Über 50 Jahre war der atlantische Thunfisch aus den dänisch-schwedischen Gewässern verschwunden, bis er im Jahre 2017 das erste Mal wieder im Øresund beobachtet werden konnte. In den letzten Jahren ist der Bestand kontinuierlich gewachsen, so dass seit 2022 ein regelrechter Hype um den großen Jäger entstanden ist.
„Ich hätte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass es noch verrückter werden könnte als im letzten Jahr, aber manchmal fragt man sich `Bin ich wirklich in Dänemark?`. Die meisten Leute denken, dass ich spinne, wenn ich erzähle, dass derzeit mehrere hundert Thunfische im Sund aus dem Wasser springen. Nirgendwo sonst auf der Welt springen die Thunfische so viel wie im Øresund, was möglicherweise auf den trichterförmigen Grund und die starken Strömungen zurückzuführen ist", sagt Jens Peder Jeppesen, Meeresbiologe und Leiter des Øresund-Aquariums.
Laut Jeppesen ist der Grund für die Rückkehr des Roten Thuns in den Øresund zum Teil darin zu suchen, dass der Thunfisch sich im Nordatlantik gut erholt hat. Seit vielen Jahren gibt es sehr strenge Beschränkungen für den kommerziellen Thunfischfang und somit Grund zu der Annahme, dass der Bestand weiter zunehmen wird, wenn die Beschränkungen fortbestehen.
Zwar ist der Fang der im Normalfall 200-400 Kilogramm schweren Fische im Sund verboten, dafür bietet das Øresund-Aquarium aber Tuna-Watching-Touren an, um die Tiere bei der Jagd beobachten zu können. Ein weiterer Grund für das Gedeihen des Thunfischs im Øresund ist nämlich, dass es dort große Mengen an Makrelen, Heringe und auch Hornhechte gibt. Alles Leckerbissen für die atlantischen Jäger. Und der Sund wirkt wie ein Trichter, durch den diese Fische ziehen müssen - ein perfektes Jagdrevier für die Thunfische.
„Natürlich können wir nicht garantieren, dass jeder an Bord einen springenden Thunfisch sieht, aber die Chancen stehen gut. Letztes Jahr hatten wir dabei eine Erfolgsquote von etwa 70 Prozent, was ziemlich einzigartig ist. Der Thunfisch muss nicht wie Schweinswale oder Delphine nach Luft schnappen, sondern springt nur aufgrund seines speziellen Jagdverhaltens nahe der Oberfläche, wo die Beutefische in Angst und Schrecken versetzt werden”, so der begeisterte Aquariumschef.
Es gibt Gebiete im Øresund, in denen die Thunfische häufiger gesehen werden und wo die Fische gerne an der Oberfläche jagen. Diese Gebiete befinden sich oft auf der gesamten schwedischen Seite des Øresunds und vor allem in den Schifffahrtswegen sowohl auf der dänischen Seite im Süden, als auch auf der schwedischen Seite im Norden. Eine weitere gute Stelle ist der engste Teil des Trichters zwischen Helsingør und Helsingborg, wo die Thunfische gerne Makrelen und Heringe jagen. Ein dritter Top-Spot befindet sich zwischen dem Waldstück östlich vom Hafen Hornbæk und den letzten Bojen des Verkehrstrennungsgebietes Richtung Kattegat und schließlich im Bereich des Leuchtturms Svinbådan auf der schwedischen Seite. Das Wichtigste bei der Beobachtung von Thunfischen ist, auf die großen weißen Spritzer zu achten, die man gut eine Seemeile weit sehen kann, wenn die Bedingungen stimmen, also bei ruhigem Wetter ohne Wind und Wellen.
„Thunfische bilden im Wasser einige Schaumflecken, wenn sie gesprungen sind, vermutlich weil ihnen Eiweiß von der Oberfläche abgerissen wurde. Danach halte ich Ausschau. Es gibt auch eine andere Art von `ruhigen´ Flecken, die sie an der Wasseroberfläche erzeugen, ähnlich wie die großen Wale beim Tauchen, aber hier entstehen sie, wenn sie die Oberfläche mit ihren kräftigen Schwanzflossen auf der Suche nach Fischen durchpflügen", erklärt Jens Peder Jeppesen.
Die besten Monate, um die großen Fische, die bis 80 Kilometer pro Stunde schnell sein können, zu beobachten, sind August, September und Oktober. Am frühen Morgen und am Abend gibt es dann bei ruhigem Wetter die größten Erfolgschancen.