Silverrudder 2022Windiger Auftakt zum größten Solo-Rennen der Welt

Ursula Meer

, Jochen Rieker

 · 16.09.2022

Silverrudder 2022: Windiger Auftakt zum größten Solo-Rennen der WeltFoto: Mikkel Groth/Enola-Studios
Am Wind nach Norden durch die Große-Belt-Brücke. Wie schon im Vorjahr wird es zum Auftakt sportlich für die Silverrudder-Solisten

Die Silverrudder-Segler sehen einem fordernden, aber machbaren Rennen rund um die Insel Fünen entgegen. Während sich gerade ein fettes Tief über der Nordsee ausweht mit Böen von über 40 Knoten, blockt die Westküste Dänemarks das Schlimmste vom Kurs ab. Dennoch haben die Prognosen, wie stets, das Teilnehmerfeld ausgedünnt

Von 450 gemeldeten Einhandseglern werden nur rund 320 an den Start gehen. Die ersten Gruppen gehen bereits über die Linie vor Svendborg. Und es sind, wenn auch in prozentual noch verschwindend geringem Anteil, so viele Frauen dabei wie noch nie. Dabei sein wollten ursprünglich 16 Skipperinnen, unter ihnen auch erfahrene Hochseeseglerinnen wie Sanni Beucke, Lena Weißkichel und Lina Rixgens. Doch irgendwas ist ja immer.

Sanni Beucke konzentriert sich auf ihre Figaro-Kampagne, Lena Weißkichel kommt gerade erst von der Olympiaqualifikation aus Kanada zurück. Lina Rixgens hat sich bei den Vorbereitungen für die Überführung verletzt und musste einen Tag vor dem Start die Teilnahme absagen. Pech hatte auch manche andere Skipperin. Letztlich gehen heute sieben Frauen an den Start. Unter ihnen die Wilhelmshavenerin Marlene Brudek, die mit ihrer First 27 „Heartbeat“ von kaum einem anspruchsvollen Rennen mehr wegzudenken ist. Gerade erst hat sie vom Vegvisir Race hierher verholt.

Beim Skippers Briefing gestern Abend versprach Philip Cossen: „Wenn irgendwann einmal 50 Frauen am Start sind, gibt es eine Extra-Party!“

Pickepackevoll. Auch wenn „nur“ 320 statt 450 Teilnehmer kamen, der Hafen in Svendborg erreichte auch dieses Jahr wieder fast seine KapazitätsgrenzeFoto: Mikkel Groth/Enola Studios
Pickepackevoll. Auch wenn „nur“ 320 statt 450 Teilnehmer kamen, der Hafen in Svendborg erreichte auch dieses Jahr wieder fast seine Kapazitätsgrenze

Das Silverrudder verspricht in diesem Jahr nicht nur wegen des anfangs windigen Wetters großen Sport. Denn es ist eine Reihe spannender Boote erstmals dabei, alle in den Händen kundiger Skipper.

Besonders heiß wird es in der Klasse Small bis 30 Fuß zugehen, mit 88 Meldungen eine der größten. Hier gehen nicht nur die eigens in die Silverrudder-„Formel“ konstruierte Dehler 30 od an den Start, sondern auch die von dem vormaligen Silverrudder-Sieger Hans Genthe in Dubai entwickelte Aeolos P30, ein kompromissloser Kohlefaser-Racer. Er wird von dem Dänen Jan Hansen geskippert, der zu den Routiniers und Topfavoriten zählt.

Sein Boot aber hat er erst Dienstag dieser Woche in Thuro zu Wasser gelassen. Hans Genthe hat die von ihm entworfene Rennmaschine gemeinsam mit Hansen vor Fünen getestet und nur wenige kleine Anpassungen vorgenommen. Er selbst ist in diesem Jahr nur Zuschauer. „Sie ist noch agiler und wiegt nur halb so viel wie die Figaro, mit der er in den letzten Jahren am Start war, das ist ein großer Unterschied, auch in der Bewegung. Hier und da werde ich auf dem neuen Boot vielleicht nicht ganz so schnell reagieren und erst mal hinschauen müssen. Aber ich rechne damit, das Rennen zu gewinnen“, sagt Hansen, der seit seinem Wechsel vom North-Sails-Händler in den vorzeitigen Unruhestand schon zahlreiche Siege eingefahren hat.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.

Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogenen Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzbestimmungen.

Erstmals ist auch Jan von der Bank mit seinem Eigenbau „Remy“ gemeldet. Ambitionen auf die vorderen Plätze hat er nicht, er möchte sicher und ohne Bruch ankommen. Er hat seinen „Geigenkasten“, der seit Mai im Wasser ist, noch nie bei mehr als 20 Knoten Wind gefahren. „’Remy’ springt leicht an und verhält sich sehr jollenartig. Wenn mir da draußen an der Ecke 30, 40 Knoten Wind auf die Nase wehen, gehe ich kein Risiko ein, notfalls breche ich ab“, sagt der Eutiner. Er startet in der Gruppe Medium.

Wolfram Heibeck, der mit seiner „Black Maggy“ in gleich zwei Klassen gewonnen hat, ist in diesem Jahr nicht dabei. „Das bedauere ich gerade sehr“, sagte er heute früh am Telefon.

Dafür gibt es in der Klasse Large einen anderen heißen Kandidaten: Der Brite Phil Sharp, vormaliger Class-40-Champion und in Vorbereitung einer Teilnahme an der Vendée Globe 2024, geht mit der Bau-Nummer 1 der neuen First 36 an den Start – jenes Boot, das die YACHT bereits mehrfach getestet hatte und das beim Performance-Cruiser-Vergleich seglerisch glänzte. Wenn er mit dem wegen seiner starken Strömung in den Sunden und der vielen Flachs tückischen Kurs zurechtkommt, ist Phil Sharp alles zuzutrauen.

Ein Grund mehr, das Rennen am Tracker zu verfolgen - das geht am besten über TracTrac oder über die Veranstalter-Seite auf Facebook.

Das könnte Sie auch interessieren: