Die Stimmung auf der „Sterna“ sei trotzdem gut, berichtet die Hamburgerin Ebru Yaral, die Teil der Crew ist und die ganze Weltumsegelung absolvieren will. Warum ihr Team nach einem bereits verspäteten Start aus Kapstadt wieder umdrehen musste und nun mit gut 3.500 Seemeilen Rückstand auf die Spitze der Weltumsegler-Flotte in die zweite Etappe nach Neuseeland startet, berichtet sie kurz vor der Abfahrt aus dem südafrikanischen Mossel Bay:
„Wir sind zwei Tage nach dem regulären Start in Kapstadt gestartet. Alles lief hervorragend. Das Wetter war gut und wir hatten schönen Wind, manchmal sogar zu wenig. Wir waren für unsere Verhältnisse unglaublich schnell unterwegs, da in Kapstadt das Unterwasserschiff frisch mit Antifouling gestrichen und auch das Rigg neu eingestellt wurde.
Alles in allem waren wir supergut drauf, und die Crew war schnell wieder im Rhythmus. Schon am zweiten Tag waren wir in unserer Rennroutine.”
Am Freitag hat sich aber über Nacht die Kompassbeleuchtung verabschiedet. Wir dachten, es sei vielleicht die Glühbirne oder ein Wackelkontakt im Kabel. Bei Tageslicht haben wir das Problem untersucht und festgestellt, dass das Kabel an einer Stelle stark korrodiert ist und dass wir im Lazarett sehr viel Wasser haben. Schnell stellte sich heraus, dass es aus dem Ruderschaft kommt oder aus der Verbindung des Schaftes mit dem Boot. Dort haben wir auch leichtes Spiel bemerkt.
Unser Ziel war von Anfang an, sicher und komplett um die Welt zu segeln. Daher war es keine Überraschung, dass unser Skipper Rufus Brand entschied, zurück nach Südafrika zu segeln, um das Problem genauer prüfen und reparieren zu lassen. Am Abend des 11. November sind wir umgedreht und haben die Rennleitung informiert.
Natürlich waren wir alle frustriert. Niemand wollte wirklich umdrehen, sondern lieber weitersegeln.
Aber wir waren uns ebenfalls einig, dass die Sicherheit und Gesundheit von Boot und Crew das höchste Gut sind und dass wir es nicht riskieren wollen, das Ruder irgendwo im südlichen Indischen Ozean zu verlieren.”
Auf dem Weg zurück nach Kapstadt kamen 40 Knoten Wind gegenan – fast so, als würde auch der Wettergott sagen, dass wir nicht zurücksegeln sollen. Am Montagabend erreichten wir Mossel Bay. Der südafrikanische Hafen war der einzige, in dem wir am nächsten Tag aus dem Wasser gehoben werden konnten, auch wenn das hieß, in dem Industrie- und Fischerhafen an einer immens hohen Kaimauer festmachen zu müssen und wegen der Gezeiten eine Nachtwache für die Leinen abzustellen.
Erst am nächsten Tag konnten wir einklarieren und das Boot verlassen. Nachmittags kam das Boot an Land. Eine abenteuerliche Aktion! Aber sie hat sich gelohnt: Profis konnten die Arbeiten am Ruderschaft und die Befestigung des Schaftes am Boot erledigen.
Leider konnten wir nicht gleich wieder ausklarieren und weitersegeln, sondern mussten bis Dienstag warten. Immerhin konnten wir dadurch ein wenig das Land erkunden: unglaublich toll!”
Wie geht es weiter? Mit dieser Verspätung werden wir es nun nicht vor Weihnachten und wahrscheinlich auch nicht vor Silvester bis Auckland schaffen, aber wir freuen uns auf Weihnachten auf See mit internationalen Traditionen. Die Wettfahrtleitung hat in Neuseeland allerdings einen recht langen Aufenthalt für die Crews vorgesehen, sodass wir es noch schaffen könnten, mit allen anderen in die dritte Etappe zu starten. Alles ist also noch offen.“
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Das Retro-Rennen um die Welt findet in diesem Jahr anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Whitbread Round the World Race von 1973 statt. Am 10. September 2023 starteten 14 Crews in Southampton zum 27.000-Meilen-Törn, der in vier Etappen unterteilt ist, durch das Südpolarmeer und um die drei großen Kaps führt.
Die Zwischenstopps sind in Kapstadt in Südafrika, Auckland in Neuseeland und Punta del Este in Uruguay, bevor die Weltumsegelung im April 2024 wieder in Großbritannien endet.