Hafen-TippsSehnsuchtsorte entlang der deutschen Ostsee-Küste

YACHT-Redaktion

 · 10.03.2023

Hiddensee – ein schmaler Streifen Land im Meer. Mit Schilfufern, Sandstrand, Wiesen und drei Häfen. Das ist alles. Und doch so viel!
Foto: imageBROKER / Alamy Stock Photo

Zwischen Flensburg und Usedom finden sich viele tolle Häfen, die jeder Ostsee-Segler kennen sollte. Die Redaktion gibt ihre ganz persönlichen Favoriten preis

Lebhafte Touristenmetropole mit moderner Full-Service-Marina und kurzweiligem Landprogramm oder doch lieber die heimelige Steganlage irgendwo im Nirgendwo, ruhig, grün und fern jeglichen Trubels? Von beiden Hafentypen finden sich, in vielfältigsten Abstufungen, über hundert Varianten entlang der deutschen Ostseeküste und ihren vorgelagerten Inseln. Was aber macht ausgerechnet den einen oder anderen davon zum Traumhafen? Eine allgemeingültige Antwort auf diese Frage kann niemand liefern. Das gilt auch für die Mitglieder der YACHT-Redaktion, von denen die meisten mit eigenem Kiel auf unserem Heimatrevier unterwegs sind. Und das ist gut so!

Bewahrt es doch einzelne beliebte Orte davor, überrannt zu werden – und in der Folge ihren Charme, dessentwegen sie von Seglern angesteuert werden, unversehens zu verlieren. Darüber hinaus eröffnet es die Möglichkeit, den eigenen Horizont zu weiten – indem man von den gewohnten Routen abweicht und dann und wann auch einmal neue Kurse absteckt. Wohin die führen könnten, zeigen wir auf den nachfolgenden Seiten. Dort stellen wir unsere Hafen-High­lights vor. Die Auswahl ist absolut subjektiv und auch keinesfalls auf Vollständigkeit bedacht. Aber sie enthält von Anfang bis Ende persönliche Empfehlungen, die von Herzen kommen. Und wer weiß, vielleicht findet sich ja auch Ihr neuer Lieblingshafen darunter.

In diesem Artikel:

Kappeln – mitten im Leben

Foto: YACHT/A. Fritsch

Rund um den Ort an der Schlei gibt es zahlreiche Häfen und Liegemöglichkeiten – ein Highlight für Gastlieger ist jedoch der Stadthafen nördlich der Brücke. Wer hier einen Platz bekommt, ist mittendrin im Geschehen: vor dem Bug die Flaniermeile mit Cafés und Restaurants, hinterm Heck das belebte Fahrwasser, gegenüber die von Möwen bevölkerten Heringszäune, die typisch sind für die Region.

Seinen Namen hat Kappeln von seinem Wahrzeichen, der Sankt-Nikolai-Kirche im Zentrum, deren Turmspitze weit über die Häuser ragt. Früher lebte der Ort vom Handel und Fischfang, heute ist der Tourismus das Kerngeschäft – und zwar zu Lande und zu Wasser. Ist die zweiflügelige Schleibrücke, die zuletzt vor allem infolge lang anhaltender Bauarbeiten und Sperrungen für Schlagzeilen sorgte, in Betrieb, haben daher alle, die einen Platz in einer der gut 35 Boxen an der Pier ergattert haben, viel zu gucken: Mehr und mehr Boote sammeln sich vor jeder Öffnung auf beiden Seiten. Die einen, um tiefer in die Schlei einzulaufen, die anderen, um sie gen Ostsee zu verlassen. Kappeln verbindet zwei Welten. Südlich wartet der Ostseefjord als geschütztes Binnenrevier mit hübschen Häfen wie Arnis und vielen idyllischen Ankerbuchten auf. Östlich, also seewärts, laden das Olpenitzer und Wormshöfter Noor ebenfalls noch einmal zum An­kerstopp ein, bevor der gut 40 Kilometer lange Fjord bei Schleimünde in die Ostsee übergeht. Dank seiner Lage ist Kappeln mithin ein idealer Ausgangsort für Törns in beide Richtungen.

