KaribikZahlen und Fakten zur Sicherheit

Morten Strauch

 · 04.03.2024

Karibik: Zahlen und Fakten zur SicherheitFoto: Ollie Jones/stlucia.org
Pitons, St. Lucia
Nach dem vermutlich tödlichen Überfall auf ein US-amerikanisches Seglerpaar Ende Februar stellt sich wieder die Frage, wie es um die Sicherheit in der Karibik steht. Ein Blick in den Jahresbericht des Caribbean Safety and Security Net (CSSN) schafft einen guten Überblick und beantwortet die wichtigsten Fragen

Der zuletzt veröffentlichte CSSN-Jahresbericht enthält Einzelheiten und Analysen zu den gemeldeten Straftaten gegen Crews und Yachten in der Karibik aus dem Jahr 2022. Die Gesamtzahl der registrierten Straftaten ist im Vergleich zu 2021 erheblich gestiegen und ähnelt nun dem Niveau vor der Corona-Pandemie. Dabei ist ein deutlicher Anstieg der Gewaltverbrechen zu verzeichnen, bei denen Körperverletzungen und Raubüberfälle im Vordergrund stehen. Die Fälle von Piraterie sind zurückgegangen.

Karte der gemeldeten Straftaten (rot = gewalttätig)Foto: CSSNKarte der gemeldeten Straftaten (rot = gewalttätig)

Die Zahl der gemeldeten Straftaten im Jahr 2022 ist insgesamt von 102 auf 121 gestiegen, was einem Anstieg von 19 % entspricht. Gewalttätige Vorfälle, insbesondere Überfalle/Raubüberfälle, stiegen deutlich von 7 auf 12 (+ 72 %). Zahlenmäßig ausgeglichen wird das durch einen Rückgang der gemeldeten und verdächtigten Piraterie-Fälle von 5 auf 3 (- 40 %). Die gewalttätigen Aktivitäten in der Karibik konzentrierten sich dabei auf St. Lucia, während die Vorfälle insgesamt breit gestreut waren. St. Vincent und die Grenadinen nahmen wieder die Spitzenposition ein (26 Meldungen, 1 Gewalttat), gefolgt von Martinique (17 Meldungen, 1 Gewalttat), Panama (10 Meldungen, 1 Gewalttat), St. Lucia (10 Meldungen, 5 Gewalttaten), dem niederländischen Sint Maarten (8 Meldungen, keine Gewalttaten) und dem französischen St. Martin (7 Meldungen, keine Gewalttaten).

Gesamtvorfälle nach JahrenFoto: CSSNGesamtvorfälle nach Jahren

Hauptziel für Diebe: Dingis und Außenborder

Der Gesamtanstieg der gemeldeten Vorfälle ist laut CSSN wenig überraschend, da die Wassersport-Aktivitäten im Allgemeinen wieder auf ein typischeres Niveau zurückgekehrt sind. Beiboote und Außenborder sind nach wie vor das Hauptziel für Diebe. Die Crews haben die Sicherheitsvorkehrungen für ihre Dingis zwar verbessert, aber das Anheben über Nacht und robuste Verriegelungssysteme reichen zum Schutz nicht immer aus. Die Täter passen sich den verbesserten Sicherungsmaßnahmen an und haben entsprechende Werkzeuge dabei. Viele Dingis sind jedoch weiterhin mit einfachen Vorhängeschlössern und Kabeln nur notdürftig gesichert, was den Gelegenheitsdiebstahl befördert. Videoüberwachung an den Dingi-Docks ist in der Karibik nach wie vor unüblich. Auf Fahrtenyachten installierte Videoüberwachung und GPS-Tracker haben einige Täter in flagranti erwischt, jedoch zeigen die Strafverfolgungsbehörden keine Bereitschaft, diese bei den Ermittlungen zu nutzen.

Gewalttätige Vorfälle (rot) und gewaltlose Vorfälle (blau) nach JahrenFoto: CSSNGewalttätige Vorfälle (rot) und gewaltlose Vorfälle (blau) nach Jahren

Zusammenfassung

Im Jahr 2022 wurden die meisten Überfälle, Raubüberfälle und Diebstähle in St. Lucia und St. Vincent und den Grenadinen verzeichnet, gefolgt von Martinique, St. Martin und Panama. Diebstahl ist aufgrund der Armut großer Bevölkerungsgruppen ein ernst zu nehmendes Problem, das allen Seglern bewusst sein sollte. Gelegenheit macht Diebe! Glücklicherweise sind Gewaltverbrechen gegen Crews in der Karibik bislang äußerst selten.

Obligatorische Schutzmaßnahmen

Crews, die von Martinique starten und südwärts in die Grenadinen wollen, sollten sich am besten immer von den Basis-Leitern der Charterfirmen über den aktuellen Stand informieren. Auch ein Blick in das Caribbean Safety and Security Net (www.safetyandsecuritynet.org) ist sinnvoll, da hier alle Fälle im Revier gesammelt und auf der Webseite detailliert beschrieben werden. Außerdem sollten Niedergangsluk und große Fenster in der Nacht geschlossen bleiben und Dingi sowie Außenborder nachts aufgeholt und möglichst sicher angeschlossen werden. Letzteres ist allerdings in der gesamten Karibik empfehlenswert.

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