12. SilverrudderAuch ohne Rekorde – “Das beste Silverrudder jemals”

Max Gasser

 · 19.09.2023

Viel los: Bereits am Start schieden einige der 397 Starter aus.
Foto: Nicolajsen Foto&Film /Silverrudder
Kein Silverrudder ist wie das andere. Nicht nur jede Ausgabe, sondern auch die Erlebnisse einzelner Teilnehmer innerhalb einer Edition. Während Multihull-Rekordhalter Jan Andersen innerhalb von 18 Stunden um Fünen gerast ist, erlebten andere ein zweitägiges Abenteuer. Drei deutsche Segler triumphieren

Fast 49 Stunden ist der Däne Anton Hansen unterwegs, bevor er sich am Sonntagmittag mit seiner Optima 101 über die Ziellinie im Svendborgsund schiebt – keine acht Minuten vor dem Erreichen des Zeitlimits. Bei Facebook wird er gefeiert, ein Nutzer schreibt: “Das ist der Spirit des Silverrudders.”

Der größte Einhand-Event weltweit lockte in diesem Jahr wieder Segler aller Art aus mehr als zehn Ländern, Erstteilnehmer genauso wie Rekorde jagende Top-Akteure. Einer der letztgenannten Kategorie ist der bereits erwähnte Däne Jan Andersen. Mit seinem selbst gebauten Tri “Black Marlin” sicherte er sich zum sechsten Mal die Line Honors und den Sieg in der Klasse der großen Mehrrumpfboote. “Die Bedingungen waren perfekt für mich. Ich konnte die meiste Zeit das Maximum aus dem Boot herausholen.” Trotz vier Stunden Vorsprung vor dem nächsten Kontrahenten seiner Klasse reichte das nicht, um seinen Rekord aus dem Jahr 2021 zu brechen. Damals waren alle Bestzeiten deutlich überboten worden, und Andersen hatte vier Stunden weniger, also lediglich 14 Stunden für die 134 Seemeilen benötigt.

12. Silverrudder: Teilnehmer voller Lob

Neue Bestmarken wurden in diesem wie im vergangenen Jahr auch in allen anderen Klassen durch die eher schwach- bis mittelwindigen Bedingungen vereitelt. Zudem waren jeweils unterschiedliche Wetterfenster ebenso wie die unterschiedlichen Strömungen rund um die Insel höchst anspruchsvoll zu segeln und damit die strategisch entscheidenden Faktoren.

Dennoch sei es laut vieler Teilnehmer das beste Silverrudder in der Erfolgsgeschichte der Veranstaltung gewesen, so Eventleiter Steen Lundager. “Das Wetter war durchgehend gut, und es gab keine größeren Zwischenfälle.” Lediglich die schwachen Winde am Sonntag, die es einigen Seglern unmöglich machten, die Ziellinie im vorgesehenen Zeitraum zu erreichen, sowie einen Mastbruch hatte Lundager zu beklagen. 379 Segler gingen an den Start, 234 erreichten das Ziel. Denn schon beim Start im engen Svendborgsund waren die ersten Teilnehmer ausgeschieden. Sie waren auf Grund gelaufen, konnten sich aus eigener Kraft nicht mehr befreien und mussten das Rennen aufgeben.

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Titelverteidiger Gurgel: “Ich hätte den Zweikampf gerne gesehen”

Mit Jan Hansen traf es auch einen der Top-Favoriten auf einem der spannendsten Designs beim Silverrudder. Nach Platz fünf mit Elektronikproblemen im Vorjahr wollte er mit seiner Aeolos P30 nun die Spitze der 30-Fuß-Klasse angreifen. Erwartet wurde ein spannender Zweikampf zwischen den AP30 und den Dehler 30 od – doch auch die zweite Aeolos lief noch vor dem Start auf Grund. “Ich kenne das Gefühl, wenn man da festsitzt, so was wünscht man keinem”, sagte Max Gurgel, der den Titel mit seiner Dehler 30 od “Playharder” am Ende verteidigen konnte. “Ich hätte den Zweikampf gerne gesehen, ich glaube, es wäre ganz schön hart geworden.”

