Tatjana Pokorny
· 22.05.2023
Boris Herrman und Team Malizia sind optimal in die fünfte Ocean-Race-Etappe gestartet. Nach überzeugendem Sieg im Hafenrennen und Top-Speed in den ersten 24 Stunden des Transatlantik-Abschnitts hat an Tag zwei auf See aber nun wieder 11th Hour Racing die Bugspitze knapp vorn. Boris Herrmann erklärt, warum das aktuell so ist
Schöner hätte die fünfte Etappe im Ocean Race für Team Malizia mit dem zurückgekehrten Skipper Boris Herrmann kaum beginnen können: Erst gewann die Crew auf “Malizia – Seaexplorer” das Hafenrennen, dann führte sie die kleine, aber feine Ocean-Race-Flotte auf Kurs Nordatlantik an. Inzwischen aber hat am Montagabend wieder 11th Hour Racing die Führung übernommen. Auch Kevin Escoffiers Team Holcim – PRB war rund 22 Stunden nach dem Start knapp an Team Malizia vorbeigezogen.
Unter Code Zero waren wir deutlich schneller als 11th Hour Racing” (Boris Herrmann)
Warum sich das Ocean-Race-Blatt nach zwischenzeitlich herausragendem Speed der Malizianer gewendet hat, berichtet Boris Herrmann von See: “Wir versuchen hier gerade, unseren Speed zu finden. Wir lagen bis vor nicht allzu langer Zeit an erster Stelle. Unter Code Zero waren wir deutlich schneller als 11th Hour Racing. Jetzt haben wir alle auf J2 gewechselt. Unter J2 haben wir ein bisschen mehr Schwierigkeiten, den Speed zu halten. Dazu haben wir im Manöver noch etwa 3,5 Meilen verloren. Das ist aber durchaus normal. Also insgesamt alles im grünen Bereich.”
Im Rückblick auf das In-Port-Rennen von Newport und den Start in die fünfte Etappe am Sonntag sagte Boris Herrmann: “Das Hafenrennen hat super Spaß gemacht. Es war spannend! Da ist einfach alles gut gelaufen: Wir sind gut weggekommen, haben gut gesegelt. Ziemlich fehlerfrei, würde ich sagen. Wir haben die kleinen Drücker und Dreher gut erwischt und sind grundsätzlich ein bisschen leichter da durchgesegelt als 11th Hour Racing. Insofern war das ein sehr schöner Start in den ersten 24 Stunden. Jetzt müssen wir nur sehen, dass wir hier mal wieder ein bisschen Speed reinkriegen und schön dranbleiben, denn im Moment sind die anderen beiden deutlich schneller.”
So zeigte es auch das Live-Tracking am späten Montagnachmittag. Einen knappen Tag nach dem Startschuss der fünften Etappe am 21. Mai führte 11th Hour Racing das Klassement mit knapp sieben Seemeilen Vorsprung vor der Schweizer “Holcim – PRB” mit ihrem neuen Mast an. Mit 8,3 Seemeilen Rückstand jagte Team Malizia den Spitzenreitern hinterher.
Zeitgleich hinkte Paul Meilhats Team Biotherm immer noch deutlich hinterher. Die Franzosen hatten sich gleich nach dem Etappenstart in Newport in einem flauen Windfeld einen Rückstand von mehr als 20 Seemeilen eingefangen. Inzwischen konnte das erneut mit zwei Männern und zwei Frauen segelnde Team bereits fünf Meilen wieder aufholen. An Bord kämpfen Paul Meilhat, Alan Roberts, Mariana Lobato und Amélie Grassi darum, auf dieser doppelt gewerteten Etappe vielleicht doch noch einmal dichter an einen Podiumsplatz im Ocean Race heranzurücken.
Die Bedingungen auf See könnten sich in dieser Woche noch merklich verschlechtern, weil die Flotte bald die günstige Golfströmung erreicht, die sich allerdings gegen die vorhergesagten Nordwinde stemmen wird. Diese Art des Kräftemessens zwischen Strömung und Wind führt in aller Regel zu einem deutlich unangenehmeren Seegang.