KroatienDie verlockenden Inseln im Kvarner

Jan Jepsen

 · 13.08.2022

Kroatien: die verlockenden Inseln im KvarnerFoto: Jan Jepsen
Liegeplätze im Grünen: In der Bucht von Krivica auf Losinj ist in der Vorsaison noch wenig los, das Wasser kristallklar

Unije, Ilovik, Silba, Olib – die Liste der Eilande ganz draußen im Kvarner in Kroatien ist lang. Viele Crews auf dem Weg von Istrien nach Dalmatien bleiben ungewollt hängen; zu schön ist es dort! Der Revierreport

Ankunft Samstagfrüh. Großkampftag in der Marina Veruda in Pula. Vor allem am Steg mit den Pitter-Yachten. Als sei man in einer Schiffswaschanlage gelandet. Überall wird geputzt und repariert, während zeitgleich und zahlreich die Chartercrews anreisen. Viele kommen mit dem Auto aus dem nahen Österreich oder dem unweit entfernteren süddeutschen Raum. Einmal durch statt mit dem Flieger über die Alpen.

Segeln im Kvarner - Im Hintergrund die Insel Premuda
Foto: Jan Jepsen

Nach der Ankunft wird eingecheckt. In unserem Fall auf einer neuen Jeanneau 410 namens „Kalumina“ – die Eignerversion, so feudal, wie das Schiff ausgestattet ist. Neben dem Niedergang steht sogar eine elektrische Winsch fürs Groß. Und am Paneel findet sich das Passwort für das bordeigene W-Lan. Wobei, ob das wirklich so gut ist, dass das Internet immer dichtmaschiger wird? Als analog Aufgewachsener hält sich die Freude darüber in Grenzen. Der Skipper und Patchwork-Papa in mir ist verunsichert, ob man das den beiden Neu-Matrosinnen überhaupt verraten soll. Nicht, dass da am Ende mehr im Internet als auf den Wellen gesurft wird.

Badespaß für das Damen-Duo, das zu Seglerinnen konver­tiert werden sollFoto: Jan Jepsen
Badespaß für das Damen-Duo, das zu Seglerinnen konver­tiert werden soll

Wir wollen die äußeren Inseln der Kvarner-Bucht ansteuern, sozusagen die kleinen Stiefschwestern der großen Inseln Krk, Cres und Rab. Und herausfinden, was sie zu bieten haben – ob am Ende nicht weniger Attraktion mehr Erholung bedeutet, oder ob es dort in der Vorsaison doch zu geruhsam ist. Nicht zuletzt wollen wir sehen, ob dort mehr Liegeplätze und Muringbojen zur Auswahl stehen.

Aufbruch in den Kvarner

Gegen Nachmittag laufen wir noch schnell aus. Nur zwei Buchten weiter. Die Aussicht auf eine ruhige Bucht und eine Nacht vor Anker ist zu verlockend, verglichen mit der Feierfähigkeit der ein oder anderen Chartercrew am Steg. Die Wahrscheinlichkeit, dass bei 20 oder 30 frisch eingewiesenen Crews mindestens eine dabei ist, die kein Ende, aber immer noch eine Flasche findet, ist nicht nur in Kroatien immer groß.

Außerdem sind wir in der Banjole-Bucht mit einem alten Bekannten verabredet, dem Kojenvercharterer Wolfgang Stuis. Er ist Wahlkroate, lebt mit Blick auf die Bucht und betreibt hier selbst zwei Schiffe. Wer, wenn nicht er, könnte besser und bereitwilliger den Revier-Coach geben? Die Kvarner-Bucht, das ist sozusagen sein Arbeitsplatz.

„Freut euch drauf, Vorsaison isch am schönsten“, schwäbelt Wolfgang abends im Restaurant in seiner Hausbucht. Zwischen den runden und sehr guten Pizzen liegt die eckige Seekarte. Wolfgangs Finger wandert mal hier-, mal dahin. Ein Bleistift muss her. Am Ende des Briefings ist klar: Es gibt wie so oft mehr Inseln und Buchten, als in einer Woche zu schaffen sind. Deshalb auch das Angebot, dass wir jederzeit anrufen und nachfragen können – zwecks Fernsteuerung.

