Tatjana Pokorny
· 02.02.2023
Team Malizia hat erneut Probleme mit den Foils. Im Interview mit YACHT online erklärt “Malizia – Seaexplorer”-Skipper Will Harris im Detail, was passiert ist, was das für die Mannschaft von Boris Herrmann bedeutet und warum die Crew auf dem Boot unter deutscher Flagge trotzdem noch Comeback-Chancen für Etappe zwei erhofft
Will Harris: Ich habe gestern früh (Redaktion: 1. Februar) einen Routine-Check durchgeführt und dabei einen dünnen Riss im Steuerbord-Foil bemerkt. Also zogen wir das Foil ein wenig heraus, um die Stelle zu untersuchen. Da bemerkten wir noch ein paar andere Punkte, kleine Schäden. Die Achterkante vom Foil fängt an sich zu lösen, ein bisschen zu delaminieren. Das ist die Stelle, an der sie im Lager sitzt.
Ja, es ist in diesem Bereich: oben an den Foils im Foilkasten, wo wir sie vor dem Start verstärkt haben. Wir haben nur eine Verstärkung angebracht. Das scheint nicht ganz ausreichend zu sein.
Bislang nicht. Alle zwei Stunden überprüfen wir sie. Wir nehmen Markierungen vor, um zu sehen, ob die Risse größer werden. Bislang ist das nicht der Fall. Und das ist gut so. Ich glaube, es liegt daran, dass wir die Foils nicht mehr anpassen. Wenn wir das Foil verstellen, kann es weiteren Schaden nehmen. Es war gut, dass wir es früh erkannt haben. Denn wenn wir es nicht gesehen hätten, wäre es vielleicht schon zu spät gewesen.
Wir können das Boot nicht so sehr pushen, wie wir es gern hätten. Wir müssen mit einer recht konservativen Einstellung des Profils segeln. Wenn der Wind zunimmt, werden wir es nicht überlasten. Es bremst uns aber nicht so sehr aus. Manchmal vielleicht maximal fünf Prozent. Wir können das Boot immer noch schnell segeln. Wenn es so bleibt, mache ich mir keine Sorgen um unsere Geschwindigkeit. Wenn es so bleibt, können wir weiterfahren. Wir müssen sicherstellen, dass die Foils unbelastet bleiben. Wir stehen in Kontakt mit dem Team an Land, um zu sehen, ob wir etwas tun können, um das Problem zu beheben. Wir müssen wirklich die Daumen drücken, dass es nicht noch schlimmer wird. Eine Reparatur auf See wäre ziemlich schwierig.
Wenn wir sehen, dass es schlimmer wird, müssen wir vielleicht das Foil ganz einziehen. Und das macht das Rennen dann sehr schwierig für uns, denn offensichtlich wird fast der gesamte Weg nach Kapstadt mit Wind von Backbord absolviert. Da ist gerade das beschädigte Steuerbord-Foil gefordert.
Nein, es gibt keine Alternative. Es gibt keinen weiteren Satz Foils. Momentan aber bedeutet der Schaden an unserem Foil kein Risiko für die Gesamtstruktur. Es ist lediglich ein Risiko beim Einsatz der Foils. Selbst wenn sich das Problem verschlimmert und wir das Foil einziehen müssen, können wir es in Kapstadt reparieren. Die Struktur der Foils sollte in Ordnung sein.
Ja, daran glauben wir. In zwei Tagen werden wir stärkeren Wind haben. Eine starke Kaltfront, die sehr gut zu unserem Boot passt. Wir haben auf Etappe eins gezeigt, dass wir unter diesen Bedingungen sehr schnell sein können. Außerdem bin ich mir sicher, dass es auch einige große taktische Optionen gibt. Wir müssen nur abwarten, was der Rest der Flotte macht.
Ja, ich genieße diese Rolle definitiv. Bis jetzt war es eine harte Etappe für uns. Wir haben langsam angefangen. Und jetzt müssen wir aufholen. Die Herausforderungen, die damit verbunden sind, gefallen mir sehr. Ich mag die Verantwortung. Und ich freue mich darauf zu sehen, was wir noch erreichen können, bis wir nach Kapstadt kommen.
In den letzten drei Tagen, seit wir aus den Doldrums herausgekommen sind, sind die Boote wieder viel ungemütlicher geworden. Schlafversuche sind wieder schwieriger. Wir müssen unsere Kopfhörer aufhaben. Es ist sehr laut. Die Bewegungen des Bootes sind im Moment nicht so schlimm, weil die Wellen ziemlich sanft sind. Es ist schön an Bord, aber wirklich sehr heiß. Es ist ziemlich schwierig, mit der Hitze umzugehen. Man bekommt nicht viel Luft. Wenn man schnell fährt, muss man die Fenster schließen und es wird sehr feucht im Inneren. Das ist wie in einem Treibhaus.
Dafür nutzen wir die feuchten Wolken. Es gibt so viele Regenwolken. Alle zehn Minuten kommt eine neue Wolke. Gerade jetzt, wo ich draußen sitze, schaue ich mir einen Regenbogen an. Wenn man Lust hat, kann man nach draußen gehen und duschen. Das ist schön, aber sobald man wieder reinkommt, ist man gleich wieder verschwitzt.
Ich glaube, so um die 32 Grad. Die Wassertemperatur liegt bei 27, 28 Grad. Heute Morgen fängt es an, etwas kälter zu werden, aber es gibt kaum ein Entkommen vor der Hitze. Wenn es windig ist, muss man immer drinnen sein, denn es ist ein bisschen rau an Deck ... Und wenn kein Wind ist, dann ist es einfach nur heiß. Wir freuen uns auf ein bisschen kältere Bedingungen.
Ich denke in 24 Stunden treffen wir auf eine Kaltfront. Damit hoffen wir, dass wir unseren Bug endlich in Richtung Kapstadt richten können. Es fühlt sich seltsam an, im Moment auf der falschen Seite des Atlantiks zu sein, in Bezug auf Kapstadt in die falsche Richtung zu zeigen.
Ja, wir werden unter dem St.-Helena-Hoch durchgehen. Es gibt verschiedene Kursoptionen. Zwei der Möglichkeiten würden uns bis auf 45° Süd führen. Wir fahren also auf Kurs Kapstadt direkt in das Südpolarmeer. Wir sind aber noch nicht sicher, welche Option wir wählen. Es gibt noch viel zu tun, bevor wir Kapstadt erreichen, wo uns alle sehr leichte Winde erwarten. Jeder könnte kurz vor dem Ziel gestoppt werden.
Ja, ich denke, jeder wird darunter durchfahren. Aber es gibt verschiedene Routen. Man kann ganz nah vorbeifahren oder deutlich weiter südlich, um mehr Wind zu haben. Diese Route wäre sehr viel länger, als wir erwartet haben. Wir rationieren unseren Proviant bereits ein wenig. Und das Toilettenpapier geht uns aus.
Der ursprüngliche Plan für die Etappen 1 und 2 sah mit Blick auf den Proviant 21, 22 Tage vor. Jetzt werden es insgesamt eher 24, 25 Tage sein.
Ja, es werden am Ende um die 6.500 sein, denke ich. Ein sehr viel längerer Kurs also. Aber ab morgen werden die Meilen deutlich mehr schrumpfen. Denn dann werden wir in die richtige Richtung segeln.