Andreas Fritsch
· 07.03.2023
Paul Meilhats Crew hält sich im selben Wettersystem wie “Holcim – PRB”, Boris Herrmanns Crew kämpft um den Anschluss
Gestern Nacht passierte das Feld der vier verbliebenen Boote die Kerguelen, und tatsächlich scheint sich eine Befürchtung des führenden Skippers Kevin Escoffier von vor einigen Tagen zu bewahrheiten: Alle vier Boote segeln nun doch im gleichen Wettersystem, der Vorteil, den sein Team zeitweise mit fast 700 Meilen hatte, ein Tief voraus zu liegen, ist langsam, aber beständig auf 436 Meilen zusammengeschrumpft. Weil das Team das vorausgesehen hatte, ist “Holcim – PRB” die letzten Tage weit nach Süden abgebogen, hat sich zwischen dem ersten Wertungstor westlich von Tasmanien und dem Gegner positioniert. Eine alte Grundregel des Regattasegelns, so verhindert Escoffier, dass die Verfolger wohlmöglich im Süden mit besseren Wind durchrutschen.
Derweil gelingt es “Biotherm” weiter mit dem Fuß auf dem Gas auf den Fersen von “Holcim” zu bleiben, macht langsam, aber sehr beständig Meilen auf den Führenden gut. Boris Herrmann und Crew folgen nun auf Platz drei, verlieren langsam, aber sehr beständig Meilen auf “Biotherm”, der Rückstand ist auf fast 100 Meilen angewachsen. Nachdem heute Nacht und heute Morgen “11th Hour” überraschend sehr langsam geworden ist, erst noch mit 14, mittlerweile nur noch 8,5 Knoten unterwegs ist, konnte Boris mit seinem Team den dritten Platz übernehmen. Ob die Amerikaner vielleicht von der am Westrand des Tiefs folgenden Schwachwind-Rinne eingeholt worden sind oder ein technisches Problem haben, ist bislang nicht bekannt. Die Crew hatte zwei Risse in J2 und 3, hatte ein Segel schon repariert, vielleicht nutzen sie den schwächeren Wind derzeit aber auch für die zweite Reparatur.
Die Serie der technischen Probleme reißt jedenfalls nicht ab. Nachdem das Team von “Malizia – Seaexplorer” die Herkulesaufgabe der Mastreparatur und des Segelflickens abgehakt hatte, schlug sich das Team gestern mit elektrischen Ladeproblemen herum. Der Generator macht Zicken, er muss laufen, wenn die Sonnenkollektoren bei bedecktem Himmel kaum Strom liefern und das Boot zu schnell für die Wellen-Generatoren am Heck ist. In schöner Regelmäßigkeit reißen die Keilriemen. “Wir haben noch vier Ersatzriemen an Bord, aber zurzeit schaffen wir mit einem Riemen nur zwei Ladungen!”, sagte gestern Boris Herrmann. Das wird kaum reichen, deshalb versuchten Boris und Will gestern den Generator neu auszurichten, damit der Riemen nicht mehr so schnell verschleißt.
An Land in Kapstadt laufen die Reparaturarbeiten bei “Guyot Environnement” derweil auf Hochtouren. Das Team will die beschädigte Stelle im Boden zwischen Niedergangsluk und Kiel in fünf bis sieben Tagen reparieren, sagte Crewmitglied Annie Lush gestern im Video. Das Sandwich-Laminat mit Nomex-Kern soll dort entfernt und gegen eins mit Schaumkern gewechselt werden, wie es viele Imocas mittlerweile haben. Nur Boris Herrmanns Boot hat im Boden überall Massivlaminat, weil er genau vor solchen Delaminationen Angst hatte, die bei der alten “Seaexplorer” ebenfalls ein wiederkehrendes Problem waren. Die Etappe hat Skipper Benjamin Dutreux mittlerweile abgehakt, er hofft, dass sie dann direkt nach Itajaí segeln können, eine Strecke, die etwa 14 Tage dauern wird.