Da SailGP eine strenge One-Design-Klasse ist, in der die Teams die Boote vom Veranstalter chartern, entwickelt die Klasse auch die Boote weiter, damit diese ihren Reiz als State of the Art bewahren und für Top-Segler und Sponsoren attraktiv bleiben. Und diese Entwicklung zeigt gerade sehr spannende Ergebnisse: Nachdem die F50-Kats bislang mit L-förmigen Haupt-Foils segelten, setzte SailGP beim Lauf im spanischen Cadiz erstmals in Tests ein neuartiges T-Foil ein. Und was für eins: Das Hightech-Profil besteht aus einem Kohlefaserschaft und waagerechter Tragfläche aus gefrästem Titan und hat deutlich weniger Profil als die Vorgänger. Ziel war es, dadurch die Lasten auf den Schwertkasten zu verringern und damit den Wartungsaufwand und natürlich die Performance zu verbessern, so SailGP in einer Pressemitteilung. Test-Driver war das dänische Rockwool-Team um Skipper Nicolai Sehested.
Natürlich sollte das neue Foil wohl auch der Entwicklung der Foils im America’s Cup etwas entgegensetzen, in dem die Boote schon länger mit T- oder Y-Foils segeln. Dass der neue Satz den Speed so eindeutig erhöhte, ist natürlich ein angenehmer Nebeneffekt: Das Speed-Potenzial steigerte sich in vor Cadiz wehenden leichten Wind um rund 15 Prozent: Das Test-Boot segelte bei etwa sieben bis neun Knoten Wind 32 Knoten, also vierfache Windgeschwindigkeit.
Noch wichtiger: Die Grenze, bei der Kavitation einsetzt, wurde um fast sechs Knoten nach oben verschoben. Das ist ein gewaltiger und immens wichtiger Sprung, denn setzt bei einem Foil Kavitation ein, entstehen Blasen an der Abrisskante des Foils, welche die Oberflächen des Profils beschädigen, zu einer Art “Lochfraß” führen und das Boot bremsen sowie die Manövrierbarkeit deutlich verschlechtern. Die Verschiebung dieser Grenze ist ein bisschen wie der Heilige Gral der Foil-Entwicklung, da nur so mehr Speed gefahren werden kann, ohne das Material zu beschädigen.
SailGP-Chefentwickler Alex Reid war jedenfalls vollauf zufrieden: “Ich dachte, wir würden etwas mehr Wind brauchen, aber das Boot begann zu foilen, und die Performance war einfach beeindruckend!” Und das, obwohl die neuen Profile zusammen fast 80 Kilogramm schwerer als die alten L-Foils sind. Da zurzeit auch an einem neuen T-Foil für die Ruder gearbeitet wird, das beim nächsten Lauf in Dubai getestet werden soll, ist man zuversichtlich, endlich die 100-km/h-Schallmauer zu durchbrechen. Bislang war der höchste gemessene Speed eines F50-Kats 99,94 km/h, jetzt ist man sicher, rund 110 km/h, etwa 59 Knoten, erreichen zu können.
Langsam, aber sicher arbeiten sich die F50 damit an die Sphären des bestehenden Segel-Speed-Rekords heran, den seit nun schon elf Jahren noch immer der Australier Paul Larsen mit seinem nur dafür entwickelten Boot “Vestas Sailrocket 2” hält. Er war damals 65,45 Knoten gesegelt, eine Bestmarke, an der sich seitdem diverse Teams die Zähne ausbeißen. Die neuen Foils und Ruder sollen bei weiteren erfolgreichen Tests in allen Windbedingungen dann in Season 5 eingesetzt werden.