Der 22. Juli war kein guter Tag für die junge “Red Bandit”-Crew. Als beste deutsche Mannschaft beim Admiral’s Cup mussten die Junioren nach ihrem Mastbruch die Segel streichen. Zwei Dinge hatten sie sich danach vorgenommen: Es trotzdem an die Startlinie zum Rolex Middle Sea Race zu schaffen, das sie im Vorjahr gewinnen konnten. Und langfristig eine erneute Admiral’s-Cup-Teilnehme anzupeilen, die dann bis zum Ende führt. Beide Ziele werden sie realisieren.
Weil nach dem Mastbruch in südenglischen Gewässern im Juli schnell klar war, dass das die Teilnahme am Rolex Middle Sea Race mit dem eigenen Boot in diesem Jahr nicht möglich sein würde, hatten die “Roten Banditen” noch in England Charter-Optionen geprüft. Schon direkt vor Ort hatte der inzwischen gut befreundete “Black Pearl”-Eigner Stefan Jentzsch einer sehr wohlwollenden und unterstützenden Vereinbarung zugestimmt.
Nun tritt die junge “Red Bandit”-Crew am Wochenende mit der Botin 56 “Black Pearl – Red Bandit” zum Rolex Middle Sea Race an. Seit Wochenemitte sind Moriz Forster und das Team in Maltas Grand Harbour und lernen die Offshore-Rakete kennen, die sie ab Samstag segeln werden. Von der “Black Pearl”-Stammcrew kommt nur der südafrikanische Navigator Marc Lagesse dazu.
“Wir hatten gestern unseren ersten Trainingstag, sind direkt in eine riesengroße dunkelschwarze Gewitterwolke mit 35 Knoten Wind gekommen. Wir haben halt Fock und Großsegel obengelassen, sind bei 35 Knoten am Wind gefahren. Wir waren alle beeindruckt, wie gut das Boot es aushalten kann”, sagt Projektmanager Moriz Forster.
Die “Roten Banditen” – 2023 mit dem German Offshore Award geehrt – wissen, dass es mehr als schwer wird, ihren im vergangenen Jahr gewonnenen Titel beim Rolex Middle Sea Race zu verteidigen. “Man muss realistisch bleiben. Es ist fast unmöglich zu gewinnen. Um so ein Rennen zu gewinnen, muss man selbst auf einem unglaublich guten Level und dazu vertraut mit dem Boot sein. Und obendrauf muss man noch ein bisschen Glück haben – dann gewinnt man vielleicht das Rennen. Ohne diese Bausteine ist es gerade in so einem Feld eigentlich unmöglich”, erklärt Moriz Forster.
Aufgrund der knappen Trainingszeit und des wenigen Wissens dazu, wie das geliehene Boot im Detail funktioniert, gäbe es, so Moriz Forster, kaum Siegchancen. “Natürlich sind wir trotzdem hier, für den Sieg zu kämpfen. So muss man ins Rennen gehen: nichts erwarten, aber alles geben”, hält Moriz Forster das Motto fest. Und auch dies: “Die ‘Black Pearl’ braucht ein bisschen andere Bedingungen als man hier typischerweise im Mittelmeer hat. Sie ist nicht die perfekte Plattform, weil sie ein bisschen Druck braucht. Aber es ist wirklich cool, mal auf einem Boot zu sein, das ernsthaft offshoretauglich ist und dafür gebaut wurde.”
Die Crew genießt “richtig trockenes Segeln”, hat aber beim Kennenlernen auch Herausforderungen zu parieren. Moriz Forster berichtet: “Es ist natürlich etwas schwieriger mit den ganzen Hydrauliksystemen auf dem Boot. Man muss vorsichtig sein. Viele auf dem Boot haben noch keine Erfahrung mit Hydraulik. Man muss aufpassen. Quasi jedes System ist hydraulisch angesteuert. Das erfordert andere Kommunikation und ein bisschen mehr Verständnis dafür, wie viel Last man wo aufbaut.”
’Black Pearl – Red Bandit’ sei eher für druckvolle Offshore-Rennen gebaut, weniger für flaue Mittelmeer-Bedingungen. Verhießen die Windprognosen für das Rolex Middle Sea Race zu Wochenbeginn noch ein knackiges Rennen, so sind sie inzwischen weitgehend zusammengebrochen. Erwartet wurde zuletzt für den Start am Sonntag ein eher langsamer Lauf.
Für die “Roten Banditen” gilt es vor allem, auf Kurs Zukunft maximal viel zu lernen. Während für ihre “Red Bandit” ein neuer Mast entsteht, plant die Crew schon mittel- und langfristig. “Wir würden gerne im kommenden Jahr den Sardinia Cup segeln, suchen einen Teampartner dafür. Dann in zwei Jahren den Admiral’s Cup. Das steht absolut fest. Wir wollen es nicht auf uns sitzenlassen, da nicht noch einmal ordentlich anzutreten. Es ist eine sehr spannende Aufgabe, jetzt wirklich zwei Jahre zu haben, um sich auf eine Regatta vorzubereiten”, gibt Moriz Forster einen Ausblick.
Der Admiral’s Cup 2027 ist unser Nordstern.” Moriz Forster
Am Start zum Rolex Middle Sea Race ist auch Jens Kellinghusens Ker 56 “Varuna VI”. “Ein sehr interessantes Boot. Es liegt direkt neben uns. Das ist ein absolut radikales Boot. Mit Canting-Kiel definitiv auch nicht das richtige fürs Mittelmeer, sondern mit allem ausgestattet, was man für ein Sydney-Hobart oder ein Transat braucht. Aber so ein Boot ist immer wettbewerbsstark. Ich glaube, dass sich hier zehn bis fünfzehn Boote den Overall-Titel schnappen können. Ich würde sagen, es ist eines der besten Jahre, was die Gegner angeht”, sagt Moriz Forster.
Forster nennt beispielhaft Boote wie die J/V-TP52 “Final Final”, das Django-Team mit seiner Botin 52, die TP52 “Arkas Blue Moon”, die Maxi 72 “Balthasar”, Niklas Zennströms Carkeek CF 520 “Rán” und weitere Anwärter im Kampf um den Gesamtsieg im Rolex Middle Sea Race. “Der Hafen ist voll mit den top-performenden Offshore-Booten. Wer dieses Jahr gewinnt: Respekt! Hut ab!”, sagt Moriz Forster.
Das Rolex Middle Sea Race 2025 startet am 18. Oktober (Samstag) um 11 Uhr. Im Grand Harbour von Valletta bereiten sich 119 teilnehmende Crew aus aller Welt auf das Rennen vor. Die Startlinie liegt zwischen der Saluting Battery und Fort St. Angelo. Zuschauer vor Ort können von den historischen Befestigungsanlagen aus starke Ausblicke genießen. Anderswo in der Welt können Fans die Flotte per Satellit verfolgen. Für Smart-Geräte kann die YB Races App aus dem App Store heruntergeladen werden.