Tatjana Pokorny
· 26.01.2023
Die erste Nacht der zweiten Etappe ist absolviert. Die Ocean-Race-Flotte bleibt nach kurzem West-Schlenker zunächst der direkten Kurslinie nach Kapstadt nah. Paul Meilhats “Biotherm” führt vor “11th Hour Racing” und “Holcim – PRB”. Team Malizia und das Guyot Environnement – Team Europe folgen.
Nach dem historisch ersten Besuch der Ocean-Race-Flotte in Mindelo auf den Kapverden läuft das Ocean Race weiter. Etappe zwei führt die fünf Teams nach Kapstadt. Dabei stehen in zunächst sehr leichten Winden um sechs Knoten schwere Entscheidungen an: Zunächst gilt es, den breiten Kalmengürtel am Äquator ideal zu passieren und die Passatwinde möglichst schnell zu erreichen. Wem das zuerst gelingt, hat gute Chancen, dem Feld zu entkommen. Das St.-Helena-Hoch im Süden bildet auf Kurs Kapstadt allerdings eine zweite, riesige Flautenfalle.
Während in der Flotte am Tag nach dem Start um die besten Positionen gekämpft wird, kommt es an Bord der Boote zu erstaunlichen Begegnungen. Etwa jener zwischen dem neu für den verletzten Skipper Boris Herrmann auf “Malizia – Seaexplorer” gestiegenen Franzosen Yann Eliès und seinem Landsmann Nico Lunven. Ihre gemeinsame Geschichte ist außergewöhnlich …
Nico Lunven erzählt lächelnd: “Yann und ich haben herausgefunden, dass unsere Väter in den 1970er Jahren im Figaro-Circuit gegeneinander angetreten sind und dann 1973 das erste Whitbread Round the World Race zusammen auf demselben Boot bestritten haben.” Gemeint ist die französische “Grand Louis”, auf der Bruno Lunven und Patrick Eliès die Premiere der wichtigsten Weltumsegelung zusammen absolvierten.
“Jetzt, 50 Jahre später”, sagt Nico Lunven, “segeln Yann und ich – die wir seit zehn Jahren auf den Figaros gegeneinander antreten – gemeinsam das Ocean Race! Wir hatten ja keine Ahnung!” Die Väter erreichten damals auf “Grand Louis” im Feld von 19 Booten Platz drei hinter der mexikanischen Swan 65 “Sayula” und der britischen Camper-Nicholson 55 “Adventure”. Die “Grand Louis” war eine Presley 61. Ihr Podiumsplatz vor 50 Jahren dürfte Nico Lunven und Yann Eliès an Bord von “Malizia – Seaexplorer” zusätzlich beflügeln.