Kristina Müller
· 27.03.2024
Ebru Yaral: Oh, viele! Vor allem von der Familie. Meine Mama will immer sofort wissen, ob es mir gut geht. Anfangs konnte mein Umfeld mit dieser Regatta nicht viel anfangen. Jetzt ist die Familie komplett davon infiziert. Vor allem meine Mutter schaut ständig auf den Tracker.
Genau. Aber es gibt eine WhatsApp-Gruppe für „Supporters and Family“ meiner Crew. Da passiert sehr, sehr viel, wenn wir auf See sind. Später nachzulesen, was da alles geschrieben wurde, ist wirklich lustig.
Die Zeit ging so unglaublich schnell vorbei! Anfangs dachten wir alle: „Wahnsinn, das sind sieben oder acht Monate, das wird so lange dauern.“ Vor allem die Landaufenthalte vergingen so schnell. Meine Crew hat dort aber auch nie viel Zeit gehabt, weil wir meist später als die anderen ankamen (lacht).
Es gibt Tage, an denen ich denke: „Krass, schon 21 Tage unterwegs!“ Und es gibt Tage, an denen ich nur ankommen will.
Das ist schwierig zu sagen! Beides gehört zu diesem Rennen. Mir war aber im Vorfeld nicht so klar, dass die Landaufenthalte mit den anderen Crews so intensiv und toll sein könnten. Deswegen genieße ich das sehr. Aber natürlich sind wir alle zum Segeln hergekommen und nicht unbedingt zum Feiern. In meiner Crew witzeln wir aber manchmal, dass wir uns auf See endlich wieder vom Landgang ausruhen können. Ich freue mich dann tatsächlich auch jedes Mal, wenn wir wieder auf See sind.
Mir war im Vorfeld nicht klar, dass die Landaufenthalte mit den anderen Crews so intensiv und toll sein könnten.
Hier in Punta del Este liegen die Boote nebeneinander, das ist super. Tagsüber werkeln alle daran, reparieren, putzen, tauschen aus, warten. Was man halt machen muss, wenn man sehr lange auf See war und auch wieder sein möchte. Abends isst man gemeinsam und trinkt ein Bierchen oder zwei. Auch mit den bekannten Seglern aus der Crew von Marie Tabarly oder von der „Maiden“ haben wir viel unternommen. Möglichst viel Zeit in einem Etappenhafen zu haben war auch immer ein Ansporn, irgendwie doch möglichst schnell dort anzukommen.
Glücklicherweise ging diesmal fast alles gut. Allerdings sind unsere beiden Spibäume gebrochen.
Ich habe mich unglaublich darauf gefreut. Deswegen sind wir hergekommen! Das war immer ein Traum in meinem Hinterkopf. Die ganze Crew war gespannt, ob wir bei Tag ankommen würden. Am Morgen des Tages, an dem wir Kap Hoorn eigentlich runden sollten, ist uns dann aber ein Schäkel oben am Vorstag-Furler gebrochen. Also mussten wir erst mal eine kleine Reparatur-Session einlegen. Schließlich sind wir mitten in der Nacht quasi um Kap Hoorn und haben nichts gesehen außer dem blinkenden Leuchtturm. Das war für alle ein bisschen enttäuschend.
… genau! Er hat uns gratuliert und kannte sogar unseren Skipper, Jeremy Bagshaw. Der ist schon einmal beim Golden Globe Race vor elf Monaten dort vorbeigesegelt.
Der südliche Pazifik war kalt und nass, aber im Vergleich zur Erwartung war es eigentlich ganz nett.
Man hört so viel vorab über das Segeln im südlichen Pazifik – dass es so wild und nass ist, dass es so extreme Wellen und Stürme gibt. Ja, es war kalt und nass, aber im Vergleich zur Erwartung war es eigentlich ganz nett. Leider sind wir nach dem Start in Neuseeland lange in einem Hochdruckgebiet stecken geblieben. Erst danach haben wir nach einer Zeit endlich achterlichen Wind bekommen, 30 Knoten, sodass wir schön gesurft sind. Das war richtig, richtig tolles Pazifik-Segelwetter. Dort haben wir mit 16,4 Knoten auch den Topspeed geknackt. Vor Kap Hoorn selbst hatten wir dann nur zehn Knoten Wind, total ruhige See, und es war gar nichts los. Doch es war, wie gesagt, leider Nacht und dunkel.
Ich war wieder fürs Funken zuständig – insofern: ja! Es gab täglich vier Funkgespräche, unter anderem einen Call, an dem viele französische Segler teilnehmen. Die sind unglaublich gut vernetzt und haben sehr gute Kontakte zu ganz vielen Amateurfunkstationen überall auf der Welt. Deswegen wussten wir auch immer genau, wo die Ultim-Tris waren. Charles Caudrelier auf „Gitana“ hat uns auch tatsächlich angefunkt.
Er wollte uns sagen, dass wir uns keine Sorgen machen müssen, wir nicht auf Kollisionskurs segeln und er uns überholt. Es war nachts, wir haben nur seine Lichter gesehen. Er ist auf seinem Megading dann superschnell mit 35 Knoten an uns vorbeigerauscht.
Ja, die ganze Flotte bekommt in so einem Fall eine Nachricht von der Rennleitung. Wir wussten aber nichts Genaues, nur, dass die Crew einen Schaden am Rumpf festgestellt hat.
Ja, ich freue mich tatsächlich sehr auf die Familie, die Freunde und mein Zuhause. Ich habe jetzt, nachdem wir fast ganz rum sind, etwas Heimweh.
Nichts Konkretes. Wahrscheinlich kehre ich wieder zurück zu meinem kleinen Team auf Fehmarn und segle wie vorher auf einer Sun Fast 3200. Wir segeln zum Beispiel Club-Wettfahrten. Das ist sehr entspannt im Gegensatz zu dem, was ich hier mache. Ich habe aber noch keinen großen neuen Segelplan und werde auch erst mal wieder arbeiten müssen.
Ich kann es wirklich jedem empfehlen. Es ist eine unglaublich tolle Erfahrung.
Definitiv. Ich kann es wirklich jedem empfehlen. Es ist eine unglaublich tolle Erfahrung. Als ich vor dem Rennen in meinem Freundes- und Bekanntenkreis erzählt habe, dass ich diese Regatta segeln werde, haben sie mich mit großen Augen angeguckt und gesagt: „Mein Gott, krass, bist du mutig!“ Aber ich wollte das halt unbedingt machen. Wenn du dann 200 Leute triffst, die genau das Gleiche denken, ist das sehr schön, weil es eine Bestätigung dessen ist, was du fühlst und was du glaubst, richtig zu machen.
Über das Ocean Globe Race:
Das Retro-Rennen um die Welt findet in diesem Jahr anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Whitbread Round the World Race von 1973 statt. Am 10. September 2023 starteten 14 Crews in Southampton zum 27.000-Meilen-Törn, der in vier Etappen unterteilt ist und um die drei großen Kaps führt.