Kurz nach der Taufe der “Malizia” in Hamburg im Herbst 2022 führte Boris Herrmann YACHT-Redakteur Andreas Fritsch und ein Kamerateam über sein neues Boot. Auch seine Crew-Mitglied Will Harris und die inzwischen gewechselte Rosalin Kuiper kamen hinzu und gewährten spannende Einblicke in den Hightech-Segler.
So berichtete Boris Herrmann unter anderem, dass bei der Höhe der Winschen Ergonomie vor Effizienz gegangen sei. “Bei vielen Schiffen ist das etwas tiefer, weil es dann einen Vorteil beim Gewichts-Schwerpunkt bietet.” Die “Malizia” hat die Winschen jedoch auf einem Tisch mit angenehmer Arbeitshöhe.
Überhaupt scheint die Raumaufteilung vor allem beim Steuerstand im Mittelpunkt gestanden zu haben. Überall ist ausreichend Platz, damit alle vier Crew-Mitglieder beim Ocean Race parallel arbeiten können und sich nicht gegenseitig behindern.
Spannend ist auch die Organisation der Schoten im Cockpit: Laut Boris Herrmann kommen etwas über 50 Leinen am Steuertisch an. Sie sind farblich gekennzeichnet, beschriftet und können alle zentral bedient werden.
Ebenfalls gut zu spüren ist die Atmosphäre im Aufbau mit vielen Fenstern. Von fast jedem Punkt aus haben Boris Herrmann und seine Crew das Rigg im Blick, ohne aufs Deck zu müssen. Man wollte sich also nicht nur auf die Überwachung durch Kameras verlassen.
Nach dem Ocean Race ging „Malizia - Seaexplorer“ in ein umfangreiches Refit, wie üblich nach so einer langen Segelzeit. Dafür werden Foils und Kiel mit Ultraschall untersucht, Kielfinne und Bombe ebenfalls. Das Rigg wird ebenfalls überprüft, viel vom laufenden und stehenden Gut ersetzt. Eine ganze Weltumsegelung ist für einen foilenden Open 60 eine massive Belastung, auch wenn das Boot während des Rennens in den Etappenhäfen natürlich stets einem umfangreichen Check unterzogen wurde.
Im Zuge des großen Refits wurden nun auch Kleinigkeiten an Bord modifiziert. Für den Einsatz ohne große Crew wurde ein Navigations-Sessel für den Skipper/Co-Skipper im Wohnbereich gebaut, von dem aus er alle Daten im Blick hat. Zudem wurde das Schiff leichter gemacht, um einige Hundert Kilo wurde der Open 60 abgespeckt. Die auffälligste Änderung findet sich an Deck direkt vor dem Mastfuß: Dort ist ein weißer Kasten zu sehen, der lediglich Schaum als zusätzlichen Auftrieb im Fall einer Kenterung enthält. Die Boote müssen dafür rechnerisch bestimmte Auftriebsvolumen erfüllen, wird an Bord etwas geändert, können solche Maßnahmen nötig werden.
Erst im nächsten Frühling soll das Boot dann noch neue Foils bekommen, mit denen Boris dann 2024 zur Vendée Globe starten wird. Zurzeit ist „Malizia Seaexplorer“ noch mit den c-förmigen Ersatz-Foils unterwegs, die nach der Ocean-Race-Etappe nach Südafrika getauscht wurden, als die Original-Foils Risse aufwiesen.
Lassen Sie sich alle Details der “Malizia – Seaexplorer” von Boris Herrmann und seinem Team im Video oben oder bei YACHT TV erklären!