Ein abwechslungsreiches Landprogramm für Hafentage gibt es ebenfalls. Da ist etwa die 1888 gebaute Holländermühle Amanda, die bis 1964 in Betrieb war. Heute finden in dem historischen Bauwerk unter anderem Trauungen statt. Ein Besuch lohnt zudem, da sich in der Mühle die Tourist-Information befindet. Hier kann man sich nach den weiteren Sehenswürdigkeiten erkundigen und Tipps für Ausflüge in der Umgebung einholen. Oder man lässt sich einfach ein wenig treiben und genießt das einzigartige Flair dieses Ortes.

Mein Highlight in Kappeln

Besonders gut gefällt mir in Kappeln, in einem der Cafés direkt am Ufer zu sitzen und dem Geschehen auf der Pier, in den Boxen und auf dem Wasser zuzuschauen. Zu Brückenöffnungszeiten erinnert alles dann ein wenig an Törns durch Friesland in Holland, wo die Boote ebenfalls mitten im Trubel liegen, auf die nächste Brückenöffnung warten und Crews den Sommer auf dem Wasser und beim Landgang genießen.

Kristina Müller


Langballigau – Kleinod am Rand der Förde

Foto: Calado/stock.adobe

Dort, wo die Flensburger Außenförde schmal wird, liegt an ihrem Südufer der Yachthafen Langballigau. Auf den ersten Blick mag er verwinkelt und unübersichtlich wirken. Doch hat man erst einmal einen Platz gefunden, erschließt sich schnell der Charme dieses urigen und gemütlichen Ortes. Um 1920 wurde er als Fischereischutzhafen erbaut. Noch heute verkaufen Fischer hier ihren Fang direkt vom Kutter. Auch sonst ist trotz der abgeschiedenen Lage für alles gesorgt: Es gibt einen kleinen Laden mit Zubehör, Restaurants, und auf dem Grillplatz kann der Segeltag in Gesellschaft anderer Crews ausklingen. Einmal über die Stege schlendern und Boote gucken ist natürlich auch ein Muss!

Spielt das Wetter mit, lädt der angrenzende Naturstrand mit Strandkorbverleih zum Bad in der klaren Förde ein. Wer Bordräder dabeihat, kann von Langballigau aus zur Erkundungstour durch die sanften Hügel Schleswig-Holsteins starten oder zum Ortskern von Langballig radeln. Der liegt knappe zwei Kilometer entfernt im Landesinneren. Vor allem aber ist man hier geschützt – Langballigau ist sogar Nothafen samt stationiertem Seenot-Rettungskreuzer.

Mein Highlight in Langballigau

Weit weg von allem und dennoch rundum versorgt sein, das macht für mich den Reiz dieses Hafens aus. Im Cockpit sitzend die Atmosphäre genießen oder Ausflüge in der ruhigen Natur entlang des Fördeufers unter­nehmen – mehr Entspannung geht nicht!

Kristina Müller


Arnis – kleiner Ort ganz groß

Foto: Yacht/Nico Krauss

Sechs Meilen sind es die Schlei hinauf bis Arnis. Die Einwohner sind seit jeher ein verschworenes Völkchen, bekannt für ihren Drang nach Unabhängigkeit. Der ist so groß, dass Arnis bis heute den Status einer Stadt genießt – der kleinsten in ganz Deutschland. Der hübsche Hafen der Wassersportgemeinschaft Arnis/Grödersby bildet das Epizentrum des für mich schönsten Ortes an der Schlei. Die Stege mit ihren 265 Boxenplätzen liegen im Noor muggelig in die Landschaft geduckt und sind meist perfekt windgeschützt. Es ist urgemütlich dort, mit netten Grillplätzen am Wasser, gutem Service und den supernetten Hafenmeistern Achim Jensch und Andreas Sorichter (Tel. 04642/44 21). Erreicht wird der Hafen über eine kleine betonnte Rinne. Zuvor muss die Klappbrücke von Kappeln passiert werden – Öffnung 15 Minuten vor der vollen Stunde. Immer mittwochs ist ab 17:55 Uhr Regatta auf der Schlei: ein Spektakel! Oder man schaut dem Fährverkehr zu. Auch schön: mit dem Leihrad durch Felder und Wiesen bis nach Kappeln radeln.

