Laut der Kroatischen Zentrale für Tourismus hat sich der nautische Tourismus im Jahr 2024 mit 550.000 Boots-Ankünften und 3,6 Millionen Übernachtungen in etwa auf dem hohen Niveau des Vorjahres stabilisiert. Und doch gab es einen Dämpfer: Die Zahl der Bootstouristen aus Deutschland ging – im Vergleich zu 2023 – um mehr als fünf Prozent zurück und liegt derzeit auf dem Niveau von 2019.
Das hat seine Gründe: Vieles wurde teurer, Lebensmittel wie Dienstleistungen. Im nautischen Bereich zogen dazu vor allem in Marinas, Stadthäfen, Bojenfeldern und Nationalparks die Preise unverhältnismäßig stark an. War vor wenigen Jahren noch das Liegen an den Molen vieler kleiner Dorf- oder Stadthäfen kostenlos, zahlt man dort heute für ein übliches Charterboot der Zwölf-Meter-Klasse locker um die 100 Euro pro Nacht – meist ohne sanitäre Anlagen und mit nur zeitweise funktionierenden Säulen für Strom und Wasser. Völlig absurd wird es, wenn einige Betreiber von Bojenfeldern ihre Preise erst bei zehn Metern Bootslänge beginnen und selbst für ein kleines Trailerboot 100 Euro und mehr verlangen.
Trotz gestiegener Preise und bestenfalls stagnierender Zahlen im nautischen Tourismus investiert Kroatien aber weiter in die Infrastruktur. Da sowohl die privaten als auch die gecharterten Yachten seit Jahren immer länger und breiter werden, müssen die Liegeplätze in den Marinas und anderen Häfen dieser Situation angepasst werden.
Neben wenigen Marina-Neubauten steht in vorhandenen Häfen vor allem die Erweiterung der Liegeplätze und Infrastruktur für große Yachten zwischen 15 und 25 Metern Länge im Vordergrund. Auf den folgenden Seiten stellen wir die wichtigsten Projekte vor.
Das derzeit größte Investitionsvorhaben im nautischen Tourismus an der kroatischen Adria ist der Umbau des ehemaligen Industriehafens Porto Baroš in Rijeka in eine Luxusmarina mit 230 Liegeplätzen für Yachten bis 19 Meter Länge. Investoren des Großprojektes sind die kroatische Marinakette ACI sowie die deutsche Lürssen-Gruppe. Die Bauarbeiten sollten eigentlich im Frühjahr 2024 beginnen und zur Saison 2025 abgeschlossen sein.
Kürzlich räumte der ACI-Vorsitzende Kristijan Pavic ein, dass jedoch erst im Herbst alle Genehmigungen vorliegen dürften. Die Bauarbeiten selbst würden nicht viel länger als ein Jahr dauern. Mit Glück könnte das ehrgeizige Großprojekt also zum Jahresende 2026 fertiggestellt sein und mit Saisonstart 2027 in Betrieb gehen.
Die marina21.com/de/marina-polesana-pula wurde östlich der im Hafen liegenden Insel durch einen 230 Meter langen Beton-Schwimmsteg erweitert, sodass jetzt 400 Yachten bis 25 Meter Länge an Murings festmachen können. Die Charterfirma Pitter, eine der größten an der kroatischen Adria, hat hier eine neue Basis eröffnet. Auf der zugehörigen Halbinsel wird die ehemalige k. u. k. Kaserne zum Luxushotel umgebaut.
Die beliebte Marina Punat im Süden der Insel Krk feierte 2024 ihr 60-jähriges Jubiläum. Sie ist damit nicht nur die älteste, sondern mit 1.400 Liegeplätzen auch eine der größten Marinas an der Ostküste der Adria. Im Jubiläumsjahr wurde das neue Restaurant „Marina“ in modernster Architektur eröffnet, bis Jahresende 2024 wurden auch die ansprechenden Außenanlagen fertiggestellt.
Für Eigner großer Motoryachten und großer Katamarane gibt es jetzt einen 540-Tonnen-Travellift in der Marina, mit dem Schiffe bis zu 16 Metern Breite gehoben werden können. Er ist derzeit der größte Travellift an der kroatischen Adria. Bei den Kroatischen Tourismustagen im November 2024 wurde die Marina Punat denn auch zur besten Marina des Landes gekürt.
In der Saison 2025 wird die Marina erstmals einen mobilen Roboter einsetzen, unter anderem um schweres Gepäck der Gäste zum Boot zu transportieren, größere Mengen abgepacktes Trinkwasser zum Liegeplatz zu bringen oder routinemäßige Kontrollarbeiten, die sonst ein Marinero ausführt, zu übernehmen.