Schönes Sonntagssegeln in Kroatien

Tags darauf verlassen wir die Banjole. Anker auf. Und Segelsetzen für Anfängerinnen, ladylike mit E-Winsch statt Kurbel. Oder hätte man verschweigen sollen, wofür der Knopf unterhalb der Winsch gut ist? Kaum stehen die Tücher, segeln wir raumschots mit sportlichen 7,5 Knoten gen Süden. Nicht schlecht für den Anfang! Alles passt auf Anhieb: Wind, Windrichtung, Sonne, Temperatur. Bikinifähige Böen. Unije, die erste mögliche Insel auf unserem Kurs, lassen wir daher links beziehungsweise an Backbord liegen. Läuft gerade viel zu gut. Schönes Sonntagssegeln. Der Anker fällt erst zehn Meilen später in der Bucht von Susak. Die reizvolle Insel liegt inmitten der kroatischen Adria, die zum Archipel von Losinj gehört. Sie besteht überwiegend aus Sand und wartet entsprechend mit einigen der schönsten Sandstrände des Landes auf, die mit etwas Wohlwollen und Phantasie sogar einen Hauch Karibik-Feeling vermitteln.

Vorm Leucht­turm auf der Insel Unije hat sich eine Schaf­herde ver­sammeltFoto: Jan Jepsen
Vorm Leucht­turm auf der Insel Unije hat sich eine Schaf­herde ver­sammelt

Um ihre autofreie Insel vor Erosion zu schützen, haben die Einwohner rund um die Küste Schilf angepflanzt, was einen Spaziergang von der Ankerbucht in den Ort sehr reizvoll macht. Heute leben noch gerade knapp 150 Menschen auf Susak. Ein Großteil wanderte in den 1960er Jahren in die USA aus. Leider kommen die Ehemaligen erst Ende Juli zurück, um alljährlich den traditionellen „Tag der Auswanderer“ zu feiern. In der Vorsaison wirkt der Ort daher wie vermutet etwas verwaist.

Am nächsten Morgen setzen wir über nach Mali Losinj. Der schöne Ort liegt im Scheitel der Augustusbucht. Mali Losinj war im 19. Jahrhundert aufgrund seiner guten Lage ein wichtiges Seefahrts- und Handelszentrum. Im Laufe der Jahrhunderte hat es sich von einer kleinen Ortschaft zu einer Kleinstadt mit über 7.000 Einwohnern gemausert. Sie ist inzwischen eines der beliebtesten Urlaubsziele in der gesamten Kvarner-Bucht.

Als Tageslieger kann man für einen Zwischenstopp an der öffentlichen Pier festmachen und dort sogleich in eines der zahlreichen Cafés stolpern. Das Leben im Ort pulsiert vom Hafen aus die Einbahnstraße „Ulica“ hinauf. Auf den Speisekarten der Konobas, der landestypischen Restaurants, findet man viele einheimische mediterrane Gerichte, die mit den für Losinj so typischen Kräutern verfeinert werden. Um sich die Einkehr zu verdienen, empfiehlt sich ein Spaziergang die Steinstufen hinauf zur Pfarrkirche von Mali Losinj. Der Kirchplatz gewährt einen Logenblick über den Ort und das Meer.

Viel Platz in der Vorsaison

Proportional zum Sonnenstand klettern die Temperaturen. Zeit abzulegen und eine Badebucht zu suchen, was in Kroatien nie besonders schwer fällt. Leider fehlt es an Wind, und so entscheiden wir uns für die nächstgelegene: die Bucht Krivica. Von den etlichen Muringbojen, die schon beinahe kunstvoll in Reih und Glied ausgelegt sind, sind im Mai nur zwei belegt. Eine Installa­tion, bei der das Gelb der Tonnen auf dem totalen Türkis schwebt. Die Wasserfarbe ist so zwingend, dass sie selbst die Mädchen zu einem Trockensprung verführt. Mit der Erkenntnis: Was Türkis strahlt, muss im Mai nicht zwangsläufig warm sein.

Gegen Nachmittag dann schmeißt die Thermik die Turbinen an. Auf dem Kurs nach Ilovik müssen wir erstmals ein wenig kreuzen. Die Bedingungen bleiben aber moderat. Das Deck wird nicht nass. Im Kanal von Ilovik legt der Wind dann zu. Dieser Düseneffekt lässt das nachfolgende Muringmanöver zur ersten Herausforderung werden. Doch die Mühe lohnt. Ilovik – auch als Blumeninsel bekannt – ist die südlichste bewohnte Insel des Losinjer Archipels. In dem gleichnamigem Fischerdorf leben etwa 170 Einwohner.