Mein Highlight in Arnis

Als kulinarisch verwöhnter Reiseredakteur zieht es mich auf die Terrasse des Restaurants „Spechts Speisewirtschaft“, eines der besten der Region, noch dazu mit tollem Schlei-Blick. Am Wochenende und während der Saison unbedingt frühzeitig reservieren (04642/983 48 63)! Eine Alter­native ist die „Strand­­halle“. Zum Kuchen­essen empfiehlt sich die „Schleiperle“, ein wunderbares Café auf Stelzen im Wasser.

Andreas Fritsch


Flensburg – goldenes Licht am Ende der Förde

Foto: YACHT/N. Krauss

In die tief stehende Sonne immer nach Westen: Zugegeben, Hin- und Rückweg sind weit, einer oft eine Kreuz, aber die Mühe lohnt. Rund 25 Meilen führt der Kurs durch die immer enger werdende wunderschöne Förde. Dann macht man das Schiff am besten in der Stadtmarina von Hafenbetreiber Jaich fest. Sie liegt direkt am Stadtzen­trum. Von hier ist es nur ein kurzer Fußweg bis in die wirklich malerische Altstadt. Perfekt auch die Kombination aus dem urigen Museumshafen mit den Arbeitsbooten am Nord­ufer und dem Yachting Heritage Center für „gediegene Lustsegelei“ am Südufer. Beides Kultadressen für Segler. Ein Gastro-Tipp für Fisch-Fans ist das „Piet Henningsen“.

Mein Highlight in Flensburg

Die Rum-Regatta der klassischen Arbeitsschiffe und Yachten muss man einmal im Leben gesehen haben. Die Stimmung am Hafen ist jedesmal einzigartig. Als Preis gibt es für die zweitplatzierte Crew – nomen est omen – eine Buddel Rum. Dessen Historie ist übrigens im Rum-Museum der Stadt exzellent beschrieben.

Andreas Fritsch


Kühlungsborn – Hochseegefühle zum Sundowner

Foto: Zarathustra/stock.adobe

Es gibt einige Attraktionen, die einen Besuch hier rechtfertigen. Der lange Sandstrand etwa, der sich westlich und östlich des Hafens fast bis zum Horizont erstreckt. Die Seebrücke, auf der man sich nach einem langen Törn die Beine vertreten kann. Überhaupt die Lage der Marina, die von Fehmarn, von der Lübecker Bucht oder vom dänischen Gedser her kommend der erste große Anlaufpunkt an der mecklenburg- vorpommerschen Küste ist – oder auf West-Kurs der letzte logische Zwischenstopp Richtung Heiligenhafen.

An schönen Sommertagen führt all das zwangsläufig zu einem regen Aufkommen an Gastliegern. Mit ein wenig Kreativität findet sich in Kühlungsborn aber eigentlich immer noch ein Platz fürs Boot – und an Land eine Kneipe für die hungrige Crew. Auf der leicht erhöht liegenden Hafenpromenade, die von Restaurants, Eisständen und Cafés gesäumt ist, kann es dann trubelig werden, weil sich hier Yachties und Touristen tummeln. Das muss man mögen. Für einen Tisch mit Hafenblick braucht es in der Regel eine Vorreservierung, wahlweise Geduld und Gelassenheit.

Das Panorama von dort oben ist jedenfalls einmalig. Allein das lohnt den Abstecher. Denn vor der Mole erstreckt sich meilenweit nichts als Meer. Kein Hafen an der Südlichen Ostsee vermittelt so sehr Hochsee-Gefühl. Schwer zu sagen, was schöner ist: der Sonne beim Untergehen zuzusehen oder bei einem strammen Nordwest die Nase in den Wind zu strecken. Am besten beides!

Mein Highlight in Kühlungsborn

Auf den Holzbänken vorm Restaurant „Vielmeer“ einen Aperitif oder Sundowner nehmen. Manchmal spielt eine Live-Band dazu, manchmal gibt’s chillige Musikstreams. So lässt sich die Wartezeit bis zum Essen genüsslich überbrücken. Wer Pullover und Jacke mitbringt, kann auch bis in die Nacht sitzen bleiben und die Aussicht genießen.

