Katamaran-TourAbenteuer Wattenmeer – zwölf friesische Inseln mit dem Strandkat

Kristina Müller

 · 05.03.2023

Vollbepackt auf Tour.  Mal segelt der Skipper übers Wattenmeer, mal über die Nordsee – aber immer dicht am Wasser
Foto: Michael Kujawa

Zwölf auf einen Streich: Michael Kujawa hat in drei Wochen alle West- und Ostfriesischen Inseln erkundet – mit einem Strandkat! Was ihn am Wattenmeer gereizt hat und warum er kein größeres Boot hätte haben wollen

Michael Kujawa liebt Herausforderungen auf dem Wasser. „Wenn ich etwas mache, dann richtig“, sagt der 56-jährige Musiklehrer aus der Nähe von Braunschweig. Sein jüngstes Törnziel waren die Inseln entlang der deutschen und holländischen Nordseeküste. Nicht eine, sondern alle. Von Texel bis Wangerooge ist der Minimalist binnen drei Wochen auf seinem Fünf-Meter-Strandkatamaran vom Typ XCat gesegelt. Wie er den Fahrtentörn im kleinen Flitzer erlebt hat, warum er keinen Motor braucht und wo Reiz und Grenzen dieses Abenteuers liegen, erzählt er im Interview.

YACHT: Herr Kujawa, Sie sind mit dem kleinen Kat in einem Revier unterwegs gewesen, das für seine Tücken bekannt ist. Haben Sie in den drei Wochen mal richtig eins auf die Mütze bekommen?

Michael Kujawa: Nein, ich hatte aber auch sehr viel Glück mit dem Wetter, das war traumhaft: sonnig, warm, gute Windstärke – allerdings war die Richtung komplett falsch.

Das heißt?

Die Wetterlage war nicht so, wie man das immer liest. Eigentlich überwiegt Westwind – den hatte ich nie! Dafür fast ständig Nordostwind. Deshalb musste ich viel kreuzen. Vor Schiermonnikoog habe ich überlegt, einfach umzudrehen und nach Den Helder zurückzusegeln!

Das haben Sie nicht gemacht – weil Sie eine fixe Idee im Kopf hatten?

Ja, ich wollte auf jeder Insel mindestens eine Nacht verbringen. Im Zweifel hätte ich zudem jederzeit abbrechen und von jedem Hafen mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Den Helder fahren und mein Auto holen können. Aber es hat geklappt, am letzten Tag bin ich wie geplant in Harlesiel angekommen.

Im Wattenrevier ist gute Seemannschaft das A und O. Wie haben Sie die Etappen geplant?

Je nachdem, wie die Tide stand, bin ich mal außen um die Inseln herum, mal innen übers Wattenmeer gesegelt. Mein Kat hat zwar keinen Tiefgang, was ihn fürs Segeln übers Watt prädestiniert. Aber gerade die Westfriesischen Inseln sind so unglaublich lang und haben mitunter mehrere Wattenhochs, dass man die alle auch erst mal mit einer Tide schaffen muss. Deshalb bin ich manche Etappen bewusst auf der Nordsee gesegelt. Ich liebe das. Es ist dort sehr, sehr schön.

Von Den Helder nach Harlesiel . die Route von Michael KujawaFoto: YACHT/N. Campe
Von Den Helder nach Harlesiel . die Route von Michael Kujawa

Fast jeder ungewöhnliche Törn hat eine Vorgeschichte. Dieser auch?

Ich bin eigentlich Seekajakfahrer, kenne das Revier ein wenig und bin schon nach Helgoland gepaddelt. Da habe ich die Gezeiten kennengelernt. Ich war also kein totales Greenhorn. Beim Kajakfahren habe ich immer die Segler bewundert und mir schließlich eine LM32 gekauft. Leider segelt meine Frau nicht gern, sodass ich das Boot nach zwei Jahren wieder verkauft habe. Aber der Traum, einmal alle West- und Ostfriesischen Inseln abzusegeln, war noch da. Durch Zufall bin ich auf den XCat-Kat aufmerksam geworden und habe ihn vor gut einem Jahr gekauft. Die Flexibilität ist genial: Im Winter hängt er unter der Decke in der Garage, und zum Transport auf dem Autodach kann ich ihn in Taschen verstauen.

War dieser Nordseetörn Ihre Premiere mit dem Kat?

Nein, ich habe auf dem Schweriner und dem Müritzsee angefangen. Dann folgten Tagestouren in den kroatischen Kornaten. Das war erstmals wirklich auf dem Meer. Den ersten Törn mit Gepäck und Zelt bin ich in der Dänischen Südsee gesegelt, bei bis zu 7 Beaufort und ordentlich Welle!