Die Inseln sind reich an römischen Überbleibseln, es finden sich Überreste von Mauern, ein Sarkophag sowie eine archäologische Unterwasserstätte. Die ersten kroatischen Siedler kamen Ende des 18. Jahrhunderts auf die Insel. Ihre Nachfahren leben bis heute von Weinanbau und Fischfang, von der Schafzucht und vom Tourismus.

Gegen eine Gebühr von 20 Kuna (ca. 3 Euro) kann man sich an Land shutteln lassen. Was dankend angenommen wird, zumal unser Außenborder für die Größe des Dingis reichlich überdimensioniert ist. So sehr, dass eins der Mädchen sogar glaubt, das Ding sei der Hauptantrieb. Und wieso der eigentlich an der Reling hängt? Schmunzeln ist erlaubt, aber jetzt bloß nicht hämisch werden.

Abendstimmung am AnkerplatzFoto: Jan Jepsen
Abendstimmung am Ankerplatz

Die Insel Ilovik ist schnell erkundet und in der Vorsaison gleichfalls noch sehr ruhig. Am lebhaftesten geht es auf der Terrasse des Restaurants „Amico“ zu mit Blick auf die Yachten vor großartiger Kulisse. Auf der gegenüberliegenden Insel Sveti Petar befinden sich die palmengesäumten Überreste eines Benediktinerklosters. Dazu ein Aperitif und gutes Essen: Mehr Fotokulisse und Belohnung fürs verpatzte Muringmanöver geht kaum.

Nächster Tag – neue Insel. Bei besten Bedingungen segeln wir nach Ist. Die Pier böte sich an für einen Tagesstopp. Doch dass dort keine einzige Yacht längsseits liegt, macht stutzig. Zwecks Stressvermeidung ankern wir vorsichtshalber auf feinstem Sand. Doof wäre, wenn ausgerechnet beim Landgang die Fähre kommt und einen durch dumpfes Hupen zurückpfeift. Und siehe da, kaum dass man in einem Café Platz genommen hat und das erste Mal Richtung Mast blickt, rauscht die Fähre auch schon um die Ecke.

Auf Ist ticken die Uhren anders

Die aus Kalkstein bestehende Insel Ist ist anders. Sie gilt als besonderes Ausflugs- und Urlaubsziel der Kroaten abseits der sonst so beliebten Ferienorte. Autos gibt es auch hier nicht, die Insel ist wie gemacht für Segler und Naturliebhaber. Im Reiseführer steht, dass während der Sommersaison sogar das Mitbringen von Fahrrädern nicht erlaubt ist, sodass die Stille förmlich zu spüren ist. Die Uhren ticken hier definitiv anders – bis gar nicht.

Ist der lokale Supermarkt nicht offen, wartet man geduldig davor. Inmitten von mehr oder weniger gepflegt aussehenden Katzen, die offenbar auch einkaufen wollen. Daneben heizt ein Restaurant den Grill für den Abend an. In der Küche werden die Cevapcici-Spieße zubereitet.

Später am Tag zeigt sich, der ältere Teil der Crew möchte bleiben, der jüngere noch was erleben. Der Klügere gibt nach. Schließlich spricht nichts gegen einen sportlichen Schlag in der Abendbrise, eine Insel weiter nach Molat.

Kleine gemütliche Anleger, wie hier in Lucina auf Molat, machen den Reiz des Inselreviers ausFoto: Jan Jepsen
Kleine gemütliche Anleger, wie hier in Lucina auf Molat, machen den Reiz des Inselreviers aus

Molat ist geprägt von einer naturbelassenen Flora, überwiegend bestehend aus grünen Fichten- und Kiefernwäldern, gebüschähnlicher Macchia sowie zahlreichen einsamen, felsigen Buchten, die sich am besten mit dem Boot erkunden lassen. Die Mädchen protestieren. Sie wünschen sich richtige Sanitäranlagen.

Kein Problem. Oder doch? Molats Hafen hat zwar die besten Waschhäuser weit und breit, doch irgendwo stand, dass man mit den Muringleinen an der Pier vorsichtig sein solle. Es wird gewarnt, dass sie nicht unbedingt am Grund liegen, sondern eher als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für den ortsansässigen Taucher verlaufen. Sprich: in Schraubennähe und -höhe. Trau, schau, wem.

