Andreas Fritsch
· 25.10.2019
Die Mitte Kroatiens lockt mit dem beliebten Archipel der Kornaten vor der Tür. Die Wasserfälle der Krka und die kleinen Inseln davor sind ebenfalls ein Hot-Spot
Auch in die Mitte Kroatiens fahren noch viele Crews mit dem Auto. Von München sind es etwa 700 bis 800 Kilometer zu den gängigen Charterbasen. Zur Anreise muss man noch die Maut in Österreich, Slowenien und Kroatien einrechnen, je nach Strecke (Info z. B. auf der Seite des ADAC). Auch in diesem Teil Kroatiens kann man direkt mit dem Flixbus über Nacht etwa ab München fahren. Ziele sind Zadar, Vodice oder Trogir. Dauer knapp zwölf Stunden, Preise teils unter 40 Euro pro Strecke.
Wichtigste Flughäfen für das Revier sind Zadar und Split. Flüge von vielen deutschen Airports. Der Taxitransfer zu den großen Basen etwa in Sukosan oder Biograd dauert nur 15 bis 30 Minuten ab Zadar und kostet ungefähr 30 bis 60 Euro. Von Split etwa eineinhalb Stunden und entsprechend deutlich teurer. Alternativ gibt es sehr günstige kroatische Busse die Küste entlang, allerdings mit vielen Stopps.
Das Flottenangebot im Revier ist riesig, Schwerpunkte sind von Nord nach Süd: Sukosan, Biograd, Murter, Sibenik, Rogoznica, Agana, Trogir und Split. Weitere Standorte mit kleineren Flotten kommen noch dazu. In Kroatien gibt es seit Jahren ein Überangebot, was niedrige Preise und gute Verfügbarkeit bedeutet. Crews haben also eine Auswahl wie sonst wohl kaum irgendwo im Mittelmeer. Eine ganze Reihe von Firmen hat auch mehrere Stützpunkte, was auch Oneways möglich macht. Häufig gibt es auch deutschsprachiges Stützpunktpersonal, weil hier viele österreichische und deutsche Flottenbetreiber aktiv sind, mehr als sonst irgendwo in Südeuropa.
Im Sommerhalbjahr weht an der Küste Istriens vielfach der Maistral, ein leichterer Wind aus Nordwest. Er entwickelt sich vormittags allmählich und erreicht am Nachmittag meist 3 bis 4 Beaufort; gegen Abend schläft er relativ rasch wieder ein. In Istrien sind aber durchaus auch längere Flautenperioden mögliche oder eine klassische Seebrise.
Kräftigen Wind und Sturm kann die Bora aus Nordost bringen, die vor allem in Vor- und Nachsaison heftig werden kann, aber auch im Sommer immer mal wieder für Überraschungen gut ist. Crews sollten bei vorhergesagter Bora rechtzeitig Schutz suchen. Sie weht oft bei sehr klarem, gutem Wetter. Berüchtigte Bora-Düsen sind der Velebit-Kanal und der Bereich von Sibenik bis Kap Ploca.
Aus Süd weht der sogenannte Jugo, der fast immer eine Verschlechterung des Wetters mit Bewölkung und Regen mit sich bringt. Auch er kann Sturmstärke erreichen, gilt aber als weniger böig als die Bora. Im Sommer ist er selten, in Vor- und Nachsaison wechselt er sich oft mit der Bora ab. Längerer Jugo bringt hohen Seegang, da er viel Anlaufweg über die Adria hat.
Der kroatische Wetterdienst sagt Bora und Jugo recht zuverlässig voraus. Ansonsten werden oft die üblichen Online- oder App-Wetter-Infoseiten wie Windy.com, Windfinder.com (Pro-Version!) u.a. benutzt. Ist die Vorhersage schlecht, sollte man auf jeden Fall noch die kroatischen Vorhersagen hinzuziehen.