Wie funktioniert Fahrtensegeln auf dem Strandkat? Wo übernachten Sie?

Grundsätzlich wollte ich nachts im Hafen sein, aber auch mal die Nacht im Watt verbringen! Auf Schiermonnikoog war es dann so weit: Ich wurde weggeschickt mit der Aussage, der Hafen sei voll. Ich sagte mir: „Positiv denken“, bin wieder aus dem Hafen raus, um die Ecke rum und dort trockengefallen. Das hat mir so gut gefallen, dass ich eine zweite Nacht an der gleichen Stelle verbracht habe und dann später noch eine am Ostende der Insel. Dort war ich ganz allein – wunderschön!

Wie hat man in den Häfen auf Sie reagiert?

Bis auf diese eine Erfahrung immer positiv! Ich war die Attraktion. Es sieht lustig aus, wenn so ein Kleiner zwischen all den Großen liegt. Schön war, dass die Leute durchweg sehr beeindruckt waren. Ich habe noch nie so viel geschnackt im Urlaub. Immer kamen die Fragen, wie das geht, wie ich das mache, wo ich schlafe.

Und, wo haben Sie geschlafen?

Ich hatte ein einfaches, billiges Zelt dabei, das ich abends als Kajüte auf dem Kat aufgebaut habe. Ich hatte vorher im Garten ausprobiert, ob das passt. Die Methode hat sich bewährt, und nun habe ich ein sehr gutes, hochwertiges Zelt gekauft.

Kein anderer Mensch weit und breit. Michael Kujawa mit seinem trocken­gefallenen Kat am östlichen Zipfel von SchiermonnikoogFoto: Michael Kujawa
Kein anderer Mensch weit und breit. Michael Kujawa mit seinem trocken­gefallenen Kat am östlichen Zipfel von Schiermonnikoog

Bei drei Wochen Regenwetter hätte der Spaß dabei aber vermutlich auch gelitten!

Mit Sicherheit! Schon bei einer Woche Dauerregen hätte ich die Tour abgebrochen. Ich muss ja niemandem etwas beweisen.

Wie liefen die Hafenmanöver?

Respekt hatte ich vor den Hafeneinfahrten, vor denen der Strom oft quer setzt. Meist konnte ich mit viel Schwung reinsegeln – ein paar Mal bis an den Steg. Wenn man drin ist, hat man gewonnen. Zur Not wäre ich dran vorbeigesegelt, zunächst irgendwo auf den Strand gefahren und hätte auf Stauwasser gewartet. Oft habe ich in der Einfahrt die Segel runtergeholt und bin mit dem Stechpaddel weiter.

Und dann richtig in eine Liegeplatz-Box rein, wie mit einem großen Boot?

Zunächst habe ich festgemacht, wo Platz war, dann den Hafenmeister gefragt. Irgendwo gab es immer noch einen Platz, entweder in einer richtigen Box oder längsseits. Ich hatte vor dem Törn extra vier Klampen für Festmacher angebaut. Ich hätte das Boot aber auch über Nacht rausgeslippt.

Respekt hatte ich vor den Hafeneinfahrten, vor denen der Strom oft quer setzt. Meistens konnte ich aber mit Schwung hineinsegeln”

Kochen, essen, waschen: Wie lief Ihr Hafenleben ab?

Komfortabel! In den Häfen hatte ich ja die Sanitäranlagen zur Verfügung, die jeder andere Segler auch hat. Gekocht habe ich mit meinem Sturmkocher meistens am Steg. Wenn mal irgendwo eine schöne Bank war, bin ich da mit meinem Rucksack hin.

Kujawa kocht unter freiem Himmel, hier auf Terschelling. Das Wetter spielt mitFoto: Michael Kujawa
Kujawa kocht unter freiem Himmel, hier auf Terschelling. Das Wetter spielt mit

Was stand denn auf Ihrem Menüplan?

Im Hafen meistens Nudeln. Oder Outdoor-Gerichte, die man nur mit Wasser aufgießen muss. Manchmal gab es aber auch ein schönes Steak. Ich hatte übrigens viel zu viel Proviant dabei! Ich war es von meinen Paddeltouren mit Übernachtungen in der Wildnis noch gewohnt, nirgends einkaufen zu können.

Wie sehr achten Sie bei Ihrer Ausrüstung aufs Packgewicht?

Sehr! Ich habe zum Beispiel einen Göffel. Wissen Sie, was das ist?

Ja, Gabel und Löffel in einem!