Jochen Rieker


Krummin – wie nicht von dieser Welt

Foto: Naturhafen Krummin/Matthias Friel

So idyllisch, so entrückt, so liebevoll gestaltet und betrieben wie der Naturhafen sind nicht viele Marinas an der Ostsee. Wenn Sie das ganz Besondere suchen, sollten Sie die meist weite Anreise nicht scheuen. Krummin nämlich liegt im äußersten Osten der Republik, gut sechs Seemeilen von Wolgast entfernt und ähnlich weit von Usedom. Der Weg führt von Greifswald, Stralsund oder Rügen kommend über Peenemünde, vorbei an vielen meist gut betonnten Flachs. Yachten bis 2,50 Meter Tiefgang passieren problemlos; auf der Krumminer Wiek, einem Boddengewässer, lässt sich auch prima segeln. Vor allem aber ist dies ein Ort zum Entschleunigen, zum Runter- und Ankommen. Der Naturhafen mit Vier-Sterne- Komfort bietet nur 150 Booten Platz und liegt, der Name ist Programm, in eine Natur­oase eingebettet.

Mein Highlight in Krummin

Einfach nur da zu sein wäre schon Erholung genug. Das Glück lässt sich jedoch noch steigern. Bei einer Kanutour auf der Wiek etwa oder samstagabends auf der Terrasse, wenn der Hafen- zum Grillmeister wird. Unvergesslich: das „Kleine Hafenfestival“ im Juli, bei dem Singer-Song­writer live auftreten.

Jochen Rieker


Orth – Perle im Fehmarnsund

Foto: Thomas Reimer - stock.adobe.com

Der Hafen ist günstig gelegen, um auf dem Weg nach oder von Langeland oder Ærø Rast zu machen. Dieser Umstand ist sicher ein Nachteil, einige Crews werden sich eher an eine aufreibende Liegeplatzsuche bei der Erwähnung des Ortes erinnern. Nicht so Segler mit kleineren Booten. Denn ganz am Ende des schlauchförmig langgestreckten Hafenbeckens finden sich einige kleine Boxen, die der Hafenmeister auch an Gäste vergibt. Die Plätze sind am besten windgeschützt und direkt am Imbiss „Kap Orth“. Hier gibt es frisch gezapftes Anlegerbier und Fischbrötchen samt schönem Ausblick auf den Hafen und die Bucht. Auf dem geschützten Revier tummeln sich Kitesurfer, und nicht selten kommen die neoprenverhüllten Gestalten an den Tresen und bezahlen ihr Getränk mit salzwassertriefenden Geldscheinen aus dem Ärmel des Neos. Die Stimmung ist entschleunigt, und selbst wer erst am Beginn seines Sommertörns ist, die Urlaubsstimmung beginnt schon hier.

Direkt hinter dem „Kap Orth“ führt der Weg auf den Deich und knapp drei Kilometer bis zum Leuchtturm Flügge. Abends geht man der tief­stehenden Sonne entgegen. Rechterhand im vom Deich abgetrennten Teil der Bucht, der Sulsdorfer Wiek, leben Tausende Seevögel, auf dem Pfad schlängelt man sich an einer Schafherde vorbei, während südlich in der Bucht die letzten Kiter auf golden glitzerndem Wasser ihre Bahnen ziehen. Neben dem Naturidyll finden sich direkt am Hafen auch mehrere Restaurants sowie ein Bäcker, keine zwei Minuten vom Steg entfernt.

Mein Highlight in Orth

Vor dem Hafen findet man in der Orther Bucht wunderschöne Ankerplätze gut geschützt hinter der Halbinsel Krummsteert. Auf der einen Seite schweift der Blick über die flache Landzunge hinüber zur Ostsee und dem Leuchtturm. Auf der anderen Seite ist schon die Fehmarn­sundbrücke zu sehen. Spätestens angesichts dieses Panoramas wird klar, dass Orth nicht nur ein strategisch günstiger Zwischenstopp auf dem Weg nach Dänemark, sondern einer der schönsten Häfen an der Ostsee ist.

