Die Szenen, die sich seit mehreren Tagen am Pagasitischen Golf abspielen, erinnern an die zehn biblischen Plagen, die einst das alte Ägypten heimgesucht haben sollen. Nach den verheerenden Überschwemmungen, die das Tief „Daniel“ vor fast genau einem Jahr ausgelöst hatte, wird die Region nun von toten Fischen geflutet. Ein dichter Teppich aus Fischkadavern bedeckt die Gewässer in und um die Hafenstadt Volos, in der auch Charterstützpunkte liegen, die gerne als Sprungbrett zu den Nördlichen Sporaden genutzt werden.
Die regionale Industrie- und Handelskammer erklärte am Freitag auf ihren Social-Media-Kanälen, dass der Gestank in der Stadt mit rund 85.000 Einwohnern kaum noch zu ertragen sei. Nach Angaben des staatlichen Rundfunksenders ERT wurden bereits mehr als 160 Tonnen Fisch aus dem Wasser geholt. Mit Netzen an den Flussmündungen und großangelegten Reinigungsmaßnahmen versuchen die griechischen Behörden verzweifelt, wieder Herr der Lage zu werden. Mehrere Schiffe und Bagger sind dabei im Einsatz, aber auch mit einfachen Keschern wird gearbeitet.
Dimitris Kouretas, der Gouverneur von Thessalien, erklärte in einer Pressemitteilung, dass die Fische aus dem Karla-See, einem Feuchtgebiet nördlich von Volos, in den Golf gelangten. Nach den sintflutartigen Regenfällen im September 2023 stieg dort der Wasserpegel und die Fische hatten aufgrund der hohen Nährstoffzufuhr ideale Bedingungen, um sich zu vermehren. Nun, wo die Wasserstände wieder drastisch gesunken sind, verendeten die Süßwasserfische entweder durch Sauerstoffmangel oder durch den erhöhten Salzgehalt des Wassers, als sie sich dem Meer näherten.
Volos wurde innerhalb von 12 Monaten bereits zum zweiten Mal von einer Umweltkatastrophe getroffen. Die Überschwemmungen vor einem Jahr forderten in Griechenland mindestens 17 Todesopfer und verwüsteten Ackerland, Straßen, Gebäude und andere Infrastrukturen. Sie überschwemmten etwa 444 Quadratmeilen, vor allem in der thessalischen Ebene, einer Kornkammer des Landes. Fast zeitgleich kämpfte Griechenland mit schweren Waldbränden, denen ebenfalls über 20 Menschen zum Opfer fielen. Laut Klima- und Wetterexperten werden solche Ereignisse aufgrund des Klimawandels weiter zunehmen.