German Offshore Award“Red Bandit” als beste Hochseeyacht geehrt

Tatjana Pokorny

 · 11.02.2023

German Offshore Award: “Red Bandit” als beste Hochseeyacht geehrtFoto: Rolex/Carlo Borlenghi
Die TP52 “Red Bandit” ist Deutschlands beste Hochseeyacht 2022

Im Großen Saal des Hamburger Rathauses wurde zum 16. Mal der German Offshore Award an Deutschlands beste Hochseeyacht vergeben. Der Preis, den im Vorjahr Boris Herrmann für seine Vendée-Globe-Premiere 2020/2021 erhalten hatte, ging an Carl-Peter Forsters TP52 “Red Bandit”. Der Hamburger Felix Scheder-Bieschin wurde für sein Lebenswerk geehrt, den Jugendpreis gewann die Crew der “Wings of Wismar”

Schon des Öfteren hat der German Offshore Award in der Vergangenheit überrascht. So war es auch bei dieser 16. Edition, die im imposanten Großen Saal des Hamburger Rathauses mit rund 300 Gästen aus dem Segelsport gefeiert wurde. Der Preis für Deutschlands beste Hochseeyacht ging für Platz sechs beim Rolex Middle Sea Race 2022 an die TP52 “Red Bandit” von Carl-Peter Forster vom Bayerischen Yacht-Club.

“Red Bandit” zieht an Welt- und Europameistern vorbei

Nominiert war außerdem die JPK 10.30 “Hinden”, mit der Jonas Hallberg und Till Barth 2022 nach furiosem Rennen die Doublehand-Weltmeisterschaft im Rahmen des Klassikers Gotland Runt gewonnen hatten. Ebenfalls nominiert waren Jens Kuphals Landmark 43 “Intermezzo” (Berliner Yacht-Club) und Holger Streckenbachs TP52 “Imagine” (Greifswalder Yachtclub).

Jens Kuphals Crew, deren Kernmitglieder Robert Stanjek, Phillip Kasüske und Annie Lush sich aktuell im Ocean Race mit dem Guyot Environnement – Team Europe auf Etappe zwei im Endspurt befinden, hatte die ORCi-Europameisterschaft im norwegischen Hankø in Klasse B gewonnen. Holger Streckenbachs “Imagine”-Familiencrew war auf EM-Platz drei gesegelt. Fünftes nominiertes Boot war die Swan 48 “Elan”, mit der Skipper Daniel Baum und seine Mannschaft nach starker Leistung den deutschen Regattaklassiker Pantaenius Rund Skagen gewonnen hatten.

Mit einer Stiftung auf Erfolgskurs

Den German Offshore Award aber erhielt die TP52 “Red Bandit”, deren überwiegend aus dem Bayerischen Yacht-Club stammende Crew im vergangenen Jahr erfolgreich an zahlreichen Regatten im Mittelmeer teilgenommen hatte. Das 14-köpfige junge Amateur-Team konnte dabei immer wieder auch erfahrene internationale Teams auf die Plätze verweisen. Zuvor als “Mean Machine” und später als “Audi quattro” im Einsatz, war das Boot mit Baujahr 2008 im Namen der von Carl-Peter Forster gegründeten Stiftung ForStar im Einsatz.

Die Crew der siegreichen “Red Bandit” mit dem German Offshore Award auf dem roten Teppich der Bühne im Großen Saal des Hamburger RathausesFoto: tati
Die Crew der siegreichen “Red Bandit” mit dem German Offshore Award auf dem roten Teppich der Bühne im Großen Saal des Hamburger Rathauses

Die Stiftung biete Nachwuchsseglerinnen und -seglern die hervorragende Möglichkeit, in der ersten Liga des Offshore-Segelns anzutreten, sagte Staatsrat Christoph Holstein in seiner Laudatio. Und weiter: “Mit diesem Schiff wird erfahrenen Jollenseglerinnen und -seglern ermöglicht, ihr Knowhow in einem für sie neuen Umfeld einzubringen, die seglerischen Fähigkeiten zu erweitern und echtes Teamwork zu erlernen.”