Da hilft nur eins: in Schleichfahrt rückwärts und immer wieder auskuppeln. Als würde man nach Gehör einparken. Bei Windstille kein Problem. Sollen die anderen doch denken, was sie wollen. Auch wenn sich herausstellt: Fehlalarm. Von zu stramm gespannten Muring- beziehungsweise Stolperleinen zumindest in der Vorsaison keine Spur. Vielleicht ist auch dem Taucher das Wasser noch zu kalt.

Proviantierung ist manchmal Glückssache

Leider sind die Restaurants bereits geschlossen, aber man könne bei ihm zu Hause einkehren, sagt der Hafenmeister. Frischer Fisch auf den Tisch. Klingt gut, offenbar aber besser, als es schmeckt, wie die nette Nachbarcrew erzählt. Die Kurzkritik klingt in etwa so: „Na ja, und dafür ziemlich teuer.“ Also lieber doch eine Not-Nudel an Bord.

Am nächsten Morgen wandern wir zum Brötchenkauf auf die andere Inselseite. Viel charmanter kann ein Lädchen kaum liegen. Leider sieht das Angebot ziemlich ausgesucht aus. Es gibt Wasser und Brot. Und als Luxus eine Nespresso-Maschine. Bestellt man allerdings einen Cappuccino, muss der freundliche Ladenbesitzer erst einmal die Gebrauchsanweisung seines Automaten lesen. Man wähnt sich weit außerhalb Europas. Aber irgendwie auch rührend, dass es so etwas noch gibt.

Mit Molat ist der südlichste Punkt dieses Törns erreicht. Dass man nicht alle Inseln schafft in einer Woche, war klar. Zwischen Olib und Silba entscheiden wir uns für Letztere, die Seefahrerinsel. Obwohl auch über Silba eine Räuberpistole kursiert. Es wird vor einem berühmt-berüchtigten Wirt gewarnt, der recht rabiat alle Segler aus dem Hafen­becken verscheucht, die nicht bei ihm einkehren. Tatsächlich jedoch ist bei unserem Eintreffen von dem Mann keine Spur und das Restaurant darüber hinaus geschlossen.

In Mali Losinj verkauft ein Kro­ate wilden SpargelFoto: Jan Jepsen
In Mali Losinj verkauft ein Kro­ate wilden Spargel

Was man dagegen schon aus der Ferne sieht, ist Silbas Wahrzeichen: ein sechseckiger „Liebesturm“. Angeblich von einem Kapitän errichtet, damit ihm seine Frau schon von Weitem sehnsüchtig zuwinken könne. Und tatsächlich ersetzt der Rundumblick jede Drohne. Die Wendeltreppe ist allerdings mit integrierter Diätfunktion. Sie ist so schmal konzipiert, als hätte der Kapitän seine Frau einst zwingen wollen, während seiner Abwesenheit nur ja nicht aus dem Leim zu gehen.

Die letzte Nacht gehört der Jugend. Disko muss nicht sein, aber abends ein wenig flanieren, einen gepflegten Drink, ein gutes Restaurant, das schon. Urlaubs-Feeling halt. Wir laufen abermals Mali Losinj an. Der geschäftige Hafenmeister winkt uns schon von fern heran. Keine Chance, an der öffentlichen Pier festzumachen. Obwohl da genug Platz wäre. In der Hand trägt der Mann sein Kreditkarten-Lesegerät im Anschlag. Mit der anderen nimmt er die Achterleinen an. Kassiert wird, noch bevor der Strom gelegt und das Schiff klariert ist. Was soll’s, Mali Losinj lohnt allemal einen zweiten Stopp.

Mehr mediterranes Flair geht kaum. Am Ende stellt man fest: Der Mix macht das Revier. Das gilt auch für die Außenposten der Kvarner-Bucht, die Schönheiten aus der zweiten Reihe. Hier werden alle Seglerbedürfnisse bedient – und neue geweckt: bald wiederzukommen.

