherer oder die Flotten-Lösungen verwiesen. Auch hier finden sich eine recht hohe Selbstbeteiligung (20 Prozent der Schadenssumme) und Ausschlüsse wie Dinghi, Außenborder und so weiter. Unterm Strich bleibt für den Skipper nur aufmerksam zu bleiben. Wählt er die Flotten-Variante mit gar keiner oder stark reduzierter Kaution, weil die Kautionsumme im Worst-Case nicht vom Konto abgehen soll, heißt es nach Haftungsausschlüssen zu schauen. Hat man dazu schlicht keine Lust und die wirtschaftliche Not, ist die Versicherungslösung oft die attraktivere Lösung.

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Worauf Sie achten sollten: 6 Tipps rund um die Kautionsversicherung

  1. Auch wenn das Angebot des Vercharterers verlockend erscheint, lohnt fast immer ein Preisvergleich. Versicherungsmakler haben oft günstigere Policen.
  2. Bei den Modellen der Flottenanbieter, bei denen ein Tagessatz bezahlt wird, können mehrwöchige Törns teurer sein als eine pauschale Versicherung.
  3. Wenn die reduzierte Kaution trotz Gebühr noch über 500 Euro liegt, sind die freien Anbieter fast immer die bessere Wahl.
  4. In jedem Fall sollte man die AGBs nach Haftungsausschlüssen prüfen. Häufig sind Dinghis, bewegliche Ausrüstung und kapitale Schäden wie Grundberührung von der Versicherung oder Kautionsabgeltung ausgeschlossen.
  5. Schäden durch Nachlässigkeit der Crew, wie verstopfte Fäkalientanks oder stark verschmutzte Schiffe oder aber auch nicht vollgetankte Schiffe führen bei der Rückgabe nicht selten zu Abzügen von der Kaution. Diese werden nicht immer von der Versicherung gedeckt.
  6. Viele Versicherer und auch Flottenbetreiber decken das Risiko einer Fun-Regatta nicht, beziehungsweise nur auf Nachfrage ab. Und auch dann meist nur in Verbindung mit einer erhöhten Gebühr.

​Ein Preisbeispiel freier Versicherungen

Einwöchiger Sardinien-Törn mit einer 42-Fuß Yacht, 3500 Euro Kaution.

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  • Pantaenius 303,72 Euro. Gültig für einen Törn, 100 Euro Selbstbeteiligung.
  • Yacht-Pool 333,20 Euro. Gilt für ein ganzes Jahr, auch für mehrere Chartertörns. Fünf Prozent der Kautionssumme bleiben als Selbstbeteiligung, also in unserem Fall 175 Euro.
  • Hamburger Yachtversicherung: 345 Euro. Abdeckung für das Beiboot, SUP’s , Surfboards kostet 20 Euro extra. (Kaution bis 4000 Euro) Selbstbeteiligung der Kasko darf nicht höher als die Kaution sein. Gültig für einen Törn.

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