Genau. Meiner ist aus Titan und hat an einer Seite noch eine kleine Säge. Je weniger Gegenstände man mitnimmt, desto besser. Ein Taschenmesser habe ich dennoch dabei. Ich versuche, jeden Gegenstand mehrmals zu verwenden. Zum Beispiel hat mein Stechpaddel im Paddelblatt einen Griff, sodass ich es auch zum Ausbaumen des Vorsegels nutzen kann. Und die beiden Scheiben des Ankerballs eignen sich super, um sie beim Kochen als Schneidebrett zu nutzen!

Wie stauen Sie das alles?

Ich hatte Gepäcksäcke und darin noch mal kleinere beschriftete Beutel, damit man Schlafsack, Socken, Zahnpasta und so weiter auch wiederfindet. Es gibt ja keine Schapps und keine Schränke. Wenn man anfangen muss, alles zu durchwühlen, macht das keinen Spaß mehr.

Wo lassen Sie die Taschen?

Anfangs hatte ich alles vorn im Gepäcknetz. Das war eine Katastrophe. Ich bin viel zu tief in die Wellen eingetaucht und hatte Angst, dass es nicht hält. Mein Hauptgepäck liegt nun am Ende des Trampolins, direkt vor dem Gepäcknetz, in dem nur noch leichte Sachen lagern. Im Hafen lege ich die zwei großen schwarzen Gepäcksäcke auf den Steg – auf dem Boot brauche ich den Platz dann fürs Zelt. Man lebt sehr öffentlich, und ich versuche, die Säcke möglichst unauffällig abzustellen und nicht den ganzen Steg zu blockieren. Dinge wie Anker und Leinen sind in zwei großen Metallkisten verstaut, die ein Metallkonstrukteur für den Kat angefertigt hat.

In großen Metallboxen am Heck verschwindet beim Segeln ein Teil der AusrüstungFoto: Michael Kujawa
In großen Metallboxen am Heck verschwindet beim Segeln ein Teil der Ausrüstung

Sie sind Gitarrenlehrer. War eine Gitarre an Bord?

Nein. Ich war schon froh, wenn ich alles andere mitbekomme. Die Finger leiden bei der Tour außerdem ganz schön. Es dauert nach diesen Abenteuerreisen immer etwas, bis ich meinen Schülern wieder adäquat etwas vorspielen kann. Ich bin daher vorsichtig. Aber zu viel Angst ist auch nicht gut.

Alles muss sehr sorgfältig am Boot festgebunden sein. Die Gefahr, dass unterwegs etwas über Bord geht, ist groß”

Stichwort Angst: Bei welchen Bedingungen wären Sie nicht mehr gesegelt?

Die Planung für den nächsten Schlag habe ich stets am Vorabend gemacht und genau überlegt, was in Ordnung ist und was nicht. Wattseitig wäre ich bis 6 Beaufort rausgefahren, seeseitig bis 5. Es war nie riskant, aber man muss das schon mögen. Teilweise ist man komplett nass. Und wenn man dann noch navigieren muss …

Haben Sie Papier- oder digitale Seekarten dabei?

Beides! Ich bin ein Freund von Papierkarten. Außerdem habe ich ein kartenfähiges GPS- Handgerät und ein wasserdichtes Outdoor-Smartphone mit Karten von OpenSeaMap. Mit dem habe ich meistens navigiert, weil es bequem ist und ein schön großes Display hat. Das Gerät wird allerdings nervös, wenn zu viel Wasser auf den Kat knallt, dann ist das Teil mit den Tasten besser. Die Geräte sind so montiert, dass sie griffbereit sind, ich draufschauen kann und sie nicht über Bord gehen. Alles muss festgebunden sein. Die Gefahr, dass etwas über Bord geht, ist ja groß.

Wie sichern Sie sich selbst?

Wenn ich merke, dass es etwas heftiger wird, befestige ich mein Handfunkgerät am Mann. Ich bin mit einer Lifeline angeleint. Ich nutze dafür ein Art Bungee-Seil, das sich dehnen kann. Meine Sorge ist, dass mir der Ruck beim Überbordfallen bei zehn oder zwölf Knoten Fahrt sonst einen Wirbel rausreißen würde oder so was. Das Seil ist lang, sodass ich mich überall bewegen kann. Mit dieser Lösung bin ich sehr zufrieden.

Haben Sie das System mal ausprobiert – absichtlich oder unabsichtlich?

Ja, ich bin probehalber mal bei drei bis vier Knoten Fahrt rausgesprungen. Das Zurückklettern auf den Kat ist nicht ganz einfach, aber es funktioniert mit der Feststoff-Rettungsweste, die ich trage. Ein Automatikmodell mit Patrone würde hingegen ständig auslösen.