Michael Rinck


Timmendorf auf Poel – reif für die Insel

Foto: haiderose - stock.adobe.com

Der kleine Fischerei- und Lotsenhafen am Eingang in die Wismarbucht ist ein Kleinod eingebettet in beeindruckende Natur. Doch Vorsicht! Für Nicht-Revierkenner besteht Verwechslungsgefahr mit Timmendorfer Strand in der Neustädter Bucht. Der Hafen auf der Insel Poel liegt abgeschieden zwischen Strand und Steilküste. Der weiße Sand beginnt nördlich gleich hinter der Mole und erstreckt sich viele Kilometer weit bis in den Norden der Insel. Der Strand ist sehr gepflegt, es gibt Strandkörbe, eine Segelschule vermietet kleine Kats. Südlich des Hafens das genaue Gegenteil: Von der schnell erodierenden Steilküste herabgestürzte Bäume liegen im Weg, aus dem gelben Steilhang gewaschene Steine übersäen das flache Wasser, dazwischen wuchert Grün – ein Naturparadies. Doch nicht nur entlang der Küste lohnt ein Spaziergang. Von Timmendorf sind es etwas über vier Kilometer über die Insel nach Kirchdorf mit seinem kleinen Hafen, einer Backsteinkirche und den Überresten einer alten Festung. Stärken kann man sich in einem italienischen und mehreren Fischrestaurants. Brötchen zum Frühstück gibt es vom Bäcker, in der Seekiste nebenan finden sich Souvenirs und einige Lebensmittel. Einziges Manko: Bei Wind aus Süd­west steht Schwell auf die Gastplätze.

Mein Highlight in Timmendorf

Keine zehn Meter vor dem Bug des eigenen Bootes am Strand oder auf der Mole einen Sundowner genießen. Durch die Ausrichtung des Hafens nach Westen lassen sich hier spektakuläre Sonnenuntergänge beobachten. Etwas südlich gibt es zudem einen Ankerplatz, gut geschützt bei östlichen Winden.

Michael Rinck


Stralsund – maritimer Mikrokosmos

Foto: spuno/stock.adobe

Bilden die Hansestädte an der deutschen Küste von Bremen über Wismar bis Greifswald per se historische, architektonische, kulturelle und kulinarische Highlights, ist Stralsund für mich die heimliche Königin unter ihnen. Dies zu weiten Teilen schon wegen der einzigartigen Lage: Segler erreichen die Siedlung am Strelasund über die Ostsee und die Fahrwasser zwischen der Rüganer Küste und der des pommerschen Festlandes oder aus dem Süden kommend über den schönen Sund, nachdem die Ziegelgrabenbrücke geöffnet hat. Da ist bereits die Anreise ein Ziel, die zudem dank vieler kleiner Häfen unterwegs hervorragend parzelliert werden kann.

Von Stralsund aus lässt sich Rügen mit seinen Highlights wie den pittoresken Felsformationen von Stubbenkammer und Kap Arkona runden, die dazu gegensätzlich flach ausfallende Sandinsel Hiddensee ansteuern oder weiter gesteckte Reviere wie Südschweden oder Bornholm nach ambitionierten Tagestörns erreichen.

Aber das Glanzlicht bleibt Stralsund selbst, ein Weltkulturerbe der Unesco. Segler liegen in der großen Marina in Ansicht der historischen Stadtkulisse oder noch zentraler, quirliger und enger in den Kanälen, welche die Hafeninsel umgeben und die nur nach Passage von Dreh- und Klappbrücken erreicht werden können. Die Hansestadt und mit ihr sämtliche Versorgungseinrichtungen sind schnell zu erreichen, selbst Fußfaule werden sich nach einem Spaziergang durch die Straßen und Gassen dem Flair der geschichtsträchtigen Gemäuer nicht entziehen wollen.

