Davor hatten die größtenteils aus Amateurseglern bestehenden Crews ihr Durchhaltevermögen schon auf der Etappe von Kapstadt nach Neuseeland – quer über den Indischen Ozean – unter Beweis stellen müssen.
Was sie dabei erlebt und gelernt hat, verriet die deutsche Teilnehmerin beim Ocean Globe Race, Ebru Yaral aus Hamburg, im Interview mit der YACHT vor dem Re-Start in Auckland.
Ebru Yaral: Sie war definitiv grauer, kälter und windiger als die erste. Wir hatten mehrere Tiefdruckgebiete und mindestens zwei Stürme, die mit fast 60 Knoten Wind doch schon beeindruckend waren. In einem Sturm ist das Steuerseil gerissen. Wir mussten zwei Tage beigedreht warten, bis es ruhig genug war, um es auszutauschen.
Wir saßen in Mossel Bay wie auf Kohlen und waren frustriert, dass wir so viel Zeit an Land verbringen mussten. Nach dem Neustart waren wir unglaublich froh, wieder auf See zu sein. Es hat etwas länger gedauert, aber dann haben wir gut in unseren Alltag auf See gefunden.
Es war herausfordernd! Wir hatten großes Glück, dass die Wellen nie höher als fünf bis sechs Meter waren. Andere Crews haben deutlich höhere See erlebt. Aufgrund der Verspätung durch unsere Reparatur waren wir recht einsam hinter dem Feld und kamen uns in der Weite des Indischen Ozeans fast ein wenig verloren vor. Es gab aber auch wunderschöne sonnige Tage, an denen wir unsere Sachen getrocknet haben – die „laundry days“.
Zu 90 Prozent super. Nach 47 Tagen auf 53 Fuß ohne Kontakt zur Außenwelt sind wir allerdings an schlechten Tagen doch auch etwas aneinandergeraten. Nichts Schlimmes, eher kleine Reibereien und ein wenig Frust ablassen. Wir sind aber immer noch das glücklichste Team!
Als wir in Mossel Bay losgesegelt sind, wussten wir, dass wir Weihnachten auf See verbringen würden. An Land haben wir also noch Geschenke, Christmas Pudding, Bart und Mütze für den Weihnachtsmann besorgt. Wir waren also gut vorbereitet! Übers Satellitentelefon haben wir mit dem Veranstalter telefoniert und haben Grüße an die Familien und Freunde gesendet. Später haben wir mit der Crew der „Explorer“, die auch weiter hinten segelte, ein Quiz gespielt und dabei mühsam die Fragen über Funk ausgetauscht. Es war wirklich ein toller Tag!
Silvester war ein wenig ruhiger, aber wir haben wieder sehr gut gegessen und mit dem Champagner für Kap Hoorn angestoßen. Für Kap Hoorn haben wir hier in Auckland eine neue Flasche besorgt.
Die Reparaturen am Mast und am Lümmelbeschlag haben super gehalten. Dafür ist diesmal eine Schweißnaht am unteren Ende des Baumes über gut 2,5 Meter gerissen. Außerdem haben sich die Schrauben einer Verbindung der Profile der Rollanlage gelöst, die dadurch leider ein Loch ins Vorsegel gerissen haben. Daneben gab es mehrere Kleinigkeiten, die wir reparieren mussten.
Definitiv habe ich das Segeln genossen! Man muss nur gut vorbereitet sein, dann sind auch 55 Knoten Wind und fünf Meter Welle kein Problem. Ich glaube, ich bin mental stärker geworden, und bin unglaublich froh, dass ich sehr gut mit allen auskomme, auch in schwierigen Situationen. Ich werde immer besser im Steuern und kann behaupten, dass ich nun eine der guten Steuerfrauen an Bord bin.
Wir sind unglaublich glücklich, dass wir es rechtzeitig zum Start der dritten Etappe nach Auckland geschafft haben, sodass wir hier mit den anderen gemeinsam starten können. Das ermöglicht es hoffentlich, auf See untereinander Kontakt zu halten. Das ist ein echtes Highlight da draußen.
Über das Ocean Globe Race
Das Retro-Rennen um die Welt findet in diesem Jahr anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Whitbread Round the World Race von 1973 statt. Am 10. September 2023 starteten 14 Crews in Southampton zum 27.000-Meilen-Törn, der in vier Etappen unterteilt ist, durch das Südpolarmeer und um die drei großen Kaps führt.
Die Zwischenstopps sind in Kapstadt in Südafrika, Auckland in Neuseeland und Punta del Este in Uruguay, bevor die Weltumsegelung im April 2024 wieder in Großbritannien endet.