Die Fjorde zwischen Fredericia und Aalborg sind keine großräumigen Segelreviere. Dafür überraschen sie mit ungeahnter Vielfalt. Jeder einzelne wartet mit hübschen Häfen, perfekten Ankerbuchten sowie tollen Landattraktionen auf – genug für einen ganzen Urlaub. Wir stellen sie vor:
Im nördlichen Teil des Kattegats werden die Einflüsse der Tide spürbar. Die Ansteuerung in den Mariager-Fjord bei Als Odde kann bei entsprechendem Wetter aus einem gemütlichen Törn eine anspruchsvolle Seefahrt werden lassen. Vor allem dann, wenn starker Wind gegen den Tidenstrom steht. Verschärft wird die Situation nach einem starken Ostwind, da die Wassermassen danach wieder aus dem Fjord seewärts durch die schmale Rinne strömen.
Bei moderaten Bedingungen und speziell bei Niedrigwasser ist es hingegen purer Genuss, durch die wattenartige Sandbanklandschaft zu segeln, vorbei an Robbenbänken und Seevogelkolonien. Bei Tag ist die hier 25 Meter breite Rinne gut zu erkennen. Von der Odde westwärts mäandert sie durch den ansonsten sehr flachen Fjord.
Die viel gerühmte Schönheit des Fjordes lässt noch auf sich warten, erst hinter der Klappbrücke bei Hadsund und nach Passieren des Yachthafens prägen sanfte Hügel und kleine Steilabhänge sowie flache Ufer die Gegend. Beinahe alle Landschaftsformen Dänemarks finden sich auf diesem Abschnitt. „Wir verlassen das Revier nicht oft. Wir haben hier alles, was wir uns wünschen“, erklärt denn auch Carl, der Commodore vom Kongsdal Sejlklub ist und den gleichnamigen gemütlichen Yachthafen mitten in der Natur betreibt. „Neben unseren Gastplätzen haben wir hier viele Ankerbuchten, passend für jede Windrichtung. Für den Fall, dass es gesellig werden soll, gibt es einige kleine Häfen und Anleger.“
Wenn die markanten Industrieanlagen des ehemaligen Zementwerks Dania querab liegen, kann nach Belieben gekreuzt werden, tief genug ist es meist bis zum Ufer. Bald taucht dann schon Mariager auf, ein urtypischer dänischer Ort mit Pflasterstraßen und schiefen Fachwerkhäusern, an denen Rosen ranken. Man wähnt sich auf einer fantastischen Reise in eine frisch restaurierte Vergangenheit. Der Geruch von Waffeln und Kaffee bringt die Sommerfrischler schnell zurück in die Gegenwart: Auf dem Torvet, dem kleinen Platz mit Brunnen, Bänken und Bäumchen, ist alles zu haben, was Kinderzungen lieben und auch Seglergaumen verwöhnt.
Ole hat seine Yacht seit Jahren im Lystbådehavn von Mariager. „Die Stimmung hier und die schöne Lage des Hafens, das ist unschlagbar. Wir haben auch viele Segler aus Deutschland, die wollen oft gar nicht mehr weg“, lacht der Däne. Wie in vielen dänischen Häfen ist die Gastfreundschaft spürbar, Besucher dürfen neben den sanitären Einrichtungen auch Teile des Clubhauses mit Küche und Utensilien nutzen.
Dicht am Hafen erinnert das Mariager Saltcenter an das salzige Millionenerbe Dänemarks, das nach dem Austrocknen der Urmeere entstanden ist. Neben einem Salzmuseum samt Verkauf gibt es eine Therme sowie Café und Restaurant.
Rund fünf Meilen noch reicht der Fjord weiter ins Landesinnere und erhält den Namen der am Westende liegenden Stadt Hobro. Hier zeigt sich einmal mehr die Metamorphose vom Industriestandort zur lebenswerten Umgebung mit Chill-Faktor. Der Handelshafen ist saniert, Yachten gehen an der südlichen Kaimauer längsseits.
Der Mariager-Fjord ist speziell im Eingangsbereich mit Vorsicht zu genießen. In Ufernähe kann es flach werden und der Wind aufgrund der weit ins Land reichenden Wassermassen aus etwas anderen Richtungen wehen, als in den allgemeinen Prognosen vorhergesagt. Die Wasserstände schwanken je nach Wind in den Fjorden mitunter stärker. Im Mariager-Fjord (Als Odde) beträgt der normale Tidenhub 0,3 Meter, bei anhaltendem Wind aus Nord hingegen plus 1,4 Meter, aus Süd minus 1,2 Meter. Die Klappbrücke bei Hadsund öffnet zur vollen Stunde. Und das Hafengeld für Neun-Meter-Yachten beläuft sich in der Regel auf 130 bis 180 Dänische Kronen (umgerechnet 18 bis 24 Euro). Bezahlt wird meist an einem Automaten oder aber online. Für einen Crewwechsel bieten sich die Städte am Ende des Fjordes an. Sie sind per Bahn via Hamburg–Flensburg–Kolding oder aber über die Autobahn E45 gut erreichbar.
Der Begriff Fjord steht im skandinavischen Sprachraum für einen Meeresarm, der tief ins Landesinnere reicht. Geologisch gesehen gibt es aber Unterschiede, wie sie entstanden sind, und der Entstehungsprozess erklärt auch die unterschiedlichen Ausprägungen im Landschaftsbild. Nach geologischer Lesart entstanden Fjorde durch den Prozess der Gletschererosion während der Eiszeiten. Die Eismassen hobelten tiefe Furchen in Felsmassive, beim Schmelzen hinterließen sie Abflüsse Richtung Meer. Die norwegischen Fjorde sind hierfür exemplarisch. Bei einer Förde führte ein anderer geologischer Prozess Regie: Infolge der von den anrückenden Eismassen veränderten Küstenformation und des Anstiegs des Meeresspiegels nach der letzten Eiszeit konnte das Meer in die Flachgebiete eindringen. Sturm und Gezeiten gaben der Landschaft den letzten Schliff. Dies war auf dem jütischen Festland der Fall. Landschaft und Wassertiefe der Fjorde wurden zudem von Faktoren wie Gesteinsart, Vegetation und Erosion geprägt. So lassen sich auch die unterschiedlichen Charaktere der Fjorde von Vejle, Horsens und Mariager erklären.