Das maritime Zentrum bildet die Hafeninsel, dort liegt die „Gorch Fock I“, die besichtigt werden kann. 200 Meter nebenan steht das modern gestaltete Ozeaneum, eine besuchenswerte Mischung aus Aquarium und Meeresmuseum. Die Ufer sind gepflastert mit Restaurants und Kneipen jeglicher Couleur – und dennoch liegt man in der Citymarina recht ruhig und obwohl stadtnah fast inmitten der Natur mit Blick auf Rügen. Somit bietet Stralsund einen maritimen Mikrokosmos. Aus meiner Sicht ist das eine gleichermaßen ideale wie seltene Mischung, die unbedingt auf Seglers Bucket List gehört.

Mein Highlight in Stralsund

So wie Segeln Tradition und Moderne verknüpft, lässt sich in Stralsund ein Gang durch die Kulturgeschichte der Hafenkneipe absolvieren: In der Fährstraße liegt die angeblich älteste maritime Pinte Europas „Zur Fähre“. Direkt am Querkanal gibt es mit dem „Brazil“ eine bei lokalen Seglern angesagte moderne Cocktailbar.

Fridtjof Gunkel


Schleimünde – Insel mit Anschluss

Foto: Nils Günter

Die Lotseninsel an der Mündung des Meeresarmes Schlei zwischen Kieler und Flensburger Förde ist sozusagen das Ostsee-Pendant zu einer nordfriesischen Hallig: nur per Boot erreichbar (die Landverbindung der Halbinsel ist Naturschutzgebiet), unterversorgt (kein Wasser, keine Müllabfuhr, kein Laden), tagsüber in der Saison mit Touristen überfüllt (reisen per Ausflugsdamper an). Und dennoch, die insular-gelassene Stimmung, die relative Ruhe, die vermeintliche Abgeschiedenheit trotz Nähe zum Festland verbinden sich zu einem unvergleichlichen Flair. Das toppt sich des Abends zum Sonnenuntergang, wenn die Grills nah des kleinen Strandes hochflammen oder die Crews ausgelassen vor der Kneipe „Giftbude“ den Segeltag ausklingen lassen und die in die Schlei einlaufenden Yachten beobachten. In der Saison wird es an den Wochenenden ­­gern voll, aber irgendwie geht längsseits oder zu zweit in der Box immer was.

Mein Highlight in Schleimünde

Kein Strom, kein Nachbarboot, kein Mensch: Unvergleichlich ist eine Übernachtung außerhalb der Segelsaison. Seevögel und Brandungsrauschen sind die einzigen Geräusche, die nächsten Lichtquellen fern, der Blick in den Sternen­himmel einzigartig.

Ursula Meer


Warnemünde – Zeitenwende am Alten Strom

Foto: Lutz Zimmermann

Hinter der stattlichen Hafeneinfahrt mit ihren weit geöffneten Molen und fotogenen Torfeuern liegt schmal der Alte Strom – früher ein wichtiger Handelsweg, heute eine Sackgasse mit überschaubarer Anzahl an Liegeplätzen. Alte Fischerboote reihen sich entlang der Mole. Die ist an Land gesäumt von bunten Häuschen mit geschwungenen Giebeln und verglasten Veranden. Trubelig geht es zu an der Promenade mit kleinen Läden und Restaurants. An der Ostseite indes gibt es für Flaneure wenig zu sehen, dort liegt man mit der Yacht ruhig bei den Vereinen – oder aber im neuen Hafen an der Mittelmole. Wenn morgens beim Kaffee im Cockpit der Blick auf den knallroten Holzkutter namens „Zufriedenheit“ fällt, hat der Tag sein Motto. Die Wege sind kurz, ob zum Fischbrötchen vom Futterkutter oder zu den Dünen vor stattlichen Herrenhäusern aus einer Zeit, in der man noch in die Sommerfrische fuhr. Über den weiten Strand wacht ostalgisch das Hotel „Neptun“, Plattenbau in frischer Farbe, davor hippe Strandbars: Der Alte Strom und seine Umgebung sind Geschichte im Zeitraffer.

Mein Highlight in Warnemünde

Der Leuchtturm am Strand ist für Publikum geöffnet. Drei Euro kostet der Eintritt, die Aussicht: unbezahlbar. Nach dem Aufstieg über 135 Stufen genießt man einen spektakulär schönen Blick über die Stadt, die Küste beidseits der Warnowmündung und die See.

