Fjorde DänemarkDer Horsens-Fjord per Segelyacht – die Ruhe selbst

Nico Krauss

 · 12.08.2023

Sonnenuntergang überm Fjord
Foto: N. Krauss
Der Horsens-Fjord bietet Schutz und Ruhe, das wussten bereits die Wikinger. Dazu wunderbare Natur mit Inseln mitten im Fjord – ein Segeltörn, der sich wirklich lohnt

Die Fjorde zwischen Fredericia und Aalborg sind keine großräumigen Segelreviere. Dafür überraschen sie mit ungeahnter Vielfalt. Jeder einzelne wartet mit hübschen Häfen, perfekten Ankerbuchten sowie tollen Landattraktionen auf – genug für einen ganzen Urlaub. Wir stellen sie vor:

Knapp zehn Seemeilen sind es vom Hjarnø-Sund westwärts ins Landesinnere bis nach Horsens. Die vorgelagerten Inseln Hjarnø und Alrø sowie die Landzunge Borre im Süden bilden eine natürliche Barriere, die sich durch Strömung und Wind stetig verändert. Derart geschützt vor den Blicken der Feinde und den Wutausbrüchen von Njörd, dem nordischen Gott des Meeres und des Windes, fanden hier schon im 12. Jahrhundert Wikinger Unterschlupf und gründeten ein florierendes Handelszentrum.

Das Örtchen Snaptun südlich der Einfahrt zum Fjord ist vielen Seglern bekannt als Zwischenstopp bei einem Törn im Kattegat. Genau hier beginnt unser Fjord-Abenteuer. Im kleinen Hafen für Fischerund Sportboote legt die Fähre ab und bringt Anwohner und Urlauber über den drei Kabellängen breiten Hjarnø-Sund: „Hjarnø ist ein besonderer Ort, schon immer gewesen“, erzählt Jesper, der Fährmann. Feriengäste schätzen die Strände, die große Lagune und das urige Café am Hafen. Und wie überall im Fjordgebiet gibt es Spuren der Wikinger. Auf der Insel finden sich zehn Schiffssetzungen, „Kalvestenene“, die als Grabzeichen verwendet wurden.

Meistgelesene Artikel

1

2

3

Schön ruhig, jedoch etwas eng: der Horsens-FjordFoto: YACHTSchön ruhig, jedoch etwas eng: der Horsens-Fjord

Horsens-Fjord: auf den Spuren von Wikingern und Fisch

Für Yachten ist im Inselhafen Hjarnø Bro wenig Platz. An der Außenmole dürfen Tagesgäste aber liegen. Südöstlich des Hafens findet sich guter Ankergrund mit Blick auf die alte Kirche und die Sandbank Odden.

Weiter nach West segelnd und um die Halbinsel Borre herum gelangt man dann richtig in den Fjord. Riecht es nach Fisch, stimmt der Kurs. Große Aquakulturen sind im Sund installiert. An den Ufern jütländische Kulturlandschaft: Schilfufer mit viel Flachwasser, kleine Strände, sanfte Hügel, mal bewaldet, mal bewirtschaftet.

Gute Ankermöglichkeiten gibt es an der Halbinsel Borre auf der West- und Ostseite. Zudem liegen Muringbojen der Dansk Sejlunion aus. Auch die Flachwasser am Ufer nach Westen sind meist windgeschützt und eignen sich für wunderbar ruhige Nächte. Die letzten Meilen nach Horsens führen zu mehreren Häfen, die von der maritimen Historie der Stadt zeugen. „Yachten liegen am besten im östlichen Neuen Hafen, der leider gar nicht mehr so neu ist“, schmunzelt Mikkel und zeigt auf einige marode Stellen der Steganlage. „Aber es ist ein guter Platz und alles vorhanden für Yachties.“ Mikkel hat hier seine 44-Fuß-Yacht ganzjährig liegen. „Für mich ist das Revier vor der Tür der ideale Platz zum Chillen vor Anker. Gesegelt wird dann im Kattegat, dafür ist es mir hier zu eng.“ Auch im Gamle Havn sind Liegeplätze vorhanden, die Anlage ist jedoch um einiges rustikaler.

In Horsens werden die Fischverarbeitungsund Frachtareale in Büro- und Wohnquartiere umgenutzt. Sie fügen sich ein oder heben sich ab von den Bestandsbauten der ehrwürdigen Handelsstadt. Die hat übrigens einen bekannten Sohn: Naturforscher und Kapitän Vitus Bering. Der segelte 1741 die Westküste Alaskas und Ostküste Sibiriens ab. Dazwischen: das Beringmeer.

Horsens-Fjord: Tipps für den Landgang

  • Am letzten Augustwochenende steigt am Fjord ein Mittelalterfest. (discoverdenmark.dk)
  • Die Kunst- und landeskundlichen Museen der Stadt lohnen den Besuch. (museumhorsens.dk)
  • Auch das „Fængslet“, das ehemalige Stadtgefängnis, ist heute Museum und Veranstaltungsort für Konzerte, Kunst- und Kulturfestivals. (faengslet.dk)
  • Spazieren gehen im Boller Slot, dem Park am Schlossteich.

Weitere Infos zum Revier

Der Vejle-Fjord ist unproblematisch zu besegeln. Die Wasserstände schwanken je nach Wind jedoch mitunter stärker. Das Hafengeld für Neun-Meter-Yachten beläuft sich in der Regel auf 130 bis 180 Dänische Kronen (umgerechnet 18 bis 24 Euro). Bezahlt wird meist an einem Automaten oder aber online. Für einen Crewwechsel bietet sich die Stadt Horsens am Ende des Fjordes an. Sie ist per Bahn via Hamburg–Flensburg–Kolding oder aber über die Autobahn E45 gut erreichbar.

Empfehlenswerte Lektüre für einen Törn in die Fjorde

Fjord oder Förde? Die Entstehung macht den Unterschied

Der Begriff Fjord steht im skandinavischen Sprachraum für einen Meeresarm, der tief ins Landesinnere reicht. Geologisch gesehen gibt es aber Unterschiede, wie sie entstanden sind, und der Entstehungsprozess erklärt auch die unterschiedlichen Ausprägungen im Landschaftsbild. Nach geologischer Lesart entstanden Fjorde durch den Prozess der Gletschererosion während der Eiszeiten. Die Eismassen hobelten tiefe Furchen in Felsmassive, beim Schmelzen hinterließen sie Abflüsse Richtung Meer. Die norwegischen Fjorde sind hierfür exemplarisch. Bei einer Förde führte ein anderer geologischer Prozess Regie: Infolge der von den anrückenden Eismassen veränderten Küstenformation und des Anstiegs des Meeresspiegels nach der letzten Eiszeit konnte das Meer in die Flachgebiete eindringen. Sturm und Gezeiten gaben der Landschaft den letzten Schliff. Dies war auf dem jütischen Festland der Fall. Landschaft und Wassertiefe der Fjorde wurden zudem von Faktoren wie Gesteinsart, Vegetation und Erosion geprägt. So lassen sich auch die unterschiedlichen Charaktere der Fjorde von Vejle, Horsens und Mariager erklären.


Das könnte Sie auch interessieren:


Meistgelesen in der Rubrik Reisen