ChartermarktDie Branche soll deutlich grüner werden

Andreas Fritsch

 · 29.01.2023

Chartermarkt: Die Branche soll deutlich grüner werdenFoto: Fountaine Pajot
Der neue Smart Electric unter Segeln, ab sechs Knoten Speed wird Strom produziert

Dream Yacht Charter und Fountaine Pajot stellen in Düsseldorf Kats mit E-Antrieb vor. Auf der Messe gibt es auch weitere interessante Initiativen, Chartern umweltfreundlicher zu machen

Auf dem Weg in eine CO2-freie, umweltgerechtere Zukunft macht sich nun auch die Charterbranche allmählich auf den Weg, wie der französische Charter-Riese Dream Yacht und die Werft Fountaine Pajot in Düsseldorf bei einer Präsentation zeigten. Die Franzosen stellten auf der Messe den neuen E-Motor-angetriebenen Kat Aura 51 Smart Electric vor, der nur das erste von 20 Booten ist, die Dream Yacht in den nächsten 18 Monaten in die Flotte aufnimmt.

Die technischen Eckdaten sind durchaus spannend: Der Kat hat statt herkömmlicher Einbaudiesel zwei Elektromotoren, die zugleich als Strom-Generatoren funktionieren, wenn das Boot segelt. Dann laden die Propeller die Lithium-Ionen-Batteriebänke an Bord – besonders effektiv ab etwa sechs Knoten Fahrt, aber auch darunter. Zusätzlich ist ein großer Teil des festen Biminis beziehungsweise des Dachs der Flybridge mit Solarpaneelen versehen, die mit 2.500 Watt laden. An Bord ist dann ein optisches Bedienungspaneel mit Ladeinformationen verbaut, das die Crew jederzeit über den aktuellen Ladezustand und Verbrauch informiert. So soll die Crew motiviert werden, viel zu segeln und weniger zu motoren, ähnlich wie man es schon aus Elektroautos kennt.

Gut zu sehen: Das Kabinendach ist rund um die Flybridge mit Solarpaneelen bedecktFoto: Fountaine Pajot
Gut zu sehen: Das Kabinendach ist rund um die Flybridge mit Solarpaneelen bedeckt

Da die Batteriebänke bei schlechtem Wetter ohne Solar-Ladung aber nur für zwei Stunden motoren mit acht Knoten Speed gut sind, ist als Backup ein Generator mit Dieseltank verbaut, der einspringt, wenn die Ladung der Batterien zu niedrig ist. Dann kann mit bis zu 6,5 Knoten Fahrt motort werden. So soll der Kunde stets die Sicherheit haben, bei Flaute oder im Notfall die Motoren nutzen zu können.

Dream-Yacht-CEO Loic Bonnet erläuterte das Projekt im Gespräch mit der YACHT: “Auf dem Weg zur Co2-Neutralität 2030 ist das ein wichtiger Schritt. Wir starten jetzt mit 20 Booten in den folgenden 18 Monaten, zunächst mehr mit Kats, aber es wird auch eine Dufour 35 ausgerüstet. Wir sammeln damit erste wichtige Erfahrungen mit dem neuen Antriebskonzept. Die ersten Boote gehen ins Mittelmeer, der 51er nach Neapel, ein 45er Kat nach Korsika”, so der Franzose. Die Mehrkosten in Sachen Kaufpreis für die elektrisch angetriebenen Kats beziffert Fountaine Pajot auf 15 Prozent.

2023 investiert Dream Yacht massiv in die Flotte, 180 Boote sind bestellt worden, alle können aber nicht direkt in einer Elektro-Variante geordert werden, das würde Stützpunkte und Werften schlicht überfordern. Die Erfahrungen mit den neuen Elektro-Booten werden aber maßgeblich sein, um den Umstieg bis 2030 zu gestalten.

Dass die Branche sich aufmacht, grüner zu werden, belegt auch eine Initiative von Moorings. Der Flottenbetreiber rüstet ab sofort alle Charteryachten der Premium-Serie im Mittelmeer statt mit Benzin-Außenbordern mit E-Motoren für das Beiboot aus. Nach einer einjährigen Testphase mit den Motoren von E-Propulsion an einer Basis im Ionischen Meer ist das Fazit sehr positiv: “Die Kunden waren von den Motoren begeistert, sie sind sauberer, leiser und auch leichter zu bedienen, falls sie an Bord genommen und an der Reling befestigt werden”, so Moorings-Marketing-Managerin Ingela Wilhelm.

Ebenfalls sehr erfreulich ist ein Vorstoß, die Versorgung der Crews mit Trinkwasser an Bord von der Nutzung von Plastikflaschenwasser unabhängig zu machen. Dafür bekommen alle neu georderten Moorings-Kats Filtersysteme an Bord, die es ermöglichen, ohne Probleme Wasser aus den bordeigenen Tanks als Trinkwasser zu nutzen. Bislang ist es üblich, dass Crews sich vor Törnantritt im Mittelmeer mit Flaschenwasser eindecken, da die Tanks nicht sicher vor Verkeimung sind. Solche Filtersysteme, die aus dem Krankenhausbereich kommen und sehr hochwertig sind, wurden erstmals vor einigen Jahren in den Sun-Loft-Modellen von Jeanneau getestet. Die Erfahrungen damit waren positiv. Die neue Technik soll helfen, die Flut der Plastikflaschen einzudämmen, die von Tausenden Chartercrews benutzt werden und deren umweltgerechte Entsorgung im Mittelmeerraum längst nicht immer gegeben ist. Zu oft gelangen die Flaschen oder Bruchstücke davon noch immer ins Meer.

Man sieht, die Branche geht die CO2- und Plastik-Probleme an, was hoffen lässt, dass die Konkurrenz schnell nachzieht und sich so die Umweltauswirkungen des Chartermarktes verkleinern lassen. Vielleicht entsteht ja im Bemühen um weitere gute Lösungen ein regelrechter Wettbewerb, der hilft, die Transformation der Branche voranzutreiben.


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