Ursula Meer


Heiligenhafen – Boomtown mit unverbaubarer Naturschutz-Magie

Foto: Adobe Image Stock/Aufwind-Luftbilder

Nirgendwo an der deutschen Ostseeküste ist in den vergangenen zehn Jahren so viel gebuddelt und gebaut worden wie in dem einst etwas verschlafenen Ort südlich von Fehmarn. Ferienhäuser, Hotels, Seebrücke, Kneipen – es scheint kein Halten zu geben in Heiligenhafen. Wer sommers mit Gepäck vom Parkplatz zum Boot kommen will, muss inzwischen Lücken im Strom der flanierenden Landtouristen abpassen, um zu den Stegen zu gelangen.

Das ist die eine, die Kehrseite des Booms. Auf der anderen Seite haben Stadt und Marina dadurch enorm an Vielfalt gewonnen. Kaum irgendwo ist die Infrastruktur und Versorgung so gut wie hier, das Gas­tro- Angebot so breit gefächert – von gutbürgerlich wie im „Strandläufer“ oder der „Altdeutschen Bierstube“ bis zu feinstem Sushi mit Hafenblick bei „Tamatsu“. Auch architektonisch bietet Holy Harbour, wie Hipster sagen, einen spannungsreichen Mix aus Modernität und altem Dorfkern. Eine anhaltende Kaltfront oder zähe Flautentage lassen sich hier prima aussitzen, zumal Strand und Graswarder den städtebaulichen Ambitionen Grenzen setzen. So kommen in Heiligenhafen nach wie vor auch Naturliebhaber zu ihrem Glück.

Mein Highlight in Heiligenhafen

Landschaftlich ist die unter Naturschutz stehende Halbinsel Graswarder mit ihren alten, windumtosten Häuschen mein Lieblingsort. Kulinarisch mag ich Katjas und Roberts „Marina Crêpes“ auf der Seebrückenpromenade sehr. Da gibt’s – na klar – Crêpes, und zwar süß wie salzig und stets fantasievoll komponiert, aber auch Eis und den leckersten Kaffee weit und breit.

Nadine Timm


Rerik – zwischen binnen und buten

Foto: YACHT/A. Lindlahr

Dieses Luftbild sagt eigentlich schon fast alles. Es zeigt einen Puppenstubenort, der von Norden wie Süden von Wasser umschlossen ist – gepflegte Häuser, gestutzte Hecken, verschlungene Gassen und Wege. Auf der Seeseite ein Traumstrand, binnenwärts eine von Landzungen, wilden Wäldern und Feldern gesäumte Bucht, im Hintergrund die Insel Poel. Das ist Rerik, einer der unbekanntesten unter den ganz besonderen Häfen der Ostsee.

Dass nur wenige Eigner und Chartercrews hierher finden, liegt sicher nicht am mangelnden Reiz des Reviers. Eher schon an der teils kniffligen Ansteuerung. Der Weg ins mecklenburgische Bullerbü führt über zum Teil tückische Sände und Flachs, die obendrein nur spärlich betonnt sind. Doch es lohnt sich, die navigatorische Herausforderung auf sich zu nehmen.

Vor allem bei frischem West oder Nordwest erlebt man bei der Einfahrt in den Reriker Bodden von Süden kommend einen bizarren Szenenwechsel: Herrschten eben noch Schaumkronen und kabbelige See, wird jenseits der Kielung schlagartig alles still und friedlich. So als könnte man auf Knopfdruck von Hoch- auf Binnensee umschalten.

Es ist ein berauschendes Erlebnis, weil man plötzlich mit allen vorher voll in Beschlag genommenen Synapsen nun die Lieblichkeit der Landschaft diesseits des Salzhaffs in sich aufnehmen kann – zumindest anderthalb Seemeilen weit auf Kurs 040 Grad, bis es am „Ellenbogen“ gilt, eine von zwei Rinnen durch das mittenmang liegende Ein-Meter-Flach zu treffen.

Auch im Hafen von Rerik spielt die Wassertiefe eine Rolle. Boote mit zwei Meter Tiefgang oder mehr können lediglich am östlichen Steg festmachen, und auch nur am Kopf sowie in den ersten drei, vier Boxen. Liegt man gut vertäut, finden sich in wenigen Gehminuten zahlreiche Lokalitäten: an der Kirche ein kleiner Dorfbäcker und zwischen Hafen und Ostseestrand ein ganzes Ensemble meist gut frequentierter Restaurants.

