2.4mR WMHeiko Kröger kämpft vor Kiel um den 14. Titel

YACHT-Redaktion

 · 31.07.2024

Erfolgshungrig auf dem Heim-Revier: Heiko Kröger will seinen WM-Titel verteidigen
Foto: ChristianBeeck.de
Seit heute laufen die Wettfahrten der 2.4mR-Weltmeistershaft vor Kiel-Schilksee. Insgesamt 90 Aktive aus 16 Nationen haben gemeldet. Paralympics-Goldmedaillen-Gewinner Heiko Kröger eröffnete die Titelkämpfe im Heimrevier mit zwei Rennsiegen

Nach der Parade der Seglerinnen und Segler mit Fahnenträgern und Trommlern eröffneten gestern Schleswig-Holsteins Innenministerin Dr. Sabine Sütterlin-Waack und Martin Lutz, stellvertretender Vorsitzender des Kieler Yacht-Clubs, mit zwei Glockenschlägen in Kiel-Schilksee die 2.4mR-Weltmeisterschaft.

Als das Meldeportal vor einigen Monaten öffnete, trudelten die ersten Einschreibungen für die Weltmeisterschaft nur langsam ein. Doch bevor sich Enttäuschung auf Seiten der Organisatoren oder der Aktiven einstellen konnte, stiegen die Meldezahlen rekordverdächtig an. Mit 90 Seglerinnen und Seglern bei der WM sind die Erwartungen laut Klassenpräsident Heiko Kröger (Kieler Yacht-Club/Norddeutscher Regatta Verein) letztlich sogar übertroffen worden. „Toll, dass wir so viele sind – besonders, weil es für unsere Klasse keine Förderung mehr gibt und die Aktiven die Kosten selbst tragen müssen“, freut sich Kröger. Er bezieht sich damit darauf, dass die Klasse deutlich geschrumpft ist, seit sie nicht mehr paralympisch (2000 bis 2016) ist und die Förderungen dementsprechend zurückgegangen sind.

Auf den Standort Kiel sei die Wahl neben des idealen Segelreviers auch wegen der guten Erreichbarkeit für viele Nationen über Land oder per Fähre gefallen, erklärt er. Ein Pluspunkt für die Aktiven der Klasse war die Tatsache, dass auch in diesem Jahr wieder eine 2.4mR-Regatta Bestandteil der Kieler Woche Ende Juni war, quasi als perfekte inoffizielle Generalprobe im WM-Revier. Üblicherweise treten die 2.4mR-Segler und -Seglerinnen bei der Kieler Woche allerdings meist auf einer relativ unter Land gelegenen Regattabahn in Strandnähe an. In diesem Jahr war es anders. „Es war hilfreich, dass wir mal auf einer anderen Bahn waren, um neue Bedingungen kennenzulernen. Denn bei der WM werden wir viel Platz haben, weil nicht parallel noch viele weitere Regatten starten, und deshalb vermutlich in für uns neuen Arealen segeln“, so Kröger.

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Kröger auf Kurs Titelverteidigung im Heimrevier

Dem 15-fachen Kieler-Woche-Sieger kommt das zusätzlich entgegen und weckt seinen Ehrgeiz noch ein bisschen mehr. „Natürlich will ich im Heimatgewässer gewinnen“, kündigt der Titelverteidiger an und brachte heute prompt zwei Rennsiege zum Auftakt ins Ziel. Zwei WM-Titel in der Offenen Klasse, 2001 und 2023, sowie elfmal WM-Gold in der Para-Weltmeisterschaft der Klasse 2.4mR hat Kröger bereits gewonnen. Neben vielen weiteren Erfolgen kann er zudem je einmal paralympisches Gold (Sydney/2000) und Silber (London/2012) verbuchen. Bei der Kieler Woche 2024 siegte er mit deutlichem Vorsprung vor der Para-Seglerin Megan Pascoe – eine äußerst geglückte Generalprobe für die Weltmeisterschaft.

„Wir batteln uns schon seit bald 20 Jahren, mal liegt Heiko vorne, mal ich“, sagte Pascoe mit einem Grinsen. Die Britin kennt das Revier der Strander Bucht bereits seit rund zehn Jahren und lobt es als guten Austragungsort. Neben ihr zählen die Italiener Davide di Maria und Antonio Squizzato, der Finne Marco Dahlberg sowie aus deutscher Sicht Christoph Trömer (Plauer Hai-Live e.V.) zu den Mitfavoriten für die Wettfahrten vor Schilksee. Als Generalprobe für die Rennen der Weltmeisterschaft starteten die Aktiven gestern in einem Practice Race im Regattarevier und bekamen so bereits einen Vorgeschmack auf die Wettfahrten, die bis Samstag angesetzt sind.

2.4mR vor Kiel: Para- und Offene Weltmeisterschaft erstmals in einem Event

Das 4,18 Meter lange Einmann-Kielboot des Typs 2.4mR gilt selbst für versierte Regattasegler als komplex im Handling, aber dennoch extrem inklusiv, denn alle Bedienelemente sind beim 2.4mR leicht zu erreichen. Gesteuert wird das Boot entweder mit den Händen oder Füßen. Das Gewicht der Aktiven liegt in der Nähe des Schwerpunkts, weshalb Größe und Fitness unwesentlich Einfluss auf die Geschwindigkeit des Bootes haben. Nicht Alter, körperliche Stärke oder Geschlecht zählen, sondern die Segelfähigkeiten der Teilnehmenden. Das ist auch der Grund, warum Pascoe das Boot als ausgesprochen frauenfreundlich bezeichnet. Bei der Offenen Weltmeisterschaft vor Kiel-Schilksee sind alle Boote der Klasse 2.4mR zugelassen, für die Para-Weltmeisterschaft alle Boote der 2.4 NOD Klasse (Norlin One Design).

Wer bei der Para-Weltmeisterschaft mitsegeln will, musste nicht nur sein Material im Vorlauf vermessen lassen, sondern auch zur sogenannten Klassifizierung. Bei der 2.4mR-Weltmeisterschaft 2024 übernimmt diese Dr. Jürgen Schwittai nach den Vorgaben von World Sailing. „Im Idealfall bringen die Aktiven medizinische Dokumente mit zur Klassifizierung, aus denen die Beeinträchtigung hervorgeht. Dabei geht es um Einschränkungen der Kraft, Koordination und Gelenkbeweglichkeit. Ich schaue mir die Person an, frage, wo die Probleme sind, und mache gegebenenfalls funktionelle Tests, um die Einstufung zu ermitteln. Anhand einer Tabelle werden Punkte vergeben, die den Grad der Einschränkung zeigen. Bei der WM zählt im Grunde nur, ob die Beeinträchtigung groß genug ist, um in der Para-Wertung zu starten“, erklärt der Arzt. Der Zweck des „Para World Sailing Classification Systems“ bestehe darin, die Fähigkeiten der Segler und Seglerinnen zu messen, um einen fairen und gerechten Para-Wettbewerb zu gewährleisten.


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