Die Küste Mitteldalmatiens zählt durch ihre vielen Inseln und eine ganzen Reihe von Untiefen, auch wenn die gefährlichsten Passagen meist betonnt sind, zu den mittelschweren Revieren. Zwischen einigen Inseln, zum Beispiel Dugi Otok und Kornat (Vela Proversa) gibt es Durchfahrten, in denen auch einige Knoten Strom stehen können. Dazu kommen in Inselrevieren übliche Düsen und Kapeffekte, die besonders bei Bora berücksichtigt werden müssen.
Im Revier gibt es eine Vielzahl von Bojenfeldern, die der Staat an Pächter vergibt und von denen es mittlerweile etwa 70 bis 80 im ganzen Land gibt. Wer die Bojen nutzt, muss zahlen, die Preise variieren von etwa 2 bis 5 Euro pro Bootsmeter, je nach Lage und Beliebtheit des Feldes. Wichtig: Wer ankern will, muss zu den Feldern mindestens 150 Meter Abstand einhalten (früher 250 Meter). Um diese Regelung gibt es manchmal Streit: Manche Betreiber versuchen auch Crews abzukassieren, die in der Nähe der Felder ankern. Man sollte in so einem Fall besser von vornherein großzügig Abstand wahren, um Ärger zu vermeiden.
Nicht alle Bojen-Grundgeschirre sind stark genug ausgelegt und gut gewartet. In Kroatien haften die Betreiber nicht für den Zustand der Bojen, dementsprechend sollte man sich bei schlechtem Wetter nicht blind auf diese verlassen.
Zu beachten ist im Revier auch der Nationalpark der Kornaten und ein kleinerer bei Dugi Otok in der Telascica. Für beide muss Eintritt bezahlt werden. In den Kornaten sind dies erhebliche Gebühren; sie betragen für eine Yacht von 11 bis 18 Metern (2019) pro Tag 162 Euro, wenn das Ticket vor Ort gekauft wird. Wichtig: Wer es schon vorab in lizenzierten Marinas oder online ersteht, zahlt nur die Hälfte! Die aktuelle Preisliste findet sich auf der Nationalpark-Seite ganz am Fuß neben dem Punkt "For Visitors".
Tickets können Crews vorab im Netz über die Shop-Seite des Nationalparks hier kaufen.
Ein weiterer teurer Naturpark ist der der Telascica-Bucht von Dugi Otok. Hier kostet eine Nacht für ein Schiff von 11 bis 18 Metern rund 54 Euro. Preise und Online-Buchung auf der Webseite des Parks.
Wichtig in Kroatien: Jemand aus der Chartercrew muss einen Funkschein (SRC oder höher) haben, so die Vorschrift. Das muss nicht zwingend der Skipper sein, es kommt aber immer mal wieder vor, dass ein Vercharterer dies verlangt. Und: Wird ein Dingi mit Außenborder bewegt, muss eine Person mit Führerschein darin sitzen, egal wie viel PS es hat.
In der Mitte Kroatiens findet sich das ganze Spektrum von Liegemöglichkeiten – es gibt eine dichte Infrastruktur von sehr guten Marinas, mal von der großen Kette ACI, mal privat. Dazu kommen meist etwas einfachere kommunale Häfen und private Anleger von Konobas, vor allem in den Kornaten.
Entsprechend variieren die Liegegelder. Die Preise für Liegeplätze sind in den beliebten Marinas hoch, für ein Zwölf-Meter-Schiff werden in der Saison in beliebten Marinas 60 bis 90 Euro fällig, Kommunalhäfen oder kleinere Marinas liegen 10 bis 20 Euro darunter. Wer in den beliebten Anlagen einen Platz will, muss früh kommen oder vorab reservieren. Das geht zum Beispiel über die Seite des Marinaverbundes ACI oder über entsprechende Hafen-Portale wie etwa My Sea. In einigen ACI-Marinas sind die Wochenenden teurer.