Tipps für den Törn im Kvarner

Die Inseln im KvarnerFoto: Jan Jepsen
Die Inseln im Kvarner
  1. Banjole-Bucht Nicht spektakulär, aber bestens geeignet, um ankernd eine ruhige Nacht zu verbringen und mit einem ersten Bad im Meer den Anreisestress hinter sich zu lassen. Vom Anleger fürs Dingi die Straße ein Stück hinauf findet sich eine Pizzeria, die den kleinen Weg lohnt.
  2. Mali Losinj Schon deshalb ein Muss, weil der Ort am meisten Mittelmeer-Flair bietet: palmengesäumte Promenade, Cafés, Restaurants jeder Preisklasse. Wir waren in der „Konoba Hadjuk“, die auch unter Einheimischen beliebt ist.
  3. Ilovik Im Kanal zwischen den Inseln schnappt man sich eine Boje und wird abends auf Wunsch zum Restaurant übergesetzt. Oder mit Glück ergattert man einen Platz im kleinen Hafenbecken. So oder so, der Blick von der Terrasse des Restaurants „Amico“ (www.ilovik.hr) ist fantastisch.
  4. Insel Ist Auch als Schmetterlingsinsel bekannt wegen ihrer Form aus der Luft betrachtet. Auf der Insel gibt es mehr Katzen als Autos. Für Menschen, die Tiefenentspannung suchen, genau das Richtige.
  5. Silba Angeblich wird gerade darüber verhandelt, wer den kommunalen Hafen verwalten darf. Außer dem „Liebesturm“ gibt es einen imposanten Kirchturm zu bestaunen. Auf der anderen Seite der Insel findet sich neben dem Fähranleger ein nettes Frühstücks­café unter Tamarisken.

Revierinformationen

Charter

Wir waren mit einer Jeanneau Sun Odyssey 410 von Pitter-Yachting unterwegs. Das Schiff kostet in der Nebensaison 1.400 Euro und in der Hauptsaison 4.050 Euro die Woche. Zu buchen unter www.pitter-yachting.com, Telefon +43 3332 66 240, E-Mail: info@pitter-yachting.com, oder über gängige Agenturen.

Wind und Wetter

Im Sommer herrscht an der kroatischen Küste mildes, mediterranes Klima. Der typische Sommerwind ist der Maestrale, der tagsüber mit bis zu fünf Beaufort aus Nordwest weht und abends einschläft. Im Normalfall übernimmt dann an der Nordadria bis zum Tagesanbruch der nächtlich einsetzende Burin aus Nordost. Das wechselhafte Zusammenspiel beider Winde gilt als Indiz für anhaltend schönes Wetter. Weniger schön ist der Jugo, ein feuchter Wind aus südlicher Richtung, der Wellen und Niederschlag mit sich bringt. Und dann gibt es noch die berüchtigte Bora, die jederzeit auftreten kann. Ein typisches Anzeichen ist eine Wolkenwalze über dem Küstengebirge. Im Bereich der Kvarner-Bucht kann der überfallartige Wind aus den Bergen auch im Sommer Sturmstärke erreichen. Die Dauer dieses Überfalls liegt zwischen wenigen Stunden und zwei Tagen. Die gute Nachricht: Je weiter man vom Festland entfernt ist, desto schwächer die Böen. Die kroatischen Vorhersagen sagen die Bora sehr gut voraus (www.meteo.hr).

Navigation und Seemannschaft

Das Revier ist anfängertauglich, die Distanzen sind überschaubar. Und die Etappen lassen sich nach Lust und Laune variieren. Fast überall ist das Wasser bis an die Küsten tief. Es kann im Prinzip nach Sicht navigiert werden. Die Passage zwischen dem Leuchtturm auf der Insel Porer und dem Kap kann bei Jugo aber sehr ungemütlich sein. Aus Norden kommend, tut man gut daran, nicht zu dicht unter Land zu fahren und den Leuchtturm besser an Backbord zu lassen. Hier baut sich schnell eine steile See auf. Bei Bora oder Jugo rechtzeitig nach einem sicheren Liegeplatz umschauen und beispielsweise im Hafen von Mali Losinj abwettern.

Seekarten und Literatur

  • B. Müller/J. Straßburger: „Küstenhandbuch Kroatien und Slowenien“, 29,90 Euro; B. Müller: „Kroatische Küste, Kvarner Bucht“, 19,90 Euro, beide erschienen in der Edition Maritim.
  • „Kroatien: 888 Häfen und Buchten“, Karl-Heinz Beständig, Eigenverlag, 29,90 Euro.
  • DK-Sportbootkartensatz „Adria 1“ (inklusive digitaler Karte), 59,90 Euro, www.delius-klasing.de.

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