Wer Ort und Umgebung erkunden will, sollte den leicht erhöht überm Strand liegenden Weg entlangwandern. Als Ausgangspunkt empfiehlt sich nachmittags ein kurzer Stopp im Garten bei der „Villa Krone“, wo die Bäckerei Graf Kaffee und Kuchen serviert. Von dort oben kann man nach Südwesten bis zum Salzhaff und nach Norden meilenweit auf die Ostsee schauen. Ein noch besserer Fernblick bietet sich nur vom Turm der St.-Johannes-Kirche (Infos zur Öffnung im Museum).

Mein Highlight in Rerik

In den vergangenen zwei Jahren war es zur Haupt­saison auch in Rerik, wie überall an der deutschen Küste, recht voll. Das gilt zwar nicht für den Hafen, aber für den Ort und den schönen Sandstrand – zumindest auf und neben der Seebrücke. Wer Ruhe sucht, geht einfach ein paar Hundert Meter südwestlich Richtung Wustrow. Kurz vor dem Sperrgebiet lichtet sich die Menge, und man hat den Strand fast für sich allein.

Nadine Timm


Natur und Kultur in Kloster (Hiddensee)

Foto: Bodo Müller

Beim ersten Besuch im nördlichsten Hafen der zauberhaften Insel, kurz nach der Wende, waren Gastliegeplätze für Sportboote rar. Man machte am Bollwerk oder zwischen Fischerbooten fest. Mit dem Segler­hafen gibt es erst seit 2015 eine Marina in Kloster. Die hat dem Ort zum Glück nichts von seinem Charme genommen, bietet ihren Gästen aber dennoch alles, was das Herz begehrt. Der Hafenmeister ist bei der Liegeplatzsuche des oft überfüllten Hafens behilflich. Der Ort selbst ist beschaulich, im Zentrum reihen sich ein paar Läden, Restaurants, Kunstgalerien und eine Bernsteinschleiferei aneinander – alles fußläufig entfernt von den Stegen. So klein der Ort ist, Kloster darf man durchaus als Hiddensees kulturelles Zentrum bezeichnen. Ob Inselkirche, Gerhart-Hauptmann-Haus oder Heimatmuseum: Es gibt viel zu entdecken. Auch der Bade­strand am Westufer ist nicht weit entfernt, denn „Dat söte Länneken“, wie die Insel von den Einheimischen genannt wird, ist an dieser Stelle schmal. Nicht wenige Wassertouristen buchen sich in Kloster daher für den gesamten Urlaub ein.

Mein Highlight in Kloster auf Hiddensee

Die Lage des Hafens ist seine Attraktion. Das pittoreske Dorf, der ursprüngliche Strand, die Ausflugsziele, alles liegt greifbar nahe. Absolutes Muss ist für mich ein Spaziergang zum Leuchtturm Dornbusch mit Rast im historischen Gasthaus „Zum Klaussner“.

Lasse Johannsen


Lippe – ein Kleinod im Nirgendwo

Foto: Andreas Douvitsas/stock.adobe

Lange war dieser verwunschene Ort ein weißer Fleck auf meiner Seekarte. Die Anreise führt durch die Sperr­gebiete Putlos und Todendorf und ist lediglich außerhalb der Schießzeiten möglich. Vor dem Hafen liegt zudem eine Sandbank. Die Rinne, die hineinführt, muss regelmäßig ausgebaggert werden. Auskunft über den aktuellen Wasserstand gibt der Hafenmeister unter 0152/53 86 78 34.

Mein Highlight in Lippe

Der Hafen liegt an der Hoh­wachter Bucht inmitten unberührter Natur und wunderschöner Sandstrände. Bei aller Abgeschiedenheit bietet er die üblichen Versorgungsmöglichkeiten und Gastronomie – vom rustikalen Hafenimbiss bis hin zum gehobenen Speiserestaurant „Klabautermann“ mit Meerblick.

Lasse Johannsen


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