Der Hörnumer Hafen, einst als reiner Zweckbau des Bundes konzipiert und heute in desolatem Zustand, steht vor einer grundlegenden Transformation. Nach jahrzehntelangen Diskussionen zeichnet sich nun endlich eine Lösung ab: Der Bund plant, den Hafen auf Sylt unentgeltlich an die Gemeinde Hörnum zu übertragen. Gleichzeitig liegt die schriftliche Bestätigung des Landes Schleswig-Holstein vor, sich mit bis zu 20 Millionen Euro an der dringend benötigten Sanierung zu beteiligen. Zusammen mit der Zusage des Bundes, 50 Prozent der Kosten zu übernehmen, könnten so bis zu 80 bis 90 Prozent der auf 45 bis 50 Millionen Euro geschätzten Investitionen gedeckt werden.
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Ursprünglich als bundeseigener Nothafen konzipiert und für militärische sowie versorgungstechnische Zwecke vorgesehen, hat die Anlage ganz im Süden von Sylt ihre ursprüngliche Funktion längst verloren. Unter der Obhut der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung durfte der Bund keine Mittel mehr in die Unterhaltung des Hafens investieren, sodass die Substanz kontinuierlich verfiel. Die Folgen sind heute unübersehbar: Risse in den Molen, bröckelnde Spundwände und marode Kaianlagen prägen das Bild. Teile des Areals mussten bereits aus Sicherheitsgründen gesperrt werden. Mehrfach bot der Bund den Hafen Land, Kreis und Gemeinde zum Kauf und Weiterbetrieb an, doch während Land und Kreis eine Übernahme ablehnten, bekundete nur die Gemeinde Hörnum frühzeitig Interesse.
Der entscheidende Durchbruch kam, nachdem Hörnums Bürgermeister seit seinem Amtsantritt im Mai 2023 mit Hochdruck an einer Lösung arbeitete. Die nun vorliegende schriftliche Bestätigung des Landes Schleswig-Holstein über eine Beteiligung von bis zu 20 Millionen Euro markiert einen Meilenstein. Für die kleine Gemeinde Hörnum würde bei der aktuellen Kostenschätzung ein Eigenanteil von etwa fünf bis zehn Millionen Euro verbleiben – eine Summe, die nach aktueller Einschätzung wirtschaftlich darstellbar erscheint. Dies könnte auch den Kreis Nordfriesland überzeugen, einer Übernahme des Hafens durch die Gemeinde zuzustimmen. Die Gemeindevertretung hat ihre Absicht bereits mit einem einstimmigen Grundsatzbeschluss in ihrer Sitzung am 20. November bekräftigt.
Die Vision für den Hafen geht weit über eine bloße Instandsetzung hinaus. Hörnum hat sich vom einstigen militärischen Stützpunkt zu einem beliebten Familien- und Naturtourismusort entwickelt. Der Hafen soll künftig nicht mehr nur funktionale Anlaufstelle für Schiffe sein, sondern das maritime Herzstück der Gemeinde bilden. Wo heute noch verfallende Kaianlagen das Bild trüben, sollen neue Aufenthaltsbereiche, gastronomische Angebote und öffentliche Begegnungsräume entstehen. Das Ingenieurbüro Inros Lackner wurde bereits mit der Generalplanung beauftragt. Für den Tourismusstandort Hörnum ist das von existenzieller Bedeutung, denn der Hafen fungiert nicht nur als Ankunftsort für Ausflugsschiffe, sondern auch als zentraler Treffpunkt für Urlauber, die das maritime Flair der Südspitze suchen.
Bevor der Traum vom modernisierten Hafen Wirklichkeit werden kann, sind noch einige Hürden zu nehmen. Die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung muss vertieft und mit konkreten Zahlen und Prognosen hinterlegt werden – eine wesentliche Grundlage für die Übernahme vom Kreis an die Gemeinde. Parallel dazu werden die Verträge mit dem Bund und dem Land vorbereitet sowie detaillierte Fördermittelanträge ausgearbeitet. Die fachlichen Planungen laufen bereits: Die Generalplanung für die Sanierung und Modernisierung wurde an das Ingenieurbüro Inros Lackner vergeben, und die Arbeiten zur Baugrundaufschließung haben begonnen.
Mit den zugesagten Fördermitteln und dem geplanten Eigentumsübergang rückt die jahrelang stockende Sanierung erstmals in eine realistische Nähe. Für die südlichste Gemeinde Sylts bedeutet dies den wohl bedeutendsten Entwicklungsschritt seit Jahrzehnten. Der marode Hafen Hörnum könnte damit nicht nur langfristig gesichert, sondern zu einem modernen maritimen Zentrum weiterentwickelt werden.
Revierinfo: Der vom Sylter Yacht-Club bewirtschaftete Bereich mit Schwimmstegen ist im Gegensatz zu Teilen des nicht verpachteten Areals gut in Schuss. Die Wassertiefe beträgt 1,9 bis 2,5 Meter und es stehen 80 Liegeplätze zur Verfügung. An den Stegen sind Strom und Wasser verfügbar, dazu moderne Sanitäranlagen, freies WLAN, Waschmaschine und Trockner sowie Diesel an der Bootstankstelle. Klubhaus und Duschen sind modern. Das Hafenbüro ist erreichbar unter 04651/ 88 02 74, VHF-Kanal 11, hafenbuero@sylter-yachtclub.de.
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