Kite-TrimaranSP80 knackt 50-Knoten-Marke auf dem Weg zum Speedrekord

Lars Bolle

 · 21.03.2025

Gleiten statt fliegen. Das Boot hat zwar ein zentrales Foil, es liegt während der Fahrt aber vorne und an den Seiten auf dem Wasser auf.
Foto: Andreas Fritsch
Das Schweizer Team SP80 erreicht mit seinem Kite-angetriebenen Trimaran 51 Knoten. Damit kommt es dem Ziel näher, den aktuellen Segelgeschwindigkeitsrekord von 65,45 Knoten zu brechen. Die innovative Foil-Konstruktion soll Geschwindigkeiten jenseits der 80 Knoten ermöglichen.

Der von einem Kite-angetriebene Trimaran SP80 hat in Leucate, Frankreich, eine neue Höchstgeschwindigkeit von 51 Knoten erreicht. Damit rückt das Schweizer Team seinem erklärten Ziel näher, den aktuellen Segelgeschwindigkeitsrekord von 65,45 Knoten bis Sommer 2025 zu brechen. Die Bestmarke wurde 2012 von Paul Larsen an Bord der „Vestas Sailrocket II“ aufgestellt. Um den Rekord zu knacken, setzt das SP80-Team auf innovative Ingenieurskunst: Ein speziell entwickeltes Foil soll den Trimaran auf über 80 Knoten beschleunigen.

Durchbruch bei 50 Knoten

"Dieser Lauf über 50 Knoten ermöglichte es uns endlich, das Verhalten unseres Foils in einem Geschwindigkeitsbereich zu beobachten, der in der Segelwelt weitgehend unerforscht ist", erklärt Benoît Gaudiot, der Kite-Pilot an Bord der SP80. Das Team habe das Boot kurz vor Erreichen der 52-Knoten-Marke vorsichtshalber abgebremst. Die Analyse der Daten zeige jedoch, dass keine größeren Hindernisse aufgetreten seien. Gaudiot wertet dies als äußerst vielversprechend für die Zukunft des Projekts.

Technische Herausforderungen

Mayeul van den Broek, Team-Chef und Steuermann des SP 80, sieht das Boot nahe an seinem vollen technischen Potenzial. Die Herausforderung für ihn und Benoît bestehe nun darin, so viel wie möglich zu segeln, um das Verhalten des Bootes von 0 bis über 70 Knoten zu beherrschen. Es gelte, die Kurse zu optimieren, die Synchronisation zu verbessern und die Maschine noch weiter zu pushen. Anfang 2025 hatte das Team die neueste Version des Bootes zu Wasser gelassen. Nur fünf Tage später stellte die SP80 im Februar eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 41,35 Knoten über die Rekorddistanz von 500 Metern auf. Die YACHT war bei einem der Testläufe dabei, hier wird der SP80 im Detail erklärt.

Wetterbedingungen als Hürde

Seit dem Neustart des Bootes Anfang 2025 sei das Wetter nicht immer günstig gewesen, mit oft zu leichten Winden, um lohnende Segelstunden zu absolvieren. Bei jedem Ausflug spüre man jedoch, dass die Logistik reibungslos laufe und das Boot schneller werden wolle. Van den Broek betont: "Alles, was wir jetzt brauchen, ist mehr Zeit auf dem Wasser, um sein volles Potenzial zu entfesseln!"

Entwicklungsgeschichte des SP80

Die Geschichte des SP80-Projekts begann 2017, als Mitgründer Benoît Gaudiot superventilierende Finnen für ein Kiteboard entwickelte. Als erfahrener Kiteboarder erreichte Gaudiot schnell 41 Knoten, erkannte aber, dass "der Körper die Kraft nicht aushalten kann, die erforderlich ist, um mehr als 60 Knoten zu erreichen." Ein weiterer Gründer, Xavier Lepercq, entwickelte daraufhin ein Simulationsprogramm und begann mit dem Design. Das Team kreierte ein Trimaran-Konzept, angetrieben von einem Kite, dessen Kraft durch ein unterschneidendes Foil ausgeglichen wird. 2020 testete das Team einen Prototypen auf dem Genfer See. Im Juni 2021 begann der Bau des gesamten Bootes bei Persico Marine.

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Erste Rekordversuche

Das Erreichen der 50-Knoten-Marke ist eine beeindruckende Leistung für das SP80-Team. Noch zur Jahrtausendwende galt dies als absolute Obergrenze für windgetriebene Wasserfahrzeuge. Ein Grund dafür ist die ab 50 Knoten einsetzende Kavitation an Foils. Das vermeidet man mit einem Foil, das im Längsschnitt fast dreieckig ist. Es saugt Luft von der Oberfläche an, sogenannte Ventilation, die gezielt eine dünne Luftschicht über die Unterdruckseite des Profils legt. So entsteht keine Kavitation. Mehr zur Foil-Theorie erklärt Dr. Martin Fischer, Chief Designer des Ineos-Britannia-America’s-Cup-Teams und Foil-Experte in diesem Interview.

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Allerdings fehlen dem SP80-Projekt noch 25 Knoten Durchschnittsgeschwindigkeit, um Larsens Rekord zu übertreffen und das schnellste Boot der Welt zu werden. Jeder weitere Knoten wird dabei zur Herausforderung. Das SP80-Team plant, die ersten offiziellen Rekordversuche in diesem Frühjahr an ihrer Basis in Leucate durchzuführen. Ob sie sich an die Spitze der Rekordliste für segelbetriebene Fahrzeuge setzen können, wird sich dann zeigen.


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