Da Ihr Boot keinen Motor hat, mussten Sie die Etappen besonders sorgfältig planen. Ging die Rechnung auf, immer Schiebestrom zu haben, oder mussten Sie auch gegenan? 

Wenn ich außen rum gesegelt bin, sah die Fahrtaktik vor, mit ablaufendem Wasser bis zur Nordwestecke einer Insel zu segeln und dann mit dem auflaufenden Wasser nach Osten. Schwierig wurde das bei der längsten Etappe von Ameland nach Schiermonnikoog. Ich bin größtenteils gegen den Strom gesegelt, um noch im Hellen anzukommen. Natürlich wieder kreuzend! Zwölf Stunden habe ich für 46 Seemeilen gebraucht. Danach war ich fertig.

Das klingt nach dem schwierigsten Schlag. War er das?

Ja, und es war auch der windstärkste Tag. Es waren vier bis fünf aus Nordost angesagt, am Ende waren es sicher fünf. Da war ganz schön was los.

Was heißt das auf dem Kat?

Die Rümpfe krachen in die Welle rein und sind kurz weg. Wenn die Welle gegen das Trampolin und das Gepäck knallt, spritzt es gigantisch hoch, und ich bin von oben bis unten nass. Es ist ruppig, dennoch fühle ich mich dabei stets sicher. Etwas ganz anderes ist es, wenn man Halbwind hat und der Kat bei 5 bis 6 Beaufort stark beschleunigt. Dann besteht die Gefahr, zu unterschneiden und einen Stecker zu fahren.

Der Katamaran vereint alles, was mir so sehr gefällt: Wasserkontakt haben. Ohne Distanz zum Meer segeln. Nass werden!”

Haben Sie es mal bereut, die Tour mit einem Boot ohne Motor zu machen?

Nein. Schwierig wurde es allerdings auf der Etappe vom holländischen Festland nach Borkum. Ich konnte nicht hoch genug an den Wind, und die Strömung der Ems hat mich so stark rausgedrückt, dass ich den Hafen der Insel nicht erreicht habe. Jeder normale Segler hätte die Segel runtergenommen und den Motor angemacht. Ohne Motor aber ist man schnell Spielball der Naturgewalten. Ich bin also an Borkum vorbei, habe gerade noch die Nordwestspitze erreicht und dort aufs Kentern der Tide gewartet. Danach konnte ich dann mit dem auflaufenden Wasser in den Hafen segeln.

Das heißt, Sie haben vor der Insel geankert?

Nein, ich bin mit dem Kat einfach auf den Strand gefahren. Allerdings gibt es dabei einen Haken: Wenn das Wasser erst mal weg ist, liegt man weit oben am Strand. Der Kat wiegt mit Gepäck gut 145 Kilogramm und ist zu schwer, um ihn dann noch zu bewegen. Alle fünf Minuten habe ich ihn also wieder ein Stück zum Wasser gezogen – vier Stunden lang. Dann war Niedrigwasser, und ich konnte mit dem auflaufenden Wasser Richtung Hafen segeln.

Bei Niedrigwasser wird der Segler von Wattwanderern bestaunt. Bald geht es weiterFoto: Michael Kujawa
Bei Niedrigwasser wird der Segler von Wattwanderern bestaunt. Bald geht es weiter

Was hätten Sie gemacht, wenn Sie die Insel verfehlt hätten?

Ich habe das vorher berechnet und gehofft, dass ich wenigstens zum Nordweststrand komme. Wenn das nicht hingekommen wäre – uff! Gut, irgendwo am Inselende wäre ich schon angekommen und hätte mich an den Strand gerettet. Einmal habe ich versucht, gegen den Strom anzukreuzen. Das hat mich Höhe gekostet, ich habe es schnell wieder sein lassen. Letztendlich ist es so gekommen, wie ich es für den schlechtesten Fall geplant hatte.

Sanfter geht es auf der Binnenseite der Inseln zu. Haben Sie sich dort überhaupt an die Wattfahrwasser gehalten?

Selten. Das brauche ich ja nicht, weil ich keinen Tiefgang habe. Auf der ersten Tour von Texel nach Vlieland bin ich trotzdem brav die Wattfahrwasser ausgefahren. Später, von Juist nach Norderney, bin ich einmal einfach aus dem Hafen raus, immer geradeaus, dann eine Wende und, zack, in den neuen Hafen rein – das war supergut!

Nach diesem Törn: Gefällt Ihnen das Revier unter Segeln nun besser als mit dem Kajak?