Karl-Heinz Beständig, "Kroatien – 808 Häfen und Buchten", Eigenverlag (Karl-Heinz.Beständig@t-online.de). "Küstenhandbuch Kroatien, Slownien", Edition Maritim, 29,90 Euro.
Seekarten: Sportbootkarten-Satz 7: Adria 1, Delius Klasing, 59,90, NV-Verlag.
Croatia 1 und 2, je 49 Euro, beide inkl. App-Nutzung.
Kroatische Sportbootkarten: Adria Satz Nord oder Süd, 69,90 Euro.
Die Mitte Kroatiens oder auch Dalmatiens gehört zu den beliebtesten Charterzielen des Mittelmeeres überhaupt. Kurze und günstige Anreise, eine Vielzahl von Inseln mit schönen Buchten, hübschen Inselorten und Highlights wie die Krka-Wasserfälle oder der Archipel der kargen, fast völlig kahlen Kornaten sind auch schwer zu toppen. Die Entfernungen zwischen den großen und kleineren Inseln sind gering. Wer will, segelt immer nur ein paar Stunden acht, zehn, maximal fünfzehn Seemeilen zum nächsten gemütlichen Anleger oder einer Bucht mit glasklarem Wasser zum Baden.
Zudem ist Kroatien im Sommer ein eher leichtwindiges Revier, auch wenn die Flautentage gefühlt in den letzten Jahren deutlich weniger geworden sind.
Viele der Orte am Festland und auf den Inseln tragen leicht venezianische Züge, bieten hübsche Altstädte wie Trogir, Primosten oder Sibenik. Der Tourismus hat über die letzten Jahre zwar mächtig zugelegt, im Juli und August wird es an Land und auch in den Buchten dann schon richtig voll. Wer mit Sicherheit einen Platz in der Marina will, darf nicht zu spät am Nachmittag kommen.
Aber es gibt auch Rückzugsmöglichkeiten, die enorme Anzahl von Buchten und Inseln lässt fast immer eine Alternative zu. Die manchmal geäußerte Kritik an hohen Marina- und Restaurantpreisen lässt sich relativieren: Ja, es gibt teure Hotspots wie einige Konobas in den Kornaten, Häfen wie Trogir oder Skradin. Aber wer beispielsweise am Festland oder auf nicht so überlaufenen Inseln essen geht, merkt schnell, dass hier das Preis-Leistung-Verhältnis noch deutlich besser ist als in Deutschland. Die kleinen Anleger vor netten Konobas, die Gäste oft umsonst benutzen dürfen, und deren oft herzliche Betreiber lieben viele Crews seit Jahrzehnten.
Und während manche sich an der Vielzahl der kostenpflichtigen Bojenfelder stören, die mit 30 bis 60 Euro für ein Zwölf-Meter-Schiff zu Buche schlagen können, sind gerade unsichere Crews froh, dass es sie gibt. Denn viele Charterskipper trauen ihren eigenen Ankerkünsten nicht.
So trifft man dann auch kaum Segler, die Kroatien nicht als eins der Top-Reviere empfinden, zumal das Überangebot von Charteryachten, knapp 4000 sind es wohl mittlerweile, für niedrige Bareboat-Preise sorgen. Wer es nicht so voll mag, sollte den Hochsommer meiden, dann macht sich zusätzlich noch die Hälfte der italienischen Eigner auf den Weg nach Kroatien.
Die Infrastruktur in den Häfen verbessert sich seit Jahren beständig, hilfreiche Marineros, aller Service rund ums Boot, Restaurants, Bars, teils auch Pools und Ähnliches sind schon lange auf dem Vormarsch. Es gibt aber auch die einfachen Kommunalhäfen, die dafür deutlich günstiger sind als private Marinas.
Unterm Strich bleibt, dass Kroatien eines der vielseitigsten Reviere des Mittelmeers ist und für Anfänger bis Könner etwas zu bieten hat.