Tatjana Pokorny
· 22.03.2023
Mitten im laufenden Ocean Race hat Team Malizia einen neuen Technik-Direktor verpflichtet: Pierre-François “Pifou” Dargnies kommt an Bord. Der Franzose wechselt nach neun Jahren als Technik-Direktor für Beyou Racing den Rennstall
Während sich die Ocean-Race-Flotte auf der Königsetappe einer möglicherweise stürmischen Kap-Hoorn-Passage nähert, gibt es auch an Land ein spannendes Manöver zu vermelden. Team Malizia hat einen neuen Technik-Direktor verpflichtet. Pierre-François “Pifou” Dargnies kommt an Bord. Neun Jahre hat der Franzose zuvor für den Rennstall von Jérémie Beyou gearbeitet und die “Charal”-Kampagnen geleitet. Der mit allen Wassern gewaschene Experte soll sämtliche technischen Aspekte des Malizia-Programms mit Blick auf die Zukunft beaufsichtigen.
Pierre-François Dargnies verfügt über langjährige Erfahrung in der Welt des Offshore-Segelns und der damit verbundenen Technik. Er begann seine Karriere an der Seite von Roland Jourdain, für den er seit 2009 als Ingenieur und später als Leiter der Design-Abteilung tätig war. Während dieser Zeit begann Dargnies seine eigene Segelkampagne als Teilnehmer am Mini-Transat 2013. An diesem Transatlantik-Rennen hatte Malizia-Skipper Boris Herrmann 2001 als jüngster Starter ebenfalls teilgenommen.
Mit der Kombination aus seinem technischen Hintergrund und der Regattaerfahrung kam Pierre-François Dargnies 2014 zum Imoca-Team von Jérémie Beyou, übernahm die Leitung des Performance-Bereichs im Projekt Maitre CoQ. Die Zusammenarbeit setzten Dargnies und Beyou fort, als 2017 der neue Partner Charal an Bord kam. Dargnies wurde Technischer Direktor des Charal-Programms. Das leistungsstarke und ehrgeizige Charal-Team belegte mit brandneuem Boot Platz drei bei der Route du Rhum – Destination Guadeloupe 2022.
Boris Herrmann und Pierre-François Dargnies hatten sich 2010 kennengelernt, als sie gemeinsam in Frankreich lebten und Boris versuchte, sein Imoca-Projekt auf die Beine zu stellen. Der Deutsche und der Franzose hatten sich schnell angefreundet und stehen sich seitdem sehr nah. Beide hegen eine ähnliche Leidenschaft für die Imoca-Welt und die Ausweitung der Grenzen in der Offshore-Segelwelt.
Pierre-François Dargnies stößt im laufenden The Ocean Race zum Team und übernimmt alle technischen Aspekte der Teamleitung. Gemeinsames Ziel von Boris Herrmann und Pierre François Dargnies ist es, Boot und Skipper für den Soloeinsatz in der Vendée Globe 2024/2025 so stark wie möglich zu machen.
Team-Malizia-Gründer Boris Herrmann sagte: “Wir sind seit vielen Jahren befreundet. Ich vertraue auf seine Erfahrung und sein Wissen. Eine so starke technische und gestalterische Führung zu haben wird ein großer Vorteil für das Team sein und bedeutet, dass wir wirklich gemeinsam an der Leistung des Bootes arbeiten können.”
Malizias Team-Direktorin Holly Cova sagte: “Es ist großartig, ‘Pifou’ im Team Malizia zu haben. Mit seinem starken Hintergrund und seinen hervorragenden Ergebnissen mit Charal sind wir glücklich, ihn bei uns zu haben. Die Vorbereitung auf die Vendée Globe wird eine intensive Trainingsperiode sein. Ich bin mir sicher, dass ‘Pifou’ im Team viel Wissen und Erfahrung beisteuern und uns helfen kann, uns im Wettbewerb zu verbessern.”
Der Neue im Team selbst sagte: “Ich freue mich sehr darauf, in einem internationalen Team zu arbeiten. Boris und ich kennen uns seit Jahren. Wir haben uns schon in jungen Jahren ausgetauscht. Es wird eine spannende Herausforderung sein, mit diesem jungen Team zusammenzuarbeiten. Natürlich liegt der erste Schwerpunkt auf dem Ocean Race, aber ich denke bereits voraus und überlege, wie wir ein Siegerboot für die Vendée Globe 2024 bekommen können. Das Boot hat seine Fähigkeit bewiesen, im Südpolarmeer schnell zu segeln. Und Boris hat mit seinem Boot im Südpolarmeer wertvolle Erfahrungen gesammelt. Nun liegt es am technischen Team, die Zuverlässigkeit für diese lange Weltumsegelung zu gewährleisten.”
In der laufenden Ocean-Race-Königsetappe trennten die vier Boote auch am 24. Tag auf See beim 46. Breitengrad Süd nur acht Seemeilen. Die Führung hat inzwischen wieder Kevin Escoffiers Team Holcim – PRB vor Team Malizia übernommen. Nach wie vor strebt das Quartett fast Bug an Bug Kap Hoorn entgegen. Etwa 1.800 Seemeilen sind es noch bis zur berühmt-berüchtigten Landmarke, wo es vor dem Linksabbieger den Atlantik hinauf nach Itajaí geht. Der Etappenhafen liegt an Brasiliens Ostküste unterhalb von São Paulo und Rio de Janeiro.
In den aktuell immer noch eher leichten bis mittleren Winden um 13 bis 15 Knoten waren die Imocas am Mittwochvormittag mit Geschwindigkeiten von 17 bis 20 Knoten unterwegs. Noch herrschte Ruhe vor dem herannahenden Sturm. Boris Herrmann bezeichnete den 22. März als “historisch”, nannte ihn “The Battle of Point Nemo”. Hier hatte Team Malizia knapp die Nase vorn.
Auf See stellen sich die Crew indessen auf schwereres Wetter ein. “Biotherm”-Skipper Paul Meilhat beschrieb, was auf die Flotte zukommt: “Es ist immer noch die gleiche Wettersituation mit dem Hochdruckgebiet vor uns und dem Tief in unserem Rücken. Doch die Situation wird sich in den kommenden Tagen ändern, wenn das Tief uns einholt. Der Wind wird zunehmen. Wir erwarten 30, 40 Knoten Wind. Und einen Seegang mit rund acht Meter hohen Wellen. Das wird unser Segeln total verändern. Wir hatten zwei Stürme seit dem Start. Jetzt kommt vor Kap Hoorn der dritte. Wir müssen unsere Routings anpassen, um das Schlimmste zu vermeiden.”
Wie sehr der Vierkampf die Crews aktuell fordert, zeigt diese Zusammenfassung mit Kommentaren von Boris Herrmann und Kevin Escoffier vom 21. März: