Vor 30 Jahren war es die europäische “Intrum Justitia”, die eine damals fabelhafte 24-Stunden-Bestmarke im Ocean-Race-Vorgänger Whitbread Round the World Race setzte. Der britische Skipper Lawrie Smith und seine Crew kamen auf Etappe zwei von Punta del Este nach Fremantle bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 17,83 Knoten auf 428 Seemeilen – eine herausragende Distanz auf den damaligen Booten vom Typ Whitbread 60. Von den heutigen Höchstleitungen aber liegt sie weit entfernt.
Die 641,13 Seemeilen von Malizia sind eine Fabelwelt. Das ist ja mehr als ein Fastnet Race!” (Tim Kröger)
Der Hamburger Weltumsegler Tim Kröger war als Vorschiffsmann bei seiner Ocean-Race-Premiere Crewmitglied auf “Intrum Justitia” und erinnert sich: “24-Stunden-Rekorde sind immer etwas Besonderes. Unser Boot hat damals gerumpelt, es war nass, es war kalt. Aber die Erfüllung, einen solchen Rekord zu brechen, die ist gigantisch.” Die elfte Verbesserung der 24-Stunden-Distanz seit 1993 gelang nun 30 Jahre später Boris Herrmanns Team Malizia.
Tim Kröger sagt: “Die 641,13 Seemeilen von Malizia sind eine Fabelwelt. Das ist ja mehr als ein Fastnet Race! Irre, was diese Boote heute leisten. Absolut Chapeau an Boris und die Crew. Der Rekord wird wohl ein bisschen halten …” Was die neue Rekorddistanz von Team Malizia über die seglerische Leistung hinaus besonders macht, erklärte Boris Herrmann am Pfingstmontag bei der Siegerehrung für Ocean-Race-Etappe fünf auf der Bühne.
“Es herrschten historisch einmalige Bedingungen: glatte See, perfekter Winkel. Das wird nie wieder in einem Rennen so sein.” Augenzwinkernd fügte der Hamburger “Malizia – Seaexplorer”-Skipper hinzu: “Dieser Rekord wird mindestens weitere 30 Jahre Bestand haben.” Um 22 Seemeilen hat Team Malizia den zuvor acht Jahre gültigen 24-Stunden-Einrumpfrekord des deutlich größeren Hundertfüßers “Comanche” überboten.
Kurz vor den Malizianern war es auch schon Kevin Escoffiers Team Holcim – PRB mit 640,91 Seemeilen gelungen, die “Comanche”-Bestmarke von 618,01 Seemeilen aus dem Jahr 2015 zu überflügeln. Die Freude darüber währte aber auf “Holcim – PRB” keine 24 Stunden, weil gleich darauf Team Malizia im Nordatlantik eine noch etwas weitere Strecke gelang.
Geht es nach den Experten, ist die foilende Imoca-Generation mit diesen jüngsten 24-Stunden-Distanzen noch lange nicht am Ende ihrer Möglichkeiten. Yachtdesigner Guillaume Verdier sagte im Gespräch mit der Imoca-Klassenvereinigung auf die Frage, ob der aktuelle Rekord in absehbarer Zeit zu schlagen ist: “Sicher, ja. Gilt die Frage dem Zustand, in dem sich die Yachten heute befinden? Die Aerodynamik dieser Boote ist ziemlich besch…, um ehrlich zu sein. Es gibt vieles, das man tun kann, um sie zu verbessern.” Künftige Imoca-Generationen werden aus Verdiers Sicht zu noch dramatischeren Resultaten auf den Rennstrecken der Meere führen.