Der Fahrtenkat “Simplicity” des US-Ehepaars Ralph K., 66, und Kathy B., 71, aus den Vereinigten Staaten wurde von einem Mitglied des amerikanischen Segelverbandes “Salty Dawg Sailing Association” in der Wallilabou Bay an der Südwestseite St. Vincents bemerkt, wo er dicht am Ufer mit zerrissenem Vorsegel vor Anker lag. Das berichtet die Webseite des Caribbean Safety and Security Net. Da das Boot bei dem Verein registriert war und den Vereinswimpel führte, konnte das Mitglied den Kat seiner Club-Kameraden identifizieren und fuhr aus Sorge um die Crew mit dem Dingi herüber. Vor Ort fand er ein völlig durchwühltes Boot vor, das zudem reichlich Blutspuren aufwies. Er verständigte daraufhin sofort den Segelverband und die Familie des Eigner-Paares sowie die Polizei auf St. Vincent.
Aufgrund des AIS-Tracks der beiden Amerikaner, die eine Cruising Rally des Verbandes von den USA nach Antigua mitgemacht hatten und den Winter danach in der Karibik verbrachten, konnte rekonstruiert werden, dass das Paar mit seinem Boot in der Grand Anse an der Südwestspitze Grenadas vor Anker lag, als die drei Verdächtigen am 18. 2. aus dem Gefängnis in Grenada ausbrachen.
Trevor R., Abitia S. und Ron M. saßen wegen eines gemeinsamen bewaffneten Raubüberfalls in Grenada in Haft, aus der sie um 22 Uhr gewaltsam flohen. Wenig später ging der Kat “Simplicity” laut AIS-Tracker auf Fahrt, verließ Grenada und fuhr rund 86 Seemeilen nach St. Vincent, wo ihn der Langfahrtsegler am 20. 2. fand. Der Polizei von St. Vincent gelang es daraufhin bereits am 21. 2., die drei Männer zwischen 19 und 30 Jahren zu verhaften, und sie kontaktierte die Royal Grenada Police. Die drei sind der Polizei der Grenadinen bereits bekannt, hatten neben dem Raub auch weitere Straftaten begangen, einer von ihnen wurde bereits wegen Vergewaltigung und anderen Gewaltverbrechen vorbestraft. Der Kat wurde anschließend von Forensikern der Polizei untersucht.
Ralph K. und Kathy B. waren mit dem Boot seit einigen Jahren unterwegs, er arbeitete noch zeitweise von Bord, sie war im Ruhestand – der Traum von so vielen Seglern für die Rente. Sie hatten ihr Haus verkauft und den Kat erworben, auf dem sie nun die meiste Zeit verbrachten, schon seit Monaten in der Karibik unterwegs waren. Kathy B. war zudem lange im Vorstand der “Salty Dawg Association”. Obwohl die Polizei noch keine weiteren Angaben zu dem Fall nach der Vernehmung der möglichen Täter gemacht hat, ist wohl zu befürchten, dass die drei Männer das Paar überfallen und ermordet oder über Bord geworfen haben.
Mittlerweile hat sich auch die Familie der Opfer in einem Statement auf der Webseite des Segelclubs gemeldet und für die Anteilnahme bedankt sowie für das schnelle Dingfest machen der Verdächtigen. Man müsse nun die polizeilichen Ermittlungsergebnisse abwarten.
In der südlichen Karibik kommt es seit ein, zwei Jahren leider vermehrt zu gewaltsamen Überfällen auf Segler, zuletzt waren vor allem einige wenige Buchten von St. Vincent dafür bekannt, wo im Juli letzten Jahres ein Ehepaar ebenfalls überfallen und ausgeraubt wurde.