Segeln hat mich gepackt! Der Katamaran vereint alles, was mir so gefällt: Wasserkontakt haben, auf Höhe des Wassers segeln. Es spritzt, und man wird nass! Die Elemente hautnah erleben, das geht auf so einem kleinen Kat einfach richtig gut.

Michael Kujawa und Katamaran-Hersteller sportwerft.de haben weitere Infos und Touren zum Thema Wasserwandern mit einem Strandkat zusammengestellt!


Revier-Tipps: Segeln im Wattenmeer

Der Törn im Wattenmeer wird wunderschön, wenn Segler die Eigenheiten des Reviers kennen

Wind und Wetter

Die vorherrschende Windrichtung ist Nordwest bis Südwest, im Frühjahr und Herbst ist es oft stürmisch. Sonst wechselhaftes Wetter, selbst im Sommer. Viel Wind ist dann ebenso möglich wie Flaute. Bei mehr als 5 Beaufort sollte kein Seegatt zwischen den Inseln durchfahren werden – im Zweifelsfall lieber nach Helgoland ablaufen oder im Wattenmeer bleiben.

Navigation

Auf der Seeseite der Inseln müssen die großen Verkehrstrennungsgebiete beachtet werden. Am besten hält man sich frei davon in der Küstenverkehrszone. Das Wattenmeer (in Holland Waddenzee) ist deutlich geschützter, doch auch hier kann sich bei Wind gegen Strom eine unangenehme Welle aufbauen; die Fahrrinnen im westlichen Teil der Waddenzee führen auch bei Niedrigwasser ausreichend Wasser, um befahren zu werden. Optimalerweise fährt man so, dass der Strom mitläuft und man ein Wattenhoch bei auflaufendem Wasser passiert.

Seezeichen

Im Frühjahr werden die Wattfahrwasser mit Pricken gekennzeichnet. In den Seegatten liegen Tonnen aus, die auch während der Saison an sich ändernde Fahr­wasserverläufe angepasst werden. Anders als in Ostfriesland, sind in Westfriesland viele Wattfahrwasser betonnt, nicht beprickt. Die Navigation nach Sicht und Seezeichen ist wegen der veränderlichen Sände und Priele wichtig.

Häfen

Die Inselhäfen verfügen über eine gute Infrastruktur. Man liegt an Schwimmstegen und oft an kurzen Fingerstegen. Am besten eine Mittelspring bereithalten. Wo der Inselort nicht direkt am Hafen liegt, führt ein Fußmarsch dorthin. Auf einigen Inseln gibt es eine Bahn, die auch die Passagiere der Fähren nutzen.

Boot

Gut geeignet für das Revier sind Boote mit nicht mehr als 1,40 Meter Tiefgang. Wer mehr hat, kommt zwar bei Hochwasser in die meisten Häfen rein und auch übers Wattenhoch, aber das Zeitfenster ist klein. Dann ist es sinnvoller, außen herum zu segeln. Wer das Revier nicht auf eigenem Kiel erkundet, kann das IJsselmeer als Ausgangspunkt für einen Chartertörn nutzen. Dort gibt es viele Vermieter, etwa in Lemmer oder Enkhuizen.

Ausrüstung

Unverzichtbar ist das Echolot. Anders als eine Seekarte, die wegen der permanenten Veränderung im Revier meist schon bei Erscheinen ungenau ist, bildet das Echolot die Wahrheit ab – nur damit lassen sich aktuelle Untiefen, Sände und Fahrwasser genau lokalisieren. Auch ein gutes Ankergeschirr hilft, etwa beim Warten auf das nächste Hochwasser, beim Trocken­fallen oder einem Ankerstopp in einem Priel.

Naturschutz

In den Seekarten sind die Grenzen der Vogel- und Robbenschutz­gebiete markiert. Dort ist Ankern und Trocken­fallen reglementiert oder ganz verboten.

Trockenfallen

Es ist wunderschön, aber nur etwas für sehr ruhiges Wetter. Geeignete Plätze kann man in der Karte erkennen. Sie sollten Schutz gegen Wind und Wellen bieten, aber auch einigermaßen eben sein. Hinweise darauf finden sich in den Höhenangaben der trockenfallenden Gebiete in den Seekarten (unterstrichene Zahlen). Am besten fragt man aber Revierkundige oder folgt den Empfehlungen im Törnführer. Aufpassen, dass man nicht an einer steilen Prielkante festkommt. Sobald das Wasser weg ist, sind die Seeventile außer Funktion. Also nicht vergessen, einen Eimer Wasser für die Füße bereitzustellen!


Informationen für den Gezeiten-Törn

Unverzichtbar ist ein Gezeitenkalender des BSH.

Hilfreiche Infos enthalten


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