Nils Leiterholt
· 19.09.2024
Mattis Franken, der auf seiner Melges 24 “Freya” nach dem Sieg in der “Kielboot Mini”-Klasse im vergangenen Jahr erneut angetreten ist, liegt am späten Freitagabend wieder in Führung. Er berichtet gegenüber YACHT von den herausfordernden Bedingungen des bisherigen Rennverlaufs: “Es hat kein Wetterbericht so wirklich gepasst. Wir hatten immer wieder Flaute mit neu einsetzenden Windfeldern aus Norden.” Dennoch ist seine Freude an der wiederholten Teilnahme ungebrochen, seinen Bootsspeed von 10 bis 13 Knoten auf dem 7,5 Meter langen und 2,49 Meter breiten Schiff kommentiert er trocken mit: “Es macht einfach Spaß!”
Frankens persönliche Prognose? “Im kleinen Belt haben wir bis Mitternacht Gegenstrom, da könnte das gesamte Päckchen nochmal zusammenrücken. Danach wird es wahrscheinlich eine sehr anstrengende und kalte Kreuz zurück nach Svendborg werden.”
Stand Freitagabend waren zehn der 44 gemeldeten Boote in Frankens “Kielboot Mini”-Klasse schon nicht mehr im Rennen. Während es neun von ihnen mit “DNC” (Did not come) gar nicht erst zur Startlinie geschafft hatten, musste der Däne Anders Christiansen auf der Drabant 24 “LOTTO” das Rennen bereits aufgeben.
Fast 49 Stunden war der Däne Anton Hansen im letzten Jahr unterwegs, bevor er sich am Sonntagmittag mit seiner Optima 101 über die Ziellinie im Svendborgsund schob. Er erreichte das Ziel keine acht Minuten vor dem Verstreichen des Zeitlimits. Bei Facebook wurde er dafür gefeiert, ein Nutzer schrieb: “Das ist der Spirit des Silverrudders.” Bei der Einhand-Regatta handelt es sich eben nicht um eine ganz normale Regatta, beim Silverrudder geht es um sehr viel mehr als das reine Ergebnis. Viele treibt auch die Abenteuerlust in den Hafen von Svendborg.
In der Silverrudder-Meldeliste finden sich in jedem Jahr einige vielversprechende Namen. Einer von ihnen bei dieser Ausgabe ist Jonas Hallberg. Der ORC-Doublehand-Weltmeister von 2022 ist auf seiner JPK 10.30 “Hinden” in der “Keelboats Medium”-Kategorie am Start. 2022 hinter Hallberg auf Platz 2 bei der Weltmeisterschaft landete Michael Höfgen. Er ist bei der 13. Ausgabe des Silverrudders mit “Lightworks”, einer Arcona 385 in der Kategorie “Keelboats Large” an der Startlinie.
Auch der Organisator des kürzlich zu Ende gegangenen Hamburg-Yachtfestivals, Heiko Zimmermann, möchte beim Silverrudder einhand rund Fünen segeln. Er ist auf “YELLA3”, einer First 36.7 mit am Start. Ebenfalls spannend zu beobachten wird, wie Matthias Bröker beim diesjährigen Silverrudder zurechtkommen wird. Er ist auf seiner von ihm konstruierten und von Greenboats gebauten One Off “KEENA” an der Startlinie.
Tobias Schadewaldt strebt ebenfalls an, morgen früh in Svendborg die Startlinie zu passieren. Auch er ist bei der diesjährigen Ausgabe des Silverrudders mit von der Partie. Dabei wird ihm sicherlich seine jahrelange Erfahrung aus der Segelbundesliga sowie aus der Olympiateilnahme im 49er von 2012 weiterhelfen. Der geschäftsführende Gesellschafter von Jade Yachting wird mit der First 27 “Rocksteady” in der “Keelboats Small”-Kategorie teilnehmen. Ein ebenfalls bekannter Name in der deutschen Segelszene ist der von Peter Kohlhoff. Der Silverrudder-Wiederholungstäter wird auf seinem One Off “Gloria” über die Startlinie gehen.
Nur 35 Minuten hatte es in diesem Jahr gedauert - dann war die Meldeliste der 13. Einhandregatta rund Fünen ausverkauft. Interessierte mussten also zeitig ran sein, um für die diesjährige Ausgabe einen Startplatz ergattern zu können.
Nicht zuletzt wegen des Mangels an Startplätzen im Vergleich zu interessierten Seglern gibt es beim Silverrudder in jedem Jahr viele Segler, die zwar gemeldet und die Startgebühr überwiesen haben, dennoch aber nicht antreten können. Seit dem Anmeldefenster im März vergeht eben doch entsprechend viel Zeit bis zum Start. In dieser kann natürlich viel passieren, seien es Unfälle der Schiffe oder nicht fertiggestellte Refits. Außerdem kann die Herausforderung für den ein oder anderen Amateursegler in letzter Sekunde auch doch zu groß wirken.
Die kürzeste Strecke der Inselrallye beträgt 134 Seemeilen. Das Rennen hat sehr einfache Regeln, und es gibt keine obligatorischen Seezeichen vom Start bis zum Ziel. Das Silverrudder wird vom engagierten Team des veranstaltenden Svendborg Amatør Sejlklub in sieben Bootskategorien ausgetragen. In jeder der Kategorien gibt es eine Bestzeit aus vergangenen Jahren zu schlagen.
Gegründet im Jahr 2012, hatte die Premiere mit 15 wagemutigen Startern stattgefunden. Schon ein Jahr später waren 2013 90 Teilnehmer an der Startlinie aufgekreuzt, darunter Segler aus Schweden, Deutschland, der Schweiz, Slowenien und Dänemark. Da war das “Silverrudder – Challenge of the Sea” bereits die größte internationale Einhandregatta der Welt. Doch schon ein Jahr später verdoppelte sich das Feld mit mehr als 200 Teilnehmern.
Die Faszination der Solo-Bewährung in dänischen Gewässern sorgte auch bei den Meldungen für immer neue Rekorde. Im Jahr 2019 war die Regatta mit 450 Booten für ein Meldegeld von 215 Euro binnen 40 Minuten ausverkauft. Das Silverrudder gilt als Mutter der immer populärer gewordenen Einhand-Herausforderungen und ist auch bei deutschen Solisten sehr beliebt. Die schillernde Silverrudder-Flotte rekrutiert sich regelmäßig aus ambitionierten Könnern, erfahrenen Regattaseglern und beherzten Neueinsteigern.
Wie immer gibt es beim Silverrudder die Chance, das Geschehen live am Tracker zu verfolgen. Dabei setzen die Veranstalter auf das System von TracTrac. Außer dem wurde der Start auf dem Youtube-Kanal des Silverrudders livegestreamt.