Doch auch ohne das Duell sah es zunächst nicht nach einem Sieg für ihn aus, Gurgel lag über weite Strecken nicht auf einem Podiumsplatz und hatte schwer zu kämpfen. Die eher schwachen achterlichen Winde sind nicht das Optimum für seine ab Werft 2,8 Tonnen schwere “Playharder”. “Ich hatte dann nördlich von Fünen schon einen Durchhänger, es hat alles keinen Spaß mehr gemacht”, erinnert sich der erfolgreiche ORC-Segler. Rat und mentale Unterstützung gab ihm dann Oliver Schmidt-Rybandt am Telefon, der ihn beim Silverrudder 2021 in einem packenden Duell geschlagen hatte und seitdem der Rekordhalter der Klasse ist. “Für ihn war es eine Herzensangelegenheit, dass auf jeden Fall wieder die Dehler gewinnen soll. Er hat mir wirklich Mut gemacht und wertvolle Tipps gegeben.”

Gurgel erwischte daraufhin eine gute Einfahrt in den Kleinen Belt und startete die Aufholjagd. Der Deutsche überholte bei Gegenstrom und etwas stärkeren Winden von bis zu 14 Knoten einen nach dem anderen auf den für ihn besser gelegenen Amwind-Kursen. Schließlich gelang es sogar, den enteilten Patrik Heinrichs mit seiner deutlich leichteren Esse 8.50 “Jynx too” hinter sich zu lassen. In trockenen Tüchern war der Sieg dann jedoch noch lange nicht. Die Dunkelheit habe höchste Aufmerksamkeit gefordert, um nicht in der Flaute zu landen oder einen Böenstrich zu verpassen. “Ich bin dann eine relativ enge Deckung gefahren, hebe jede Wende pariert. Das war sehr intensiv”, erzählt Gurgel.

Dreimal ausschließlich Deutschland beim Silverrudder 2023 auf dem Podium

Das zahlte sich dann im Ziel allerdings auch aus. “Playharder” überquerte die Ziellinie am Samstagmorgen mit ungefähr 15 Minuten Vorsprung als erste Yacht der 30-Fuß-Klasse. Als “wirklich sehr erleichternd” beschreibt der Skipper das Gefühl nach dem erfolgreichen Ende der Jagd. “Ich hatte die ganze Zeit Angst, dass doch noch irgendwas schiefgeht. Im Svendborgsund kann immer richtig viel Schweinerei passieren.” So ist es der dritte Sieg für eine Dehler 30 od beim Silverrudder. Lob gab es dafür auch von Karl Dehler: “Eine gute Reihe. Max kennt das Boot mittlerweile so gut, er ist bei allen Bedingungen und Kursen nahe am Optimum.”

Auch aus deutscher Sicht kann die größte Einhandregatta der Welt in diesem Jahr nicht nur deshalb als großer Erfolg verbucht werden. In drei der sieben Wertungsklassen standen am Ende ausschließlich deutsche Segler auf dem Podium. In der kleinsten “Mini”-Klasse war es Mattis Franken, der das Feld auf seiner Melges 24 “Freya” dominierte. Auf ihn folgte Rolf Schmidt (Mader “CUL Masten”) vor Hendrik Kohrs (Mini Proto “Mr. Brightside”).

Hinter Max Gurgel und Patrik Heinrichs reihte sich bei den 30-Fußern mit lediglich zehn Minuten Rückstand Franz Schollmayer auf seiner Corsa30 “Firlefanz” ein. Bei den großen Kielbooten legte der spätere Sieger Peter Thyen eine ähnliche Aufholjagd wie Gurgel hin. Die Santa Cruz 37 “SoniC” machte erst im Kleinen Belt wichtige Meter gut, setzte sich dann mit Wolfram Heibecks Open 40 “Black Maggy” vom Feld ab und überholte diesen schlussendlich an der Kreuz. Auf Thyen und Heibeck folgte Stefan Knabe, der das Verfolger-Duell für sich entscheiden konnte.


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