Die Formel für den German Offshore Award

Die Preisvergabe und die Wahl von Deutschlands bester Hochseeyacht verantwortet eine Jury aus Vertretern der großen Hamburger Segelvereine unter Vorsitz des Hamburger Segel-Verbandes. Grundlage zur Ermittlung der siegreichen Yacht ist eine komplexe Formel, in die verschiedene Faktoren wie der Schwierigkeitsgrad der Regatta, die Anzahl der gemeldeten Teilnehmer, die Wetter- und Windbedingungen sowie das Ergebnis im Gesamtklassement eingehen. Entscheidende Faktoren der Wertung sind die Länge der Regattastrecke in Seemeilen und die Anzahl der Konkurrenten. Auf dieser Basis hatte die “Red Bandit” die Bugspitze knapp vor dem Weltmeister-Boot “Hinden”.

Die Doublehand-Weltmeister Jonas Hallberg und Till Barth mit dem kleinen Preis für die Nominierung in der Kategorie “Deutschlands beste Hochseeyacht”Foto: tati
Die Doublehand-Weltmeister Jonas Hallberg und Till Barth mit dem kleinen Preis für die Nominierung in der Kategorie “Deutschlands beste Hochseeyacht”

Den Life Time Award für sein seglerisches Lebenswerk erhielt der 93-jährige Felix Scheder-Bieschin, der über Jahrzehnte als aktiver Regattasegler die deutsche Hochseeseglerszene mitprägte. Vor allem durch sein Engagement für die Jugendarbeit im Norddeutschen Regatta Verein (NRV), seine Unterstützung für den Hamburgischen Verein Seefahrt (HVS) und die von ihm initiierte Stiftung Hochseesegeln leistete und leistet der leidenschaftliche Seesegler einen großen Beitrag zur langfristigen Sicherung der Ausbildung künftiger Segelgenerationen.

Neue Chancen für den Offshore-Nachwuchs

Den Wehring & Wolfes Jugendpreis gewann die Crew der „Wings of Wismar“ für ihre erfolgreiche Jugendarbeit und ihr gutes Abschneiden beim Commodore Cup von Kiel nach Travemünde. Die unter Führung des HVS von den großen norddeutschen Ausbildungsvereinen organisierte Regatta richtet sich speziell an Nachwuchscrews. Im vergangenen Jahr nahmen am ersten Oktoberwochenende Yachten mit gut 150 jugendlichen Seglerinnen und Seglern und jungen Erwachsenen teil.

Den Erfolg dieses neuen Regattaformats für den deutschen Offshore-Nachwuchs griff DSV-Präsidentin Mona Küppers in ihrem Grußwort auf. „Um das Seesegeln und vor allem die Ausbildung der nächsten Generation weiter zu fördern, wird der DSV für den Commodore Cup eine Yacht chartern und diese mit einer jungen, paritätisch besetzten Crew ins Rennen schicken“, kündigte sie an.

Sanni Beucke sendete Grüße von See an die 300 Gäste beim German Offshore Award und berichtete anschaulich über ihre aktuelle Segelwelt im Ocean Race mit dem Schweizer Team Holcim – PRB / Foto: tati
Sanni Beucke sendete Grüße von See an die 300 Gäste beim German Offshore Award und berichtete anschaulich über ihre aktuelle Segelwelt im Ocean Race mit dem Schweizer Team Holcim – PRB / Foto: tati

Für ein fröhliches Highlight des Abends sorgte Offshore-Seglerin Sanni Beucke, die mit einer eigens für den German Offshore Award erstellten Videobotschaft von Bord der „Holcim-PRB“ über ihre erste Etappe beim The Ocean Race berichtete. Die Kielerin, die bei den olympischen Spielen von Tokio zusammen mit Steuerfrau Tina Lutz die Silbermedaille im 49er FX gewann, berichtete von ständigen Trimmmanövern, kalten atlantischen Duschen und verriet, dass sie sich nach der Ankunft in Kapstadt am meisten auf eine heiße Dusche freut.