Im Stadthafen von Krk auf der gleichnamigen Insel herrscht akuter Mangel an Gastliegeplätzen. Außerdem bietet die zu kurze Hauptmole unzureichenden Schutz, wenn der Jugo hohen Seegang aus Süden anrollen lässt. Inzwischen liegen die Genehmigungen vor, um die Molen im Westen und Osten zu verlängern, sodass ein geschlossenes Hafenbecken entsteht. Die Arbeiten sollen Ende der Saison beginnen. Wenn die Molen fertig sind, werden in der östlichen Hafenbucht zwei neue Schwimmstege ausgebracht, wo dann einheimische Boote liegen werden. Die dadurch gewonnenen Plätze in der Nähe der Altstadt sollen den Transit-Gästen zur Verfügung stehen. Nach jetziger Planung sollen die Bauarbeiten bis August 2027 abgeschlossen sein.
Etwa 1,5 Seemeilen nordwestlich von Biograd entsteht derzeit der neue Molum Marine Club. Unweit vom Ortszentrum von Sveti Filip i Jakov wird ein komplett neuer Hafen, der von drei Molen geschützt ist, auf den Pašmanski-Kanal hinaus gebaut. Im Februar 2025 waren die wesentlichen Bauarbeiten abgeschlossen. Neben 126 Muring-Liegeplätzen soll es bald eine neue Rezeption, ein Sanitärgebäude und ein Bistro geben. An Land werden sich moderne Apartments anschließen, sodass eine Club-Atmosphäre entstehen soll. Die Eröffnung der gesamten Anlage ist zum Saisonstart 2025 geplant.
Im Hafen von Rab wurde die Altstadt-Pier komplett erneuert. Künftig sollen dort bis zu 15 Yachten an Murings anlegen können; neue Säulen für Strom und Wasser sollen ebenfalls installiert werden. Darüber hinaus schließt nun eine neue, 44 Meter lange Mole den Hafen ab und wird vor allem bei Jugo besseren Schutz bieten.
Der wichtigste Hafen im Südosten von Krk – er liegt unmittelbar neben der Senjska Vrata, wo die Bora am heftigsten bläst – zeichnete sich jahrzehntelang durch einen Mangel an Gastliegeplätzen aus. Das soll sich jetzt ändern. In einem ersten Schritt wurde in den Jahren 2021/22 die vor Seegang schützende Südmole um 60 Meter verlängert. Im nächsten Bauabschnitt soll die alte Westmole um 73 Meter verlängert werden, wodurch sich ein geschlossenes Hafenbecken ergeben wird. Innerhalb des Hafens sollen anschließend rechtwinklig zum vorhandenen Fingersteg, der mit einheimischen Booten belegt ist, drei neue Schwimmstege montiert werden. Dadurch werden etwa 72 neue Liegeplätze für Gastyachten entstehen. Bis Jahresende 2025 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein.
Der beliebte Ort an der Mündung des Gebirgsflusses Cetina hatte bislang überhaupt keine Gastliegeplätze. Besucher ankerten darum oft in der Mündung der Cetina. Das soll sich ab der Saison 2025 ändern: Bereits seit Mai 2024 wird entlang des ehemals unbefestigten Altstadtufers an einer 350 Meter langen Uferpromenade gebaut, die auf Betonpfählen gründet. An dieser Promenade soll es zur Saison nun etwa 120 Muringplätze geben, davon 70 für Gäste. Gleichzeitig wird die alte und marode Stadtmole vollständig saniert und um 36 Meter verlängert. Dort sollen, wie bisher bereits, vorzugsweise Ausflugsschiffe anlegen.
Die alte Mole aus grober Steinschüttung, die die Marina Hramina auf der Insel Murter nach Nordwesten schützte, wurde abgerissen. Sie wird derzeit durch eine neue, fünf Meter breite Mole ersetzt, die 80 Meter weiter nordwestlich liegt und an der beiderseits angelegt werden kann. Das bringt etwa 50 neue Muringplätze, die insbesondere für größere Segel- und Motoryachten bis 23 Meter Länge vorgesehen sind. Die Bauarbeiten sollen bis zum Saisonstart 2025 abgeschlossen sein. Reservierungen für die neuen Liegeplätze werden ab sofort entgegengenommen.
Eigentlich sollte die neue Marina Šešula in der gleichnamigen Bucht im Westen der Insel Šolta bereits im Jahr 2024 fertig gewesen sein. Doch in der vergangenen Saison war davon noch keine Spur zu sehen. Wie seit Jahren üblich, lagen in der Hochsaison bis zu 50 Boote und Yachten in dem beliebten schmalen Fjord vor Anker mit Landfesten zum Ufer – mit den bekannten Folgen für die Wasserqualität.
Angeblich sind jetzt wirklich alle Genehmigungen erteilt und im Spätsommer 2025 sollen die Bauarbeiten für die kleine Marina mit 70 Muringplätzen an einer Schwimmsteganlage mit Sanitärgebäude beginnen. Für die Umwelt wäre es ein Segen.