The Ocean RaceWenn der Nordatlantik zur Buckelpiste wird

Tatjana Pokorny

 · 23.05.2023

"Mālama"-Skipper Charlie Enright bei der Arbeit an Deck
Foto: Amory Ross/11th Hour Racing/The Ocean Race

Wenn die Spitzenreiter immer zuerst in zunehmende Winde fahren, ist das Aufholen schwer: Diese Erfahrung machen gerade Boris Herrmann und Team Malizia auf Etappe fünf im Ocean Race. An Tag drei auf See müssen sich die Malizianer mühen, mit den leicht enteilten Teams 11th Hour Racing und Holcim – PRB mitzuhalten. Dazu haben alle Crews mit der nordatlantischen Buckelpiste zu kämpfen

Schnell, schneller, 11th Hour Racing. Charlie Enrights US-Team hat auf “Mālama” den Turbo gezündet. Der amerikanische Imoca segelt an Tag drei der fünften Ocean-Race-Etappe weiter wie entfesselt vorneweg. Dabei profitiert die Crew mit Imoca-Ass Charlie Dalin, Navigator Simon “Sifi” Fisher und der Schweizerin Justine Mettraux davon, dass sie zuletzt immer zuerst die zunehmenden Winde erreichte und meist mit ein, zwei Knoten Speed schneller unterwegs war als die Verfolger “Holcim – PRB” und “Malizia – Seaexplorer”.

Die Boote buckeln, die Segler finden keinen Schlaf

Abby Ehler vom Team Holcim – PRB beschreibt, wie hart das Segeln in den druckvollen Winden gut zwei Tage nach dem Start in Newport war: “Das ist vermutlich der brutalste Winkel für Imocas, den wir gerade segeln. 70 bis 90 Grad Windwinkel und eine kurze, ruppige Welle.” Team Malizias Quartett ergeht es nicht anders. Rosie Kuiper fand zuletzt auf Freiwache keinen Schlaf – so sehr buckelte “Malizia – Seaexplorer” bei Geschwindigkeiten über 20, manchmal sogar über 25 Knoten.

Die Bilder der An-Bord-Kameras zeigen abgekämpfte Gesichter und das harte Leben und Arbeiten unter Deck in den fordernden Bedingungen, die noch bis zum 24. Mai anhalten sollen. Es waren zuletzt aber auch rasante 24 Stunden im Ocean Race, in denen die Teams in Nordwinden von teilweise sogar mehr als 30 Knoten Speed rund 500 Seemeilen in Richtung der Ziellinie vor Aarhus zurückgelegt haben. Die außerordentlich holprige Piste verursacht dabei das Aufeinandertreffen der starken Winde und des Golfstroms.

Wir versuchen einfach, das zu überstehen” (Charly Enright)

“Das Wettersystem, das am vergangenen Samstag für die Verschiebung des Hafenrennens gesorgt hatte, das lauert hier draußen auf dem offenen Meer. Und wir befinden uns mittendrin”, erklärt Charlie Enright das Szenario. “Es ist schwer, eine genauere Vorhersage zu treffen. Das Wetter ist sehr unbeständig, und es ist sehr windig. Wir hatten zeitweise sogar Windstärken von Mitte bis Ende der Dreißiger. Und wir haben einen Winddreher von 40 Grad erlebt. Man kann sich vorstellen, was das mit dem Seegang an einem Ort macht, der ohnehin schon ziemlich tückisch ist. Wir versuchen einfach, das zu überstehen.”

Tatsächlich leisten alle Mannschaften viel mehr als nur das “Überstehen”. Mit über 520 Meilen unter dem Kiel über 24 Stunden hatte sich das 11th Hour Racing Team am Dienstagabend einen Vorsprung von 26 Seemeilen auf Team Holcim – PRB erarbeitet. Weitere 22 Seemeilen hinter dem Schweizer Boot kämpfte Team Malizia ums Dranbleiben. Paul Meilhats Team Biotherm hat inzwischen knapp 80 Seemeilen Rückstand auf 11th Hour Racing angehäuft.

Es bleibt voraussichtlich eine schneller Ritt nach Aarhus

“Hier gibt es eine starke Strömung”, hatte “Holcim – PRB”-Skipper Kevin Escoffier schon am Morgen des 23. Mai geahnt. Und weiter: “Der Wind nimmt zu, aber ich fürchte, wir werden im Golfstrom Wind gegen Strömung haben und der Seegang wird nicht sehr gut sein.” Das hat sich nun bewahrheitet. Die Prognosen deuten für den weiteren Verlauf der zehn- bis zwölftägigen Etappe darauf hin, dass der Wind im Laufe dieser Woche auf Süd drehen wird. Damit dürfte es auch weiter zügig in Richtung Aarhus gehen.

Gefordert! Fischerboote, Wale und ruppige Wellen – womit die Crews auf Etappe fünf zu kämpfen haben:

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Hier geht es zum Rennreport